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15. Branchengipfel Sachwertanlagen: „Größte Herausforderung bleibt der Vertrieb“

Busboom: Genau. Und selbst wenn man keine Kundendaten einbindet, kann KI in vielen Verwaltungsprozessen helfen. Beispielsweise bei Anlegeranfragen: 95 Prozent der Fragen lassen sich aus Prospekten oder Jahresberichten beantworten. Oder bei der Folienerstellung – eine KI durchsucht Präsentationen und findet passende Charts. Das ist heute schon Realität.

Peters: Im Vertrieb sehe ich KI eher als Werkzeug, nicht als Ersatz. Aber wer das nötige Kapital in Marketing und Lead-Generierung steckt, kann viel damit erreichen. Der Vertrieb einiger Unternehmen hat sich mit KI Kampagnen schon direkt in die sozialen Medien verlagert. 

Harbig: Als Research-Tool ist es tatsächlich großartig – deutlich zielgerichteter als Google.

Man muss nur wissen: ChatGPT ist nicht immer aktuell. Ohne Quellenprüfung ist es gefährlich.

Busboom: Das schnelle Informationskonsumieren ist Teil der Zeit. Aber wer wirklich fachlich arbeitet, verlässt sich nicht nur auf KI-Antworten, sondern überprüft die Quellen. Fachpresse bleibt deshalb wichtig.

Hagen: Genau. Eine KI ist auf Masse trainiert und liefert Wahrscheinlichkeiten. Bei Standardthemen funktioniert das, bei Spezialthemen – wie geschlossene Fonds – nicht. Wir müssen sie gezielt trainieren, sonst bleibt sie oberflächlich.

Busboom: Es gibt im Prinzip drei KI-Modelle: komplett abgeschottete Insellösungen, offene Systeme wie ChatGPT und hybride Varianten, die nur einseitig Daten abrufen dürfen. Letztere sind wohl für unsere Branche am praktikabelsten – sicher, aber lernfähig.

Hagen: Aber auch dann gilt: Ohne genügend Datengrundlage lernt die KI nicht sinnvoll. Und die hat ein mittelständisches Haus oft nicht.

Letzte Frage. Wie ist Ihre generelle Prognose für 2026 und welche konkreten Produktplanungen haben Sie?

Busboom: Die Märkte werden in 2026 weiter eher schwierig sein: Kapitalanleger sind weiter verunsichert. Dennoch sehen wir für uns aufgrund historisch günstiger Einkaufsbedingungen gute Chancen für ein erfolgreiches Jahr 2026 und eine stabile Nachfrage nach unseren Produkten. Für Februar planen wir einen neuen Publikums-AIF in unserer beliebten Erneuerbare-Energien-Portfoliofondsserie. Der Fonds wird ob der hervorragenden Ankaufssituation einerseits wieder einen stärkeren Fokus auf Windkraft legen und andererseits soll das Thema Stromspeicher stärker als bisher Bestandteil des Fondsportfolios werden. Ebenfalls werden wir einen neuen Spezial-AIF auflegen, der als Teil der ÖKOstabil-Reihe eine spannende Anlagelösung bieten wird.

Auel: Private Equity hat in diesem Jahr unter Privatanlegern stark an Sichtbarkeit gewonnen – und das Thema wird auch 2026 nicht an Relevanz verlieren. Damit steigt zugleich der Bedarf an Orientierung: Viele Anleger möchten verstehen, wie Private Equity funktioniert und worauf sie achten müssen. Für uns bedeutet das vor allem, die Berater, die unsere Fonds vermitteln, noch gezielter zu unterstützen – durch Schulungen, Wissenstransfer und klar verständliche Informationsangebote. Denn am Ende geht es genau darum: Anleger durch Aufklärung, Finanzbildung und qualitativ hochwertige Produkte zu gewinnen. Wir konzentrieren uns deshalb weiterhin auf die Platzierung unserer bestehenden Fonds und den konsequenten Ausbau unserer Informationsangebote.

Hagen: Die Aktienmärkte zeigen sich zunehmend nervös, die KI-Blase schwebt bereits am Horizont und insbesondere bei den offenen Fonds erwarten wir noch einige Verwerfungen. Wir sehen den Markt für geschlossene Sachwertbeteiligungen für das Jahr 2026 deswegen moderat positiv, die Talsohle ist durchschritten, es kann wieder zu angemessenen Preisen eingekauft und vertrieben werden, da zunehmend die Alternativen fehlen. Als langjähriger Anbieter von Zweitmarktfonds können wir weiterhin mit erheblichen Sicherheitsabschlägen einkaufen und damit auf die Veränderungen der letzten Jahre sehr solide reagieren. In diesem Jahr werden wir unseren Zweitmarktfonds HTB 14 mit 30 Mio. Eigenkapital vollständig platziert haben. Parallel werden wir den Vertrieb des bereits genehmigten HTB 15 noch im Dezember 2025 beginnen. Darüber hinaus bereiten wir einen § 6b Fonds für 2026 vor und werden ein neues Kommunikationsportal einführen.

Harbig: Wir blicken nach einem erfolgreichen 2025 auch sehr positiv ins neue Jahr. Nach den vollständigen Abverkäufen von zwei Projekten in 2025 haben wir im November mit den Baumaßnahmen an zwei neuen Projekten mit zusammen rund 140 Wohneinheiten begonnen. Zusätzlich befinden wir uns derzeit in den Endverhandlungen zu zwei weiteren Projekten. Die Verhandlungen entwickeln sich auch hierbei sehr vielversprechend. Wir gehen deswegen davon aus, dass wir mindestens ein weiteres Projekt dieses Jahr noch anbinden können. Im Bereich der Direktinvestments, also dem Kauf eine einzelner ETW, sind wir somit für 2026 sehr gut aufgestellt. Der Vertrieb wird hier voraussichtlich im Januar starten. Im Bereich der Kapitalanlagen arbeiten wir mit Hochdruck an der Konzeption unseres ersten AIF. Dieser ist für das zweite Quartal 2026 geplant.

Peters: Die mittel- bis langfristigen Perspektiven für den Wohnimmobilienmarkt in Deutschland bleiben aus unserer Sicht positiv – trotz aktueller Herausforderungen wie Zinswende, Baukostensteigerungen und regulatorischen Unsicherheiten. Für 2026 erwarten wir, dass sich der Markt wieder stärker stabilisiert: Zinsen dürften sich normalisieren, die Inflationsdynamik abflachen, und die fundamentale Wohnraumnachfrage – insbesondere in urbanen Regionen – bleibt ungebrochen. Wie bisher auch werden wir erst nach Ausplatzierung unseres Fonds ICD 14 R+ mit einer Nachfolge-Investition auf den Markt zugehen.

Mückenheim: Im Immobiliengeschäft werden wir uns verstärkt auf steueroptimierte Fondslösungen und depotfähige Wertpapieremissionen fokussieren. Dabei setzen wir auf unsere Kompetenzfelder Nahversorgung und Hotel. Zudem bauen wir die Assetklasse Erneuerbare Energien weiter aus und setzen auch hierbei auf steueroptimierte Konzepte – mit Sonderabschreibungsmöglichkeiten und erbschaftsteuerlicher Verschonung. Unsere Marktansprache wird zukünftig noch mehr als bislang hochvermögende Privatanleger, Family Offices und andere institutionelle Investoren adressieren. Maßgeschneiderte Investments, auch in Form von Sonderstrukturen, spielen dafür eine wichtige Rolle.

Pawils: Ich bin grundsätzlich optimistisch. 2026 dürfte sich die Stabilisierung des Marktes fortsetzen. Die Zinsentwicklung und die aktuellen steuerlichen Rahmenbedingungen eröffnen Investoren neue Handlungsspielräume. Gleichzeitig steigt die Bedeutung von Nachhaltigkeit und Digitalisierung weiter – nicht als Trend, sondern als Voraussetzung für zukunftsfähige Investments. Im Segment der Pflegeimmobilien bleibt der Bedarf enorm, und wir haben die Erfahrung und Strukturen, um dieses Potenzial gezielt zu heben. Produktseitig werden wir unseren Kurs konsequent fortsetzen: Unsere Neubauprojekte setzen wir vollständig im KfN-/QNG-Standard um, wodurch Investoren sowohl von KfW-Förderprogrammen als auch von den kombinierten steuerlichen Abschreibungsmöglichkeiten profitieren. Parallel forcieren wir Revitalisierungsprojekte, die für die Pflegeinfrastruktur in Deutschland ebenso wertvoll sind wie für die Portfolios privater Investoren. Diese Kombination aus nachhaltigem Neubau und gezielter Bestandsentwicklung wird unsere Umsetzungen in 2026 prägen.

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