Umfrage: Niedergelassene Ärzte lehnen Bürgerversicherung ab

Pläne für eine Bürgerversicherung stoßen in der Ärzteschaft auf große Ablehnung: Neun von zehn niedergelassenen Ärzte haben sich laut einer aktuellen Fax- und Online-Umfrage gegen einen entsprechenden Umbau des Krankenversicherungssystems ausgesprochen.

Dr. Wolfgang Bärtl, BVNF

An der Umfrage, die gemeinsam vom Online-Ärztenetzwerk Hippokranet und dem Bundesverband der niedergelassenen Fachärzte (BVNF) initiiert wurde, hätten Anfang Februar mehr als 2.100 Ärzte teilgenommen, teilte der Ärztenachrichtendienst (änd) in Hamburg mit.

Laut änd sind rund 86 Prozent der Ärzte davon überzeugt, dass am derzeitigen dualen Krankenversicherungssystem – mit Vollversicherungsangeboten der privaten Krankenversicherer (PKV) – festgehalten werden sollte.

Nur zwölf Prozent wollen PKV auf Zusatzversicherung beschränken

„Lediglich zwölf Prozent der Ärzte gaben an, dass sich das Geschäft der PKV künftig nur auf Zusatzversicherungen beschränken sollte“, sagt Jan Scholz, Chefredakteur des Ärztenachrichtendienstes, dem Betreiber des Hippokranet.

Interessant sei zudem, so der änd, dass sich die deutliche Mehrheit (86 Prozent) der niedergelassenen Ärzte für die Kostenerstattung in den Arztpraxen bei Kassenpatienten ausgesprochen habe.

Mehr Transparenz gefordert

„Das sollte ein Signal für die Politiker sein. Es muss eine öffentliche Debatte über das Thema geben. Die Kollegen wollen mehr Transparenz im System. Der Patient soll anhand einer verständlichen Rechnung die erbrachten Leistungen nachvollziehen können – der Arzt soll Klarheit über das zu erwartende Honorar bekommen“, kommentiert BVNF-Vorsitzender Dr. Wolfgang Bärtl.

Drohender Milliardenverlust für Ärzteschaft

„Die Kollegen haben dabei ein deutliches Votum abgegeben – gegen die Bürgerversicherung und für die Beibehaltung des derzeitigen dualen Krankenversicherungssystems. Mit dem Modell von SPD und Grünen fürchten die Niedergelassenen deutliche Verschlechterungen“, ergänzt Bärtl.

Nach Schätzungen des PKV-Verbandes müsste die Ärzteschaft mit einem Verlust von 3,6 Milliarden Euro im Jahr rechnen, sollte die PKV zugunsten einer Bürgerversicherung abgeschafft werden.

änd kritisiert MLP-Umfrage

Bereits im Januar hatte es eine Umfrage des Finanzdienstleisters MLP unter rund 500 Ärzten gegeben, bei dem sich eine knappe Mehrheit der Mediziner für die Bürgerversicherung ausgesprochen hatte. Der änd will dies jedoch nicht gelten lassen: Demnach habe die MLP-Umfrage Klinikärzte und niedergelassene Ärzte „in einen Topf geworfen“. „Wir wollten mit unserer Umfrage gezielt herausfinden, wie die Ärzte in den Praxen über das Thema denken – und das Ergebnis ist eindeutig. Die Bürgerversicherung stößt auf wenig Verständnis“, so Scholz. (lk)

Foto: BVNF

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