Allianz Leben erwartet lange Durststrecke im Zins-Tal

Ob die Trendumkehr der Allianz tatsächlich richtungsweisend ist, wird sich erst zeigen müssen. Fest steht indes, dass das drohende Szenario einer anhaltenden Niedrigzinsphase die Assekuranz unter Druck setzt. Da die Unternehmen die Mindestverzinsung für ihre Kunden vor allem mit festverzinslichen Vehikeln einfahren, sind langfristig niedrige Kapitalmarktzinsen Gift für die Branche.

Langfristige Niedrigzinsen als Drohkulisse

Die künftige Verzinsung ist also eng an die Entwicklungen der Märkte gekoppelt. „Die Überschussdeklaration hängt vom Kapitalanlageergebnis des Versicherers im Vorjahr ab. Wenn die Zinsen wieder steigen, wird auch die Überschussbeteiligung wieder höher ausfallen“, so Assekurata-Geschäftsführer Will.

Die Aachen Münchener (AMV), Teil der Generali-Gruppe und Nummer Zwei im Lebensversicherungsmarkt, bestätigte auf Anfrage, dass die Sparanteile ihrer Kunden weiterhin mit 4,2 Prozent verzinst werden (Schlussüberschuss 0,6 Prozent). Allerdings waren die Überschüsse dort bereits im Vorjahr um 0,2 Prozentpunkte gesunken.

Auch bei der Zurich will man dem Beispiel der Allianz nicht folgen. Die Überschussbeteiligung wird 2010 bei 3,8 Prozent belassen, wie das Unternehmen gegenüber cash-online erklärte. Die Nürnberger Leben teilte mit, dass die Gesamtverzinsung der Sparanteile im kommenden Jahr unverändert vier Prozent bei allen Tarifgenerationen betragen werde. Bezieht man den Schlussüberschuss mit ein, beträgt die Gesamtverzinsung etwa 4,3 Prozent, so eine Sprecherin. Gemessen an den Beitragseinnahmen sind die Franken der neuntgrößte Versicherer in Deutschland (Rang zwölf in 2007).

AMV, Zurich und Nürnberger halten Verzinsung konstant

Bereits im vergangenen Jahr war aufgrund des krisengeschüttelten Finanzmarkts viel über einen branchenübergreifenden Einbruch der laufenden Verzinsung spekuliert worden. Am Ende sank der Durchschnitt allerdings nur leicht von 4,35 Prozent auf 4,28 Prozent.

Hintergrund: Kunden einer Lebensversicherung haben Anspruch auf garantierte Versicherungsleistungen. Um diese zu finanzieren, bilden die Versicherer Rückstellungen. Für deren Berechnung legt der Gesetzgeber den sogenannten Garantiezins (aktuell 2,25 Prozent für neu abgeschlossene Verträge) fest. Verträge, die vor 2004 abgeschlossen wurden, erhalten je nach Abschlusstermin weiterhin einen garantierten Zinssatz von bis zu vier Prozent (Durchschnitt Ende 2008 laut Assekurata 3,43 Prozent).

Da die Unternehmen bei der Kapitalanlage idealtypischerweise mehr Erträge erzielen, als für die Garantieleistungen erforderlich sind, entstehen Überschüsse. An diesen werden die Kunden traditionell beteiligt. Einerseits über die laufende Überschussbeteiligung, die jährlich zugeteilt wird und andererseits über einen Schlussüberschuss, der anfinanziert und bei Vertragsfälligkeit oder Kündigung ausbezahlt wird. (hb/mo)

Seite 3: Drei Fragen an Fitch-Versicherungsexperte Tim Ockenga

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