Grüne wollen Marktmacht der großen Wirtschaftsprüfer aufbrechen

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Die finanzpolitische Sprecherin der Grünen-Bundestagsfraktion, Lisa Paus

Die Grünen wollen die Marktmacht der vier großen Wirtschaftsprüfungsgesellschaften aufbrechen. Die finanzpolitische Sprecherin der Grünen-Bundestagsfraktion, Lisa Paus, sagte, öffentliche Aufträge müssten auch an mittelständische Wirtschaftsprüfer gehen. Außerdem forderte sie eine strikte Trennung von Beratung und Wirtschaftsprüfung.

Die Grünen wollen die Marktmacht der vier großen Wirtschaftsprüfungsgesellschaften aufbrechen. Die finanzpolitische Sprecherin der Grünen-Bundestagsfraktion, Lisa Paus, sagte, öffentliche Aufträge müssten auch an mittelständische Wirtschaftsprüfer gehen. Außerdem forderte sie eine strikte Trennung von Beratung und Wirtschaftsprüfung.

Die Bundesregierung hat in den vergangenen fünf Jahren an die vier großen Wirtschaftsprüfungsgesellschaften Staatsaufträge in Höhe von 400 Millionen Euro vergeben, wie aus einer Antwort der Bundesregierung auf eine Grünen-Anfrage hervorgeht.

Zu den vier großen Gesellschaften gehört auch EY. EY hatte Jahresbilanzen beim Zahlungsabwickler Wirecard seit 2009 geprüft und testiert. Finanzminister Olaf Scholz (SPD) hatte kritisiert, dies sei nicht begreifbar. Scholz und Justizministerin Christine Lambrecht (beide SPD) hatten angesichts des Wirecard-Skandals eine Reform auch der Wirtschaftsprüfung angekündigt.

Mit einer besseren Regulierung der Wirtschaftsprüfung in Deutschland wäre der Fall Wirecard vermutlich so nicht geschehen, so die Grünen. Dazu komme das Problem der Interessenkonflikte, die eine kritische und ernsthafte Prüfung erschwerten. Paus kündigte an, die Grünen wollten eigene Reformvorschläge vorlegen. “Die vier großen Wirtschaftsprüfergesellschaften haben ein Oligopol – das muss aufgebrochen werden.” So solle überlegt werden, ob ein Testat bei großen Firmen von zwei unabhängigen Wirtschaftsprüfungsgesellschaften abgegeben werden müsse. Davon würden auch kleinere Prüfgesellschaften jenseits der “Big Four” profitieren.

Luftbuchungen von 1,9 Milliarden Euro

Im Juni hatte der inzwischen insolvente Zahlungsdienstleister Wirecard Luftbuchungen von 1,9 Milliarden Euro eingeräumt. Die Münchner Staatsanwaltschaft geht davon aus, dass Wirecard seit 2015 Scheingewinne auswies und ermittelt wegen gewerbsmäßigen Bandenbetrugs.

Ein Untersuchungsausschuss des Bundestags soll klären, inwiefern die Bundesregierung sowie Behörden über Vorkommnisse bei Wirecard informiert waren und inwiefern sie ihren finanzaufsichtlichen, geldwäscheaufsichtlichen sowie steuerrechtlichen Pflichten im Hinblick auf den Wirecard-Konzern nachgekommen sind. (dpa-AFX)

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