Stahl: Nachfrage sinkt bei großem Angebot

Eine rentable Karbonstahlerzeugung sei derzeit für die europäischen Stahlproduzenten nahezu unmöglich, so die Analysten von Metzler Capital Markets. Während die Eisenerzpreise seit Jahresbeginn deutlich zugelegt hätten, bewegten sich die europäischen Referenzpreise für Warmbandstahl auf niedrigerem Niveau.

Die Stahlunternehmen könnten die hohen Rohstoffkosten aufgrund erhöhter Importvolumina und einer gesunkenen Nachfrage nicht an die Käufer weitergeben. Erschwerend komme hinzu, dass jüngste Gewinnwarnungen in wichtigen Abnehmerbranchen – etwa in der Automobilindustrie – auf eine nur verhaltene Konjunktur im zweiten Halbjahr hinweisen.

„Gekürzte Produktion scheint lediglich auszureichen, um derzeitiges Preisniveau zu halten“

Damit verdichteten sich die Anzeichen, dass die Abkühlung der Konjunktur länger anhalten könnte als von den meisten Unternehmen erwartet. Infolgedessen erscheinen deutliche Preissteigerungen zunächst nur schwer vorstellbar.

„Die europäischen Produzenten haben zwar die Produktion gekürzt, doch das scheint allenfalls auszureichen, um das derzeitige Preisniveau zu erhalten“, so Branchenanalyst David Varga.

Hinzu komme die Unsicherheit aufgrund der weltweiten Handelskonflikte, was sich zunehmend in einer Investitionszurückhaltung niederschlage.

Erhöhtes Preisniveau ist nicht nachhaltig

Varga sieht allerdings auch Faktoren, die aus diesem Dilemma herausführen könnten. Zum einen sei es wahrscheinlich, dass sich das erhöhte Preisniveau für Eisenerz als nicht nachhaltig erweise.

So rechnet er damit, dass sich die brasilianischen und australischen Exporte sukzessive erholen, während die Nachfrage aus chinesischer Stahlproduktion aufgrund geringer Margen und ökologisch bedingter Produktionskürzungen sinken werden.

Begrenzung des Angebots von Anbietern ist wichtig

Zum anderen sei nach Meinung des Analysten eine Überarbeitung der im Februar implementierten Schutzmaßnahmen durch die EU-Kommission erforderlich.

Wichtig seien eine Begrenzung des Angebots von Anbietern außerhalb der Europäischen Union sowie das Vermeiden von Fehlanreizen. Ob und wie schnell die EU-Kommission reagiere, sei allerdings mit einem Fragezeichen versehen.

Wenn es auch Gründe gebe, von einer Bodenbildung der Preise für Warmbandstahl in Europa auszugehen, hält Varga es für ungewiss, wie lange eine Preiserholung auf sich warten lässt. Die Margen der Stahlproduzenten stünden also weiterhin unter Druck.

 

Foto: Shutterstock

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