„Ein gesetzlicher Schildbürgerstreich“

Die Schattenseite der Digitalisierung bringt es mit sich, dass ihre Verheißungen von Betrügern genutzt werden, um vorzugsweise im Schneeballsystem vermeintlich attraktive Kryptowährungen und andere dubiose Angebote mit hohen Kurssteigerungspotenzial zu platzieren, ohne dass diese Systeme auch nur den Ansatz einer realen Basis haben, geschweige denn über die notwendigen Genehmigungen verfügen.

Die aktuelle Berichterstattung über den Milliardenbetrug bei OneCoin oder den vermeintlich goldgedeckten Token einer Stiftung aus Belize mit nur vorgetäuschter Goldmine aber gut geölter Verkäufertruppe, sind hier nur die jüngsten Beispiele. Wenn es auch unverständlich ist, dass es immer wieder Verbraucher gibt, die auf derart offensichtlich unseriöse Angebote reinfallen, steht zu befürchten, dass auch deutsche Anleger wieder mehrere 100 Millionen EURO mit vermeintlich gewinnträchtigen Investitionen in schimmernden Kryptogräbern verloren haben.

„Die Regierung sollte dringend umdenken“

Es ist an der Zeit, dass die BaFin eine Art schnelle Eingreiftruppe entwickelt, die das Marktgeschehen nicht nur am Bankenplatz Frankfurt, sondern tatsächlich in jedem Winkel des Internets beobachtet und den dort agierenden Verbrechern schnell das Handwerk legt. Hierfür bedarf es allerdings einer gut ausgebildeten Mannschaft, die auch schnell in der Lage ist, eine belastbare juristische Beurteilung der dubiosen Angebote vorzunehmen und die entsprechende Verbotsverfügung schnell und rechtssicher zu erlassen. Die Staatsanwaltschaften benötigen hier dringend fachliche Zuarbeit. Diese haben sie schon bei der Aufarbeitung des Cum-Ex Skandals vermisst. Es kann nicht sein, dass immer erst hohe Millionen-Schäden entstehen, bevor gehandelt wird.

Wenn man Verbraucherschutz ernst nimmt, dann ist dies der geeignete Ort, um eine gerade hier dringend benötigte Investition im Umfang der beabsichtigten nahezu 40 Millionen Euro im Jahr vorzunehmen. Da jedoch Fachkräfte nur schwer am Arbeitsmarkt zu finden sind und auch Mittel nicht unbegrenzt zur Verfügung stehen, sollte die Regierung dringend umdenken und die notwendigen Prioritäten setzen.

Bei der Überwachung der bankenunabhängigen Finanzanlagenvermittler bedarf es tatsächlich keiner Veränderung, da Schäden in dem dargestellten Ausmaß tatsächlich nicht zu beobachten sind. Während man hier sinnbildlich plant, zu dem vorhandenen Gürtel auch noch Hosenträger anzulegen, steht man, dort wo die Verbraucher tatsächlich gefährdet sind, ohne Jacke im Regen.

Wenn das Finanzministerium als oberster Dienstherr der BaFin hier nicht bald handelt, bestätigt sich ein weiteres Mal das bekannte Brecht-Zitat im neuen Gewand: ‚Der Bankraub ist eine Initiative von Dilettanten. Wahre Profis gründen eine Krypto-Bank.'“

Foto: Votum

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