“Es stehen noch viele Innovationen aus”

Der Sektor Medizintechnik verzeichnet seit Jahren hohe Wachtumsraten. Cash. befragte Marc-André Marcotte, Partner des Private Equity Teams von Sectoral Asset Management, zu den Perspektiven und was bei Investments in diesen Bereich besonders wichtig ist.

Marc-André Marcotte, Partner des Private Equity Teams von Sectoral Asset Management.

Aktien von Medizintechnikunternehmen haben in jüngster Zeit enorme Kursgewinne erzielt. Woran liegt das?

Marcotte: Es gibt viele gute Gründe, warum Medtech-Aktien in den letzten Jahren gut abgeschnitten haben. Erstens werden die Zielmärkte immer größer. So traurig es klingen mag: Aber allein schon die demografische Entwicklung sorgt dafür, dass es immer mehr Menschen mit Diabetes und Herzerkrankungen gibt. Und die müssen behandelt werden, wobei Medikamente nicht für jeden geeignet sind.

Bei 50 Prozent der Patienten mit Vorhofflimmern beispielsweise wirken Medikamente nicht so wie sie sollen. Solche Menschen brauchen einen Ablationskatheter und damit ein Medizintechnikprodukt. Der zweite Grund sind Innovationen. Hersteller schließen Schritt für Schritt die Lücken des medizinischen Bedarfs. Ein Beispiel dafür sind verbesserte Maschenimplantate, so gennannte Meshgrafts zur Wundbehandlung.

Es gibt aber auch bahnbrechende Innovationen wie beispielsweise das MitraClip-System bei einer schweren Mitralklappeninsuffizienz. Mitralklappen können mittlerweile repariert oder ersetzt werden. Die Medizin bietet Patienten inzwischen sehr viel bessere Lösungen oder kann Menschen behandeln, für die es bislang gar keine Therapie gab. Dadurch werden Märkte erschlossen oder manchmal auch gänzlich neue geschaffen.

Drittens legen einige Healthcare-Investoren ihr Kapital lieber im Bereich Medizintechnik an als in anderen Sektoren des Gesundheitswesens. Auch dafür gibt es gute Gründe, unter anderem strukturelle. Außerdem ist die Medizintechnik weniger von binären Ereignissen abhängig als beispielsweise die Biotechnologie. Wenn dort etwas scheitert, ist nicht gleich alles verloren.

Im Vergleich zur Pharmaindustrie hingegen bietet Medizintechnik deutlich mehr Wachstumsimpulse. Und viertens profitieren Medtech-Aktien von einer breiteren Stärke des Aktienmarktes und den allgemeinen Makrobedingungen.

Sind diese Wachstumsraten auch in Zukunft zu erwarten?

Marcotte: Investoren, die versucht haben, das Ende der Hausse des Medtech-Marktes herbeizureden, dürften ziemlich gelitten haben. Trotz historischer Höchstbewertungen wachsen die Unternehmen weiter und verfügen nach wie vor über starke Produktpipelines. Viele Märkte sind weitgehend unerschlossen. Ein Beispiel dafür ist der Markt für Diabetes Typ-2-Patienten oder für Herzinsuffizienz, wo neue Medizinprodukte ausstehen.

Darüber hinaus werden Innovationen in den USA durch ein gesundes M&A-Umfeld gefördert, wo reifere Akteure innovative Technologien erwerben müssen. Zuträglich ist auch das relativ stabile Kostenerstattungssystem, was durch die politische Diskussion um die Medikamentenpreise bedingt ist. Auch das regulatorische Umfeld der USA fördert Innovationen.

Wir gehen davon aus, dass all diese Faktoren in den kommenden Jahren den Markt stützen werden. Darüber hinaus ist das Makroumfeld relativ geschäfts- und aktienfreundlich, da die US-Notenbank die Zinsen senkt. Außerdem wird die US-Regierung vor den Wahlen die gut laufende Wirtschaft sicherlich nicht aufs Spiel setzen, wovon zyklische Werte profitieren dürften.

Der Gesundheitssektor insgesamt ist zwar eher defensiv. Aber viele Medtech-Unternehmen wie beispielsweise der Diabetes- oder Herzüberwachungsmarkt hängen vom Konsumgütermarkt ab. Der Charakter der Medizintechnik ist dadurch also eher ein zyklischer. Obwohl Medtech-Aktien durch viele Faktoren weiterhin gut laufen werden, dürften sie sehr wahrscheinlich leiden, wenn der Markt allgemein nachgibt.

 

Seite 2: Wo Innovation schon weiter vorangeschritten ist

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