Letzter Akt im Griechenland-Drama

Der Showdown im Griechenland-Drama hält den Dax in seinem Bann. Andere Faktoren rücken an den Aktienmärkten derzeit in den Hintergrund.

Griechenlands Verbleib im Euro auf Messers Schneide

Einen Vorgeschmack hatte der deutsche Leitindex in der abgelaufenen Woche gegeben: Hoffnungen auf ein nahendes Ende des Schuldenstreits zwischen Griechenland und seinen Geldgebern hatten dem Dax am Montag den größten Tagesgewinn seit Anfang August 2012 gebracht. Neue Rückschläge in den Verhandlungen ließen die Kurse dann aber wieder etwas bröckeln.

Entscheidung am Samstag

Nun treffen am Samstag um 17 Uhr die Euro-Finanzminister erneut in Brüssel zusammen. Laut Eurogruppen-Chef Jeroen Dijsselbloem muss eine Entscheidung fallen. Bisher waren vier Anläufe zur Abwendung der Staatspleite Griechenlands über die Genehmigung eines griechischen Reform- und Sparpaketes erfolglos. Die Analysten der französischen Bank Societe Generale rechnen zwar weiterhin mit einem „Last-Minute-Deal“. Damit sei das Thema aber nicht gelöst.

Hohe Risiken bleiben

Die Risiken blieben hoch, zumal Griechenlands Regierung einige „rote Linien“ überschreiten müsse. Das griechische Parlament müsste einem Rettungspaket zustimmen. Sonst können bisher blockierte Restgelder bis zum 30. Juni nicht ausgezahlt werden. Auch die Parlamente anderer Euro-Länder müssen dann abstimmen. Bis Mittwoch müsste auch der Bundestag entscheiden.

Non-Grexit-Rallye?

Die Börsen könnten beim Verbleib Griechenlands in der Euro-Familie eine „Non-Grexit-Rally“ feiern, sagte Börsenexperte Robert Halver von der Baader Bank. Vor dem Wochenende gab es bereits Berichte zu einer Verlängerung des griechischen Rettungsprogramms. Die Polit-Räson würde sich aus Halvers Sicht dann aber ein weiteres Mal gegen finanzpolitische Vernunft durchsetzen. Die Wiedervorlage der Griechenland-Krise würde zudem fest terminiert: „Das dicke Ende kommt noch“, so Halver. Diplomaten zufolge stößt ein kolportiertes Geldgeber-Angebot im Kreise der Euro-Finanzminister am Freitag auf Widerstand.

Wichtige Wirtschaftsdaten aus den USA

„Es gibt mehr als Griechenland“, blickte Marktstrategin Sarah Brylewski vom Handelshaus Ayondo über das Thema der Stunde hinaus. Investoren seien um jede Ablenkung froh und nutzten liebend gerne neue Impulse, wie jüngst ein erwartetes Übernahmeangebot für den Dax-Wert K+S durch den Wettbewerber Potash. Das Dilemma: „Für einen weiteren Sprung Richtung 12 000 Punkte ist die Ungewissheit wegen Griechenland zu groß, für einen Rücksetzer unter 11 000 Zähler die Bewertung vieler Aktien einfach zu attraktiv. Speziell im Vergleich zum Anleihemarkt“, so Brylewski.

Griechische Kuh muss vom Eis

Das Umfeld für eine Rally beim Dax wäre nach dem Ausverkauf Mitte Juni gegeben – doch die griechische Kuh müsse einfach vom Eis. Sollte es am Wochenende einen Kompromiss geben, könnten mutige Aktienanleger belohnt werden. Neben dem Griechenland-Drama rückten vor allem die Makrodaten aus den USA in den Marktfokus, so Chefstratege Chris-Oliver Schickentanz von der Commerzbank.

Daten aus Asien erwartet

Kurz vor dem Unabhängigkeitstag am 4. Juli ziehe der Arbeitsmarktbericht im Paket mit den wöchentlichen Erstanträgen auf Arbeitslosenhilfe die Aufmerksamkeit auf sich. Wichtig sei auch der ISM-Index für das verarbeitende Gewerbe am Mittwoch. Hinzu kämen Daten aus Asien. Vor allem sei die Frage, ob sich die Konjunkturdaten in China nach positiven Signalen eines Einkaufsmanagerindex weiter stabilisieren könne. Auch Wirtschaftsdaten aus Japan könnten die Märkte bewegen.

„Von der Unternehmensseite bleibt es sowieso ruhig“, sagte Schickentanz. Hier komme erst zur Monatsmitte mit dem Start der Berichtssaison und somit vielen wichtigen Quartalsberichten wieder stärkere Marktrelevanz auf. Einige Anleger dürften auch weiter auf den überhitzten chinesischen Aktienmarkt blicken, der in der abgelaufenen Woche weiter Luft abgelassen habe.

Quelle: dpa-AFX

Foto: Shutterstock

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