Nachhaltigkeit: Eigentum verpflichtet

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Immer mehr Sparer wählen Wertpapiere nicht nur nach ihrem Verhältnis von Chancen und Risiken aus, sondern auch nach sozialen und ökologischen Gesichtspunkten. Was sich hinter dem Label „nachhaltig“ verbirgt, sollten Anleger genau prüfen. Ein Überblick.

Der regelmäßig von Verbraucherschützern empfohlene Indexfonds „MSCI World“ investiert in die weltweit erfolgreichsten Unternehmen und bildet nahezu die gesamte Weltwirtschaft ab. Damit erzielt er eine ordentliche Rendite, das Risiko der Anlage ist breit gestreut. Über diesen Fonds fließt allerdings auch Kapital zu führenden Waffenproduzenten, Tabakkonzernen, Klimasündern und zu Firmen, die nicht nachvollziehbar belegen können, dass sie keine ethisch verwerflichen Geschäftsmodelle wie Kinderarbeit nutzen.

Etliche Anleger wollen aber auf dieser Grundlage keine Gewinne erzielen: „Immer mehr Verbraucher legen Wert auf fair und ökologisch nachhaltig produzierte Produkte und honorieren Unternehmen, die positive Beiträge für die Gesellschaft leisten. Da ist es nur konsequent, wenn sie sich auch bei der Geldanlage an diesen hohen moralischen Standards orientieren“, sagt Katrin Chrambach von der Postbank. Laut aktuellem Marktbericht des Forums Nachhaltige Geldanlagen haben sich solche ethisch motivierten Investitionen privater Anleger 2019 im Vergleich zum Vorjahr um rund 23 Prozent auf 18,3 Milliarden Euro erhöht.

Was steckt hinter dem grünen Etikett?

Es bestehen vielfältige Möglichkeiten, sozial und ökologisch verantwortungsbewusst zu investieren. „Für Privatanlegereignet sich ein nachhaltiger Investmentfonds oder ETF, da er mit verhältnismäßig kleinen Beiträgen eine größere Risikostreuung erzielt als eine Investition in Einzelaktien“, erläutert Katrin Chrambach. Der Markt ist allerdings unübersichtlich. So fehlt zum Beispiel derzeit noch eine allgemeingültige Definition für nachhaltige Geldanlagen.

„Anleger sollten sich daher genau die Kriterien anschauen, die bei dem jeweiligen Fonds hinter dem Label ‚Nachhaltigkeit‘ stecken“, rät die Postbank Expertin. Zahlreiche Fonds arbeiten derzeit bereits mit Negativ-Listen, die bestimmte umstrittene Branchen oder Unternehmen ausschließen. Weiter gehen Fondsmanager, die gezielt Titel nach festen Nachhaltigkeitskriterien auswählen. Den höchsten Anspruch in Sachen Nachhaltigkeit haben Fonds, die ausschließlich in Firmen investieren, die eine Vorreiterrolle beim Umweltschutz oder den sozialen Standards einnehmen und ihr Geschäftsmodell entsprechend ausrichten. 

Rendite im Blick behalten

„Neben den ethisch-ökologischen Gesichtspunkten sollten Anleger die Rendite nicht aus den Augen verlieren, da sich auch eine nachhaltige Geldanlage rechnen sollte“, ergänzt die Postbank Expertin. Das Risiko dieser Anlagen unterscheide sich übrigens kaum von dem eines herkömmlichen Wertpapierinvestments: „Auch wer sein Geld grün und sozial anlegen will, sollte dies langfristig ausrichten, um eventuelle Kursschwankungen aussitzen zu können“, so Katrin Chrambach.

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