DAX 30 oder DAX 40? Für Privatanleger stellt sich eine andere Frage!

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Die Deutsche Börse hat bekannt gegeben, eine Aufstockung des DAX von 30 auf 40 Unternehmen prüfen zu wollen. Daneben sollen weitere Maßnahmen für mehr Qualität unter den DAX-Mitgliedern sorgen. Derzeit sind „alle relevanten Marktteilnehmer und interessierte Dritte“ aufgerufen, ihre Meinung zu diesem Vorhaben bis zum 4. November über ein Online-Formular zu hinterlegen. Die Sutor Bank sieht eine ganz andere Frage als dringlich an.

Die Deutsche Börse hat bekannt gegeben, eine Aufstockung des DAX von 30 auf 40 Unternehmen prüfen zu wollen. Daneben sollen weitere Maßnahmen für mehr Qualität unter den DAX-Mitgliedern sorgen. Derzeit sind „alle relevanten Marktteilnehmer und interessierte Dritte“ aufgerufen, ihre Meinung zu diesem Vorhaben bis zum 4. November über ein Online-Formular zu hinterlegen. Die Sutor Bank sieht eine ganz andere Frage als dringlich an.

Mit Blick auf die Aufstockung des DAX heißt es, gerade institutionelle Investoren würden dem sehr positiv gegenüber stehen, da dadurch eine Verjüngung des DAX stattfinden könnte. Doch was haben Privatanleger davon? Nach Ansicht der Hamburger Sutor Bank ist die Diskussion um DAX 30 oder DAX 40 eine Scheindiskussion. Denn ganz gleich, ob der DAX 30 oder 40 Werte enthält – Privatanleger sollten sich besser an andere, breiter streuende Indizes halten. Das reduziert nicht nur das Risiko, sondern kann auch die Performance verbessern.

Schon mal vom HDAX oder CDAX gehört? Langfristig bessere Performance als der DAX

„Das A und O der Geldanlage ist die Diversifizierung“, erklären die Experten der Sutor Bank. „Die Diskussion darüber, ob der DAX mit 40 anstatt mit 30 Werten sowie weiteren Anpassungen ‚investabler‘ wird, sollte Anleger nicht täuschen: Mit 40 Werten ist keine vernünftige Risikostreuung möglich.“ Gerade weil deutsche Anleger ohnehin bereits einen besonders stark ausgeprägten „Home Bias“ haben, also vor allem auf den Heimatmarkt und dabei gerade die altbekannten Markenunternehmen setzen, tut mehr Diversifizierung not.

Dabei ist mehr Diversifizierung allein schon am deutschen Markt problemlos möglich – doch wer kennt schon etwa den HDAX oder den CDAX? Der HDAX umfasst neben den DAX-Werten auch die Unternehmen aus dem MDAX und dem TecDAX – derzeit insgesamt 99 Werte. Der CDAX kommt sogar auf aktuell 413 Werte und berücksichtigt alle an der Frankfurter Wertpapierbörse im General sowie Prime Standard notierten deutschen Aktien.

Breitere Streuung muss dabei kein Renditenachteil sein – im Gegenteil: Während der DAX auf Sicht von 5 Jahren rund 31 Prozent sowie auf 10 Jahre rund 107 Prozent im Plus steht, kommt der HDAX bei 5 Jahren auf 34 Prozent und bei 10 Jahren auf 126 Prozent. Der am breitesten streuende CDAX liegt auf 5-Jahressicht wie auch der HDAX bei 34 Prozent sowie auf 10-Jahressicht bei 124 Prozent (Daten per 8.10.2020).

Deutsche börsennotierte Unternehmen: unter 5% der Marktkapitalisierung weltweit

„Anstatt über 30 oder 40 DAX-Werte zu diskutieren sollte die Aufmerksamkeit viel mehr darauf gerichtet werden, wie gerade deutsche Anleger zu mehr Diversifikation motiviert werden könnten. Dabei sind jedoch auch ein HDAX oder ein CDAX noch lange nicht das Ende der Fahnenstange für deutsche Anleger, um stärker zu diversifizieren“, stellt die Sutor Bank fest. Selbst wenn man alle deutschen börsennotierten Unternehmen zusammenfasste, kämen sie auf einen Anteil an der  Marktkapitalisierung weltweit von nur etwa 4,8 Prozent. Damit entgehen Anlegern, die primär auf deutsche Werte setzen, mögliche Chancen an den Märkten weltweit. Gleichzeitig bedeutet ein Investment weltweit auch mehr Risikostreuung. Eine Option dafür wäre der MSCI World Index, der rund 1.650 Werte aus den Industrieländern beinhaltet, eine andere der MSCI All Countries World Index, der sogar rund 3.000 Werte sowohl aus Industrie- als auch aus Schwellenländern umfasst.

Neue Qualitätsmerkmale für zukünftigen DAX: adieu Delivery Hero, aber auch Deutsche Bank?

Mit Blick auf die verschiedenen angedachten Veränderungen beim DAX erscheint vieles noch klärungsbedürftig. Beispiel Einführung einer Profitabilitätsanforderung: Bei zwei aufeinander folgenden negativen Geschäftsjahren hieße es Abschied nehmen aus dem DAX. Was sich primär gegen Unternehmen wie Delivery Hero richtet – von den letzten fünf Jahren waren bis auf 2019 vier negativ –, könnte früher oder später auch „altgediente“ DAX-Mitglieder treffen. Die Deutsche Bank steht Delivery Hero in dieser Hinsicht in nichts nach, auch bei ihr fielen von den letzten fünf Geschäftsjahren vier negativ aus, nur 2018 gab es einen Überschuss. Bei RWE gab es beispielsweise 2015 und 2016 Verluste – auch das hätte unter den angedachten neuen Bedingungen das Ende für den Energieversorger im DAX bedeutet.

Nah beieinander sind Delivery Hero und Deutsche Bank jedoch nicht nur, was die Geschäftszahlen anbelangt – auch in der Liste der DAX-30-Firmen nach Marktkapitalisierung sind beide Firmen derzeit Nachbarn: Delivery Hero auf Rang 25, Deutsche Bank auf Rang 26. Ein schwacher Trost für Privatanleger: Das Marktgewicht beider Unternehmen ist im Index inzwischen so gering, dass stärkere Turbulenzen bei ihnen dem DAX nicht allzu viel anhaben könnten.

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