Von wegen „Großstadtpanzer“: Verivox checkt Klischees über SUVs

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Geliebt und gehasst – SUV polarisieren. Kritiker zeichnen das Bild vom rücksichtslos rasenden Besserverdiener, der mit seinem „Großstadtpanzer“ die eigenen Kinder bis vor die Schultür kutschiert. Das Vergleichsportal Verivox hat die Versicherungsabschlüsse des letzten Jahres ausgewertet und fünf gängige SUV-Klischees einer kritischen Prüfung unterzogen.

Die Daten zeigen: Am Vorurteil vom Großstadtpanzer für Reiche ist nichts dran. Am beliebtesten sind SUV in den ostdeutschen Flächenländern Thüringen und Mecklenburg-Vorpommern.

Großstadtpanzer? Niedrigste SUV-Quote in Bremen

SUV sind im urbanen Raum nicht generell überrepräsentiert. In den Millionenstädten Berlin, Hamburg und Köln ist die SUV-Dichte niedriger als im Bundesdurchschnitt (13 Prozent). In der Rhein-Metropole machen SUV nur knapp 10 Prozent aller versicherten Autos aus, in Berlin 12 Prozent und in Hamburg knapp 13 Prozent. Von den vier Millionenmetropolen weist nur das einkommensstarke München eine überdurchschnittliche SUV-Quote auf (18 Prozent). Vor allem die großen SUV sind in der bayerischen Landeshauptstadt deutlich häufiger vertreten als im bundesweiten Schnitt. Auch der Bundesländervergleich spricht gegen das Klischee vom SUV als Großstadtpanzer. Nirgendwo ist die SUV-Dichte so niedrig wie im Stadtstaat Bremen (unter 10 Prozent).

Autos für Reiche? Höchste SUV-Dichte im einkommensschwachen Osten

SUV werden nicht nur dort häufig gefahren, wo die Menschen am meisten verdienen. Im Gegenteil: Am höchsten ist die SUV-Dichte in den ostdeutschen Flächenländern Thüringen und Mecklenburg-Vorpommern – beides Bundesländer mit vergleichsweise niedrigem Durchschnittseinkommen. 

Andererseits liegen die Fahrzeug-Neupreise der über Verivox versicherten SUV mehr als 9.000 Euro über denen der übrigen Automodelle. Selbst kleine SUV kosten im Schnitt 1.500 Euro mehr. Zudem sind SUV durchschnittlich rund zwei Jahre jünger als andere Modelle. Der Preis für jüngere Fahrzeuge liegt in der Regel auch näher am ursprünglichen Listenpreis. Darum dürften die SUV-Besitzer im Schnitt deutlich mehr für ihren fahrbaren Untersatz bezahlt haben als andere Autofahrer.

Riesige Ungetüme? Über 80 Prozent kleine und mittelgroße Modelle 

Nur ein kleiner Teil der über Verivox versicherten SUV entfällt auf großräumige Fahrzeugmodelle. Große SUV wie der Audi Q7, der VW Touareg oder der BMW X5 machen nicht einmal ein Zehntel des Gesamtsegments aus. Über die Hälfte entfällt auf mittelgroße SUV-Modelle wie den Nissan Qashqai oder den BMW X3. 30 Prozent der versicherten Modelle sind kleine SUV, also Klein- und Kompaktwagen-Varianten mit erhöhtem Einstieg wie der Opel Mokka oder der Dacia Duster. 

Raser und Crash-Piloten? SUV-Fahrer sind keine eifrigen Punktesammler

Wer eine Kfz-Versicherung abschließt, macht dabei Angaben zu bestehenden Punkten in Flensburg. Unter den Punktesündern tun sich SUV-Fahrerinnen und Fahrer aber nicht besonders hervor. Sie haben sogar etwas seltener Flensburg-Punkte als andere Versicherte.

Gleichwohl geben mehr als zehn Prozent der SUV-Fahrer beim Versicherungsabschluss Vorschäden an – Halter anderer Modelle tun das nur in knapp acht Prozent der Fälle. SUV-Fahrer hatten demnach fast 30 Prozent häufiger als andere Versicherte einen Haftpflichtschaden in den letzten drei Jahren. 

Autos von Helikoptereltern? Eltern-Anteil unter dem Gesamtdurchschnitt

Über den Erziehungsstil sagen die Verivox-Daten zwar nichts, jedoch zeigen sie, dass Eltern unter den SUV-Piloten eher unterrepräsentiert sind. Insgesamt leben bei einem Viertel aller Verivox-Kundinnen und -Kunden minderjährige Kinder im Haushalt, aber nur in etwas mehr als jedem fünften SUV sitzen Eltern am Steuer.

Männer über 50 Jahren fahren besonders häufig SUV 

SUV fahren Frauen wie Männer jeglichen Alters aus allen Teilen der Bundesrepublik. Der laut Verivox-Daten typischste SUV-Fahrer ist aber ein Mann über 50 aus einem ostdeutschen Bundesland. Insgesamt werden zwei Drittel aller Kfz-Versicherungen bei Verivox von Männern abgeschlossen. Bei den versicherten SUV ist der Männeranteil höher und liegt bei 71 Prozent.

Was außerdem auffällt: Zwei von drei Verivox-Kunden mit einem SUV sind älter als 50 Jahre; im Schnitt sind die SUV-Fahrer mehr als sechs Jahre älter als die übrigen Autobesitzer. „Das Alter ist ein wichtiger Schlüssel, um den SUV-Boom zu erklären“, sagt Wolfgang Schütz, Geschäftsführer der Verivox Versicherungsvergleich GmbH. „Ältere Fahrer schätzen häufig den erhöhten Einstieg und den besseren Überblick.“ 

Methodik

Für die Analyse wurden sämtliche Kfz-Versicherungsabschlüsse über Verivox in den letzten 12 Monaten anonymisiert ausgewertet.

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