Immobilienwirtschaft revidiert Erwartungen: Stimmung kippt nach Sommerhoch

Iris Schöberl, ZIA
Foto: ZIA/Laurence Chaperon
Iris Schöberl, ZIA

Nach einem kurzen Hoffnungsschimmer im Sommer blickt die Immobilienwirtschaft wieder deutlich skeptischer in die Zukunft. Besonders Projektentwickler geraten unter Druck – was steckt hinter dem Einbruch?

Die Immobilienwirtschaft hat ihre Hoffnungen auf eine Trendwende vorerst aufgegeben. Laut aktueller Herbstbefragung des ZIA-IW-Immobilienstimmungsindex (ISI) für das dritte Quartal sinken die Erwartungen der Unternehmen deutlich. Das Immobilienklima fällt von 25,2 Punkten im Sommer auf nun 23,4 Punkte.

„Hat im letzten Stimmungsindex noch der leicht optimistische Blick in die Zukunft überwogen, sehen wir heute: Die Hoffnungen haben sich bisher nicht erfüllt, die – insgesamt unbefriedigende – politische und gesamtwirtschaftliche Lage drückt auf die Stimmung“, erklärt Iris Schöberl, Präsidentin des ZIA.

Während die Einschätzung der aktuellen Geschäftslage mit 21,9 Punkten leicht zulegt, geben die Erwartungen um 4,1 Punkte nach. Damit bestätigt sich, dass die Branche ihre kurzfristigen Aussichten zunehmend skeptisch beurteilt.


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Besonders deutlich fällt die Eintrübung in der Projektentwicklung aus. Nach einem starken Zuwachs im Vorquartal rutscht die Geschäftslage mit minus 7,6 Punkten ins Negative. Die Erwartungen verschlechtern sich auf 30,2 Punkte, das Immobilienklima sinkt auf 10,5 Punkte. Auch bei Vorverkäufen und Vorvermietungen rechnen die Unternehmen mit schwächeren Ergebnissen.

Im Bürosegment bricht die Stimmung ebenfalls ein. Die Geschäftslage fällt auf nur noch 11,9 Punkte, das Immobilienklima sinkt um fast zehn Punkte auf 19,5. Ausschlaggebend ist vor allem die sinkende Arbeitsnachfrage, die den Büromarkt zunehmend belastet.

Der Wohnungsmarkt zeigt sich etwas stabiler, bleibt aber ebenfalls schwach. Die Geschäftslage sinkt auf 31,4 Punkte, die Erwartungen auf 17,4 Punkte. Trotz stabiler Miet- und Preisprognosen überwiegt die Enttäuschung über ausgebliebene Reformen im Bauen und Sanieren.

Wachsende Unzufriedenheit mit der Politik

Deutlich wird in der Befragung vor allem die Kritik an der Bundesregierung. Hundert Tage nach ihrem Amtsantritt sind nicht einmal ein Drittel der Unternehmen zufrieden mit ihrer Arbeit. Zehn Prozent äußern sogar große Unzufriedenheit.

Beim angekündigten Wohnungsbau-Turbo überwiegt die Skepsis. Nur fünf Prozent der Befragten erwarten eine spürbare Entspannung am Markt. Ein Fünftel hofft auf eine bessere Verfügbarkeit von Bauland, die Mehrheit sieht jedoch keinen Fortschritt.

„Die Bundesregierung packt die Probleme nicht entschlossen genug an. Es braucht einen echten Turbo und strukturelle Reformen – kein Klein-Klein“, fordert Schöberl. „Eine weitere Hängepartie ist Gift für die Wirtschaft. Wohnungsbau muss in dieser Regierung oberste Priorität haben.“

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