„Europäische Unternehmen sind bei ESG Vorreiter“

Aber wie schwierig es ist, hier den richtigen Weg zu finden, lässt sich am Beispiel Atomkraft aufzeigen. Strom aus Atomkraft ist CO2-schonend, aber sowohl der radioaktive Abfall als auch die Sicherheit vieler Atomkraftwerke sind zu kritisieren.

Eine holistische Nachhaltigkeitsbetrachtung eines Unternehmens ist somit sehr schwierig – unserer Meinung nach aber extrem wichtig, denn es bedeutet, ich muss eine klare Position beziehen.

Gibt es Anlageregionen, die das Segment ESG besonders gut bearbeiten und deshalb besonders lukrativ und investierbar sind?

Moshuber: Das Thema ESG ist mittlerweile ein globales Thema. Und gerade bei Unternehmen wird es stark besprochen und steht im Fokus. Europäische Unternehmen nehmen hier eine Vorreiterrolle ein, aber auch viele Unternehmen aus den Emerging Markets und vor allem Südost Asien sind bereits sehr weit bei der Umsetzung von ESG-Kriterien.

Wir schauen uns diese Märkte und die dort aktiven Unternehmen sehr genau an und es gibt in der Tat auch dort immer wieder gute Investmentoptionen in Bezug auf erneuerbare Energie, Wasser, effizienten Gebäudebau oder auch Bildung.

Immer wieder hört und liest man, dass Elektromobilität als alternative Antriebsform bereits wieder überholt sei und fast alle Hersteller zumindest hierzulande den Trend verschlafen hätten. Hat sich Elektromobilität damit auch als Anlagethema erledigt?

Moshuber: Elektromobilität ist in der Tat ein sehr stark polarisierendes Thema. Im Mittelpunkt der Diskussionen über die Nachhaltigkeit der Elektromobilität stehen Batterieherstellung und Entsorgung. Aber auch die Energieerzeugung spielt hier mit rein und ich frage Sie:

Wenn ein Elektroauto mit einem Energiemix aus Kohleenergie und Atomstrom geladen wird, ist es dann tatsächlich noch eine „nachhaltige“ Mobilitätslösung? Nicht so einfach, oder?

Hinzu kommt, dass es vor allem nicht immer einfach zu durchschauen ist, insbesondere für den Verbraucher bzw. den Endkunden. Er muss am Ende den Anbietern glauben, wenn diese für sich proklamieren, dass ihr Strom zu 100% nachhaltig erzeugt wurde. Da sehen Sie, wie vielschichtig das Thema ist. Nichts desto trotz, als Anlagethema sind innovative Unternehmen immer einen Blick wert und auch in der Elektromobilität.

Mittlerweile hat man zumindest das Gefühl, dass das Thema ESG auch bei den Privatanlegern angekommen ist. Teilen Sie diesen Eindruck und wenn ja, was sind aus Ihrer Sicht die Gründe dafür?

Moshuber: Ich denke schon und freue mich natürlich sehr darüber. Gründe hierfür sind aus meiner Sicht, eine gestiegene Sensibilität der Öffentlichkeit in Bezug auf Klimathemen generell sowie die Tatsache, dass nachhaltige Fonds in allen Anlagesegmenten immer wieder auch zu den Bestperformern gehören.

Interview: Frank O. Milewski. Cash.

Foto: Amundi

1 2Startseite
Weitere Artikel
Abonnieren
Benachrichtige mich bei
0 Comments
Inline Feedbacks
View all comments