Das Portfolio für 2022 wetterfest machen

Foto: Union Investment
Alexander Wagner, Union Investment

Der Kapitalmarkt bleibt im kommenden Jahr herausfordernd. Es gibt Anlageklassen, die auch in einem Umfeld mit höherer Inflation und steigenden Zinsen ansprechende Erträge bieten. Alexander Wagner, Gruppenleiter im Bereich Multi Asset von Union Investment, gibt seine Einschätzung.

Aktien bleiben auch im neuen Jahr unsere Anlagefavoriten. Obwohl das Marktumfeld aufgrund der strafferen Geldpolitik rauer geworden ist, sollten Dividendentitel gefragt bleiben. Die Zinsen verharren trotz eines gewissen Aufwärtsdrucks weiter auf einem niedrigen Niveau, die Konjunkturaussichten sind gut und das Gewinnwachstum erscheint robust.

Aus strategischer Sicht bevorzugen wir nach wie vor US-Aktien, nicht nur weil die Wirtschaft in den USA stärker wachsen sollte als in Europa. Der entscheidende Unterschied ist, dass dort deutlich mehr Unternehmen aus Wachstumsbranchen angesiedelt sind. Der Technologie- und Internetsektor wird auch in Zukunft immer wieder neue profitable Geschäftsideen hervorbringen.

Zahlreiche interessante Investmentthemen

Es dürfte aber in 2022 wiederholt Marktphasen geben, in denen es sinnvoll ist, europäische Aktien taktisch stärker zu gewichten. Europa ist insgesamt zyklischer und daher konjunktursensitiver ausgerichtet. Wenn es gelingt, die Corona-Pandemie in den Griff zu bekommen, dann bieten sich hier attraktive Kaufgelegenheiten.

Auch im Bereich Nachhaltigkeit gibt es Chancen. Ob das Themen sind wie die Zukunft der Ernährung, Erneuerbare Energien, die Zukunft der Medizin sowie innovative Automobiltechniken und Transportlösungen – hier bestehen viele interessante Investitionsbereiche. Im Nachhaltigkeitssegment sind auch viele kleine und mittelgroße börsennotierte Unternehmen aktiv. Und im Rohstoffbereich sollten Industriemetalle von der grünen Transformation im Zuge der Dekarbonisierung profitieren. Außerdem lassen sich nach wie vor Edelmetalle und hier insbesondere Gold als Absicherung gegen Extremrisiken in breit gestreute Wertpapierbestände beimischen. Ein wichtiger Portfoliobaustein sind auch die bewährten Absolute Return-Konzepte mit marktneutralen Strategien.  

Inflationsrisiken fordern sorgfältige Auswahl der Rentenanlagen    

Inflation wird auch in diesem Jahr ein Thema bleiben. Es ist davon auszugehen, dass die Teuerung im Jahr 2022 niedriger ausfallen wird, schon alleine aufgrund des Wegfalls von Basiseffekten. Auch gibt es Hinweise, wonach der Höhepunkt der Anspannungen in den Lieferketten bereits erreicht sein dürfte. Eine Normalisierung führt auch zu einem geringeren Teuerungsdruck. Mit der Entspannung an der Preisfront sollten die Notenbanken auch die Möglichkeit haben, die geldpolitische Schraube moderat und marktverträglich anzuziehen, ohne dadurch die Erholung der Wirtschaft zu gefährden.  

Wie bereits in den letzten Jahren, bieten sich Alternativen zu den klassischen Staatsanleihen, die kaum Rendite bieten, in bestimmten Nischen des Rentenmarkts. Dazu können ausgesuchte Hartwährungs-Anleihen aus den Schwellenländern zählen, aber auch die sogenannten „Frontier Markets“,  also Länder, die an der Schwelle zu Emerging Markets stehen, aber nur kleine und weniger liquide Anlagemöglichkeiten bieten. Dort lassen sich Renditen von rund zehn Prozent verdienen. Es lohnt sich auch, einen Blick auf asiatische Hochzinsanleihen zu werfen, insbesondere aus China. In den Schwellenländern ist aber eine sorgfältige Einzeltitelauswahl notwendig, und eine engmaschige Überwachung der mit solchen Anlagen verbundenen Risiken.  

Darüber hinaus kann auch der Bereich der strukturierten Kredite in einem Multi-Asset-Portfolio interessant sein. Diese Verbriefungen sind jeweils durch ein großes Portfolio besicherter Kredite gedeckt und bieten vergleichsweise hohe Risikoaufschläge. Ein weiterer Vorteil ist, dass sie sich größtenteils variabel verzinsen und damit dem Anleger auch eine gewisse Absicherung bei steigenden Zinsen bieten. Etwas stärkere Vorsicht ist derzeit hingegen bei klassischen Unternehmensanleihen angezeigt.

Corona-Pandemie 2022 wohl nicht mehr marktbeherrschend

Mit Blick auf das Jahr 2022 gehen wir davon aus, dass die Corona-Pandemie durch eine zunehmende Grundimmunisierung der Bevölkerung in den großen Volkswirtschaften an den Kapitalmärkten an  Bedeutung verlieren sollte, auch wenn die Omikron-Variante uns zurzeit noch beschäftigt. Sofern nicht eine neue, gefährlichere Virus-Variante auftritt, dürften Aktien, die von der Wiedereröffnung bestimmter Wirtschaftszweige profitieren, wieder Auftrieb bekommen. Dies betrifft vor allem  Unternehmen aus der Hotel-, Reise- und Freizeitbranche. Auch das Jahr 2022 wird aber sicherlich von vielen Unsicherheiten geprägt sein. Für Privatanleger ist es daher ratsam, auf eine aktive Portfolioverwaltung durch ein erfahrenes Managementteam zu setzen. Die sorgfältige Beobachtung der Marktentwicklung ist die Voraussetzung dafür, die Wertpapierportfolios entsprechend schnell und flexibel an sich verändernde Situationen anpassen zu können. Es stehen zahlreiche interessante Anlageklassen zur Verfügung, um Multi-Asset-Portfolios auch unter Risikogesichtspunkten stets ausgewogen aufzustellen.

Autor Alexander Wagner leitet seit Oktober 2018 das Team Relative Return Management im Bereich Multi Asset bei Union Investment. In seiner Funktion verantwortet er das Management von großen Vermögensverwaltungs- und Multi-Asset-Produkten, unter anderem den PrivatFonds: Kontrolliert und VermögenPlus. Herr Wagner studierte Betriebswirtschaftslehre an der Universität Trier und erhielt 2005 seinen Abschluss als Diplom-Kaufmann. Er ist gelernter Bankkaufmann und CFA Charterholder.

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