Ein weltweiter Bauboom für Rechenzentren verändert die digitale Infrastruktur. Laut Allianz Commercial fließen bis 2030 bis zu sieben Billionen US-Dollar in den Ausbau von Datenkapazitäten – vor allem in den USA und China. Europa bleibt im Vergleich zurück, zeigt jedoch Wachstumsdynamik bei neuen Projekten. Die Nachfrage wird maßgeblich durch den enormen Rechenbedarf von KI-Anwendungen und Cloud-Diensten getrieben.
Milliardeninvestitionen und neue Risiken
Technologiekonzerne wie Amazon, Microsoft und Google Cloud erzielten im zweiten Quartal 2025 rund zwei Drittel des globalen Cloud-Umsatzes. Zusammen mit Anbietern wie Alibaba und Tencent investieren sie hunderte Milliarden US-Dollar in neue Rechenzentren und Energieinfrastruktur. Der aktuelle Allianz-Bericht „The Data Center Construction Boom“ zeigt: Die Kosten einzelner Projekte steigen von vormals wenigen Hundert Millionen auf über 20 Milliarden US-Dollar.
„Bauprojekte, die so komplex und umfangreich sind wie Rechenzentren, erfordern einen erheblichen Zeit- und Ressourcenaufwand. Aufgrund ihrer Größe und ihres einzigartigen Risikoprofils sind in der Regel projektspezifische Versicherungspolicen notwendig“, sagt Matthias Neeff, Head of Construction Europe bei Allianz Commercial.
Energiehunger und Baukosten treiben Risiken
Rechenzentren werden zum Rückgrat der digitalen Wirtschaft – und zu einem bedeutenden Faktor für die Bauindustrie. In den USA soll der Strombedarf der Branche bis 2028 auf 81 Gigawatt steigen und damit rund zwei Drittel des weltweiten Bedarfs ausmachen. Auch in China wächst der Markt rasant. Rund zehn Prozent der globalen Hyperscale-Kapazität liegen bereits im Großraum Peking. Europa hinkt hinterher, verzeichnet aber ein Wachstum von 43 Prozent bei geplanten Projekten.
„Die großen Rechenzentren benötigen enorme Flächen. Anlagen mit einem Investitionsvolumen von mehreren Milliarden US-Dollar können in Spitzenzeiten tausende Arbeiter vor Ort beschäftigen“, erklärt Stefan Thumm, Regional Head of ARC Energy & Construction bei Allianz Commercial. „Fehler oder mangelhafte Ausführung führen zu potenziellen Verlusten oder kostspieligen Verzögerungen.“
Strom, Wasser und Feuer als zentrale Gefahren
Mit der wachsenden Zahl an Großprojekten verschärft sich auch das Risikoprofil. Eine der größten Herausforderungen bleibt die Energieversorgung. Der weltweite Strombedarf von Rechenzentren könnte sich bis 2030 mehr als verdoppeln und rund 945 Terawattstunden erreichen – mehr als der heutige Verbrauch Japans. Um Netzüberlastungen zu vermeiden, setzen Betreiber zunehmend auf Eigenversorgung durch erneuerbare Energien, Gaskraftwerke oder kleine Kernreaktoren.
Hinzu kommen Brandrisiken durch Lithium-Ionen-Batterien und der hohe Wasserbedarf für Kühlung. Große Anlagen verbrauchen bis zu 19 Millionen Liter Wasser pro Tag – so viel wie eine Stadt mit 50.000 Einwohnern. Steigende Temperaturen und strengere Kühlanforderungen erhöhen die Betriebskosten und die Anfälligkeit für Ausfälle.
Versicherungsbedarf steigt weiter
Die Allianz-Experten sehen steigende Anforderungen an den Versicherungsschutz. Kunden benötigen erfahrene Partner mit tiefem Branchenwissen, die Bau und Betrieb über den gesamten Projektzyklus begleiten können. Individuelle, mehrjährige Versicherungslösungen werden zunehmend zur Voraussetzung.
„Derzeit gibt es keine Anzeichen dafür, dass das Wachstum von Rechenzentren nachlässt, doch könnte der Aufwärtstrend der Branche gebremst werden. Die zukünftige Nachfrage nach KI ist aufgrund rasanter technologischer Fortschritte und verschiedener Hindernisse für eine flächendeckende Einführung schwer abzuschätzen“, so Neeff.
















