P&R: Welche Rolle spielte Hanjin?

Auf Nachfrage teilte ein P&R-Sprecher zunächst mit: „Ich würde hier keinen – jedenfalls keinen mir bekannten – Zusammenhang herstellen, der auch in der Größenordnung möglicher an Hanjin vermieteter Container die aktuelle Situation erklären würde.“ Er werde der Sache aber noch einmal nachgehen. Einige Tage später erklärt er: „Ich konnte bei mir vorliegenden Informationen keinen signifikanten Zusammenhang herstellen.“

P&R hat demnach wahrscheinlich – wie von Solvium vermutet – durchaus unter Hanjin gelitten, Ausschlag gebend war dies für die Insolvenzen aber wohl nicht. Wahrscheinlicher ist, dass die Geschäftsführung schlicht zu spät „den Stecker gezogen“ hat.

Um den Nimbus der seit über 40 Jahren einwandfreien Abwicklung der Verträge nicht zu zerstören, hat sie wohl zu lange daran festgehalten, auch ohne vertragliche Verpflichtung die avisierten hohen Rückkaufpreise zu zahlen, obwohl sie am Markt nicht zu erzielen waren.

Langjährige Zuverlässigkeit

Schließlich war die langjährige Zuverlässigkeit eines der wichtigsten Verkaufsargumente von P&R. Am Ende haben die freiwilligen Zahlungen jedoch womöglich dazu geführt, dass auch die vertraglich fixierten Verpflichtungen nicht mehr erfüllt werden konnten. Darauf jedenfalls ließ die erste Stellungnahme der P&R-Geschäftsführung nach den Insolvenzanträgen schließen.

„Die aktuellen Schwierigkeiten der von einer Zahlungsunfähigkeit betroffenen Container-Investmentgesellschaften beruhen im Wesentlichen darauf, dass Rückkäufe in einem erheblichen Umfang gegenüber den Anlegern in Aussicht gestellt wurden, die derzeit nicht zu den bei Vertragsabschluss in Aussicht gestellten Rückkaufswerten durchgeführt werden können”, hieß es darin. Zudem könnten die fälligen Mietzahlungen, also harte vertragliche Verpflichtungen, nicht erbracht werden.

Stille Reserven aufgebraucht

Als die aktuell laufenden Verträge abgeschlossen wurden, habe auf dem Weltmarkt eine große Nachfrage nach Containern geherrscht, die nur zu marktüblichen hohen Preisen befriedigt werden konnte. Seit 2011 seien die Containerpreise rückläufig bis zum Tiefstand 2016. Hinzu kämen nachteilige Wechselkursentwicklungen. Seit 2017 sei eine Trendwende sichtbar und die Containerpreise würden anziehen.

“Trotz der sich verschlechternden Wirtschaftslage hatten die P&R Gesellschaften den Anlegern in den letzten Jahren weiterhin die bei Vertragsschluss prognostizierten hohen Rückkaufspreise bezahlt. Dabei wurden die vorhandenen stillen Reserven aufgebraucht”, hieß es in der Mitteilung nach den Insolvenzanträgen weiter. (sl)

Foto: Shutterstock

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