„Das eigene Unternehmen auf Zukunft stellen“

Foto: Honorado
Aike und Henning Vaqué (v.l.): „Voll digital und bis zu 300 Prozent mehr an Bestandspflegeprovision“

Cash.-Interview mit den Brüdern Aike und Henning Vaqué, geschäftsführende Gesellschafter der Honorado GmbH, über die Vorteile von Nettopolicen und den Wandel der Versicherungswelt.

Honorado ist auf Nettotarife spezialisiert. Wie sieht Ihr Geschäftsmodell aus?

Aike Vaqué: Honorado ist ein digitales Start-up und im Bereich Fintech positioniert. Als unabhängiger Versicherungsmakler sind wir im Bereich der Honorarvermittlung unseren Mandanten verpflichtet. Unsere digitale Plattform stellt kooperierenden Versicherungsmaklern ein umfassendes Vergleichstool zur Verfügung, um herkömmliche Altersvorsorgeverträge (Bruttotarife) mit kostenreduzierten Nettopolicen zu vergleichen. Durch die voll digitale Plattform Honorado profitieren die Mandanten und Versicherungsmakler von kostengünstigeren Nettopolicen. Auch die Versicherer sind Gewinner, da keine Abschlussprovisionen gezahlt werden müssen und wir damit Solvency II unterstützen. Wir bieten unsere Tarife gegen Einmalzahlung des Honorars aber auch mit Factoringmodellen an, damit wirklich jeder Kunde die Vorteile von Nettopolicen genießen kann. 

Was unterscheidet Sie von Ihren Mitbewerbern? 

Henning Vaqué: Honorado ist vollständig digital. Das ermöglicht es uns, schnellstmöglich zu arbeiten und schlanke Prozesse anzubieten. Wir wissen genau, worauf es ankommt: Papieranträge sind out, digitale und sichere Prozesse die Zukunft. Im Gegensatz zu anderen Beratern im Honorarbereich bieten wir mit Honorado ein Fintech, welches beim Verkaufsprozess unterstützt. Kein Produkt ist so gut, dass es nicht verkauft werden muss. Und das können wir. 

Lassen Sie uns noch konkreter werden: Mit welchen Versicherern kooperieren Sie, wie viele Verträge konnten Sie bereits abwickeln? Und was peilen Sie diesbezüglich für die nächsten Jahre an? 

Aike Vaqué: Unsere Expertise als Gründer von Honorado ist lang. Insgesamt haben wir weit über 20.000 Verträge im Honorarbereich erfolgreich abgewickelt. Aktuell können wir im Prozess die LV1871, Liechtenstein Life, Bayerische Lebensversicherung und die Alte Leipziger anbieten. Wir arbeiten darüber hinaus an der Integration zweier weiterer namhafter Versicherer und bauen unsere Expertise in diesem Bereich stetig aus. Wir starten unser Fintech zum neuen Geschäftsjahr 2023 und geben einer kleinen Startergruppe im Rahmen der DKM 2022 Sonderkonditionen mit an die Hand. Unser Ziel 2023 sind 80 Millionen Neugeschäft und das werden wir auch erreichen.

Wie kam es zur Gründung von Honorado? Können Sie uns etwas über die Hintergründe berichten?

Henning Vaqué: Wir haben unseren Prozess immer aus der Sicht des Kunden gedacht. Versicherungen sollten smart und transparent aufgebaut sein. Das ist bis heute nicht der Fall. Gerade im Bereich der Altersvorsorgeverträge verstehen selbst viele Vermittler nicht, wo und wie sich die Kosten in den Verträgen verstecken. Das wollten wir verändern, den Mandanten einen deutlich finanziellen Mehrwert zukommen lassen und Altersvorsorge digital und transparent aufstellen. Bestehende Lösungen am Markt haben uns nicht überzeugt und sind abhängig in Händen von Versicherungen. Das kann aus der Kundenperspektive kein Vorteil sein und deshalb haben wir Honorado gegründet. 

Wie und zu welchen Konditionen können Vermittlerinnen und Vermittler Honorado-Partner werden?

Aike Vaqué: Honorado arbeitet als Versicherungsmakler mit allen registrierten Partnern auf Basis von Paragraf 93 Handelsgesetzbuch zusammen. Wir wollen keine Exklusivität, wie so mancher Mitbewerber das wünscht. Wir verlangen auch keine Softwarekosten, sondern stellen unser Fintech allen angebundenen Partnern zur freien Verfügung an die Seite. Aufgrund der deutlich reduzierten Kosten in den Nettopolicen können wir unseren Vermittlern absolute Höchstprovisionen anbieten, die deutlich höher sind als bei herkömmlichen Bruttopolicen. Wir haben auch den Bereich der Bestandspflegeprovisionen über unser System optimiert, so dass der Vermittler bis zu 300 Prozent mehr an Bestandspflegeprovision beziehen kann.

Welche Vorteile haben Nettotarife aus Ihrer Sicht – auch mit Blick auf das aktuelle gesamtwirtschaftliche Umfeld? 

Henning Vaqué: Der Vorteil liegt ganz klar in den deutlich reduzierten Kosten. Wir haben viele Verträge in den letzten Jahren gesehen, die extrem hohe Kosten beinhalten. Den Gipfel der Dreistigkeit haben wir bei einem Vertrag gesehen, der über 30 Jahre monatlich 100 Euro eingezahlt hat (36.000 Euro Bewertungssumme) und dann Kosten von 35.192 Euro beinhaltet, wenn die Kapitalanlage mit sechs Prozent verzinst wird. Das ist der blanke Wahnsinn und sind natürlich Auswüchse, die keiner gutheißen kann. Sowas muss gestoppt werden und da haben Nettotarife einen enormen Vorteil, weil die Kosten nachvollziehbar und transparent sind. Das Konstrukt ist höchstrichterlich überprüft und wird vom Verbraucherschutz empfohlen. 

Im Koalitionsvertrag der Ampel-Regierung wird die Honorarberatung in der Finanzdienstleistung mit keinem Wort erwähnt. Dabei hatten die Grünen im Wahlkampf angekündigt, die Finanzberatung „vom Kopf auf die Füße zu stellen“, hin zu einer unabhängigen Honorarberatung. Sind Sie enttäuscht, dass die Honorarberatung von der neuen Bundesregierung nicht gestärkt wurde?

Aike Vaqué: Wir sind nicht enttäuscht. Die aktuelle Koalition besteht aus drei unterschiedlichen Partnern, die viele abweichende Perspektiven haben. Als Unternehmer sind wir immer gefordert, uns den Umständen anzupassen. Unsere Aufgabe muss es unternehmerisch sein, die beste Lösung für den Markt zu finden. Das ist Honorado. Der mediale Druck auf die Versicherungsbranche ist nicht immer positiv besetzt und umso wichtiger ist es, dass wir als Akteure der Branche Provisionsmissbräuche nicht tolerieren und als leuchtendes Vorbild vorneweg marschieren. Honorarberatung kann ein Teil der Lösung sein, aber wir sehen in der Vermittlung derzeit nur Vorteile für unsere Mandanten als auch für unsere angebundenen Partner. 

Zu Jahresbeginn wurde die Branche mit der Ankündigung der BaFin konfrontiert, die Provisionen für Lebensversicherungen künftig noch genauer unter die Lupe nehmen zu wollen. Halten Sie das für richtig?

Henning Vaqué: Es stellt sich die Frage, ob die BaFin dafür die richtige Adresse ist. Aber es macht sicherlich Sinn, sich die versteckten Kosten in Lebensversicherungen genauer anzusehen. In den Bruttopolicen lassen sich die Kosten leicht verstecken. Etwas mehr Transparenz hilft unserer Branche sicherlich und wäre auch ein Beschleuniger für Nettopolicen. Es ist ja keine Frage mehr, ob es einen Provisionsdeckel gibt. Es stellt sich nur die Frage, wann ein solcher Deckel kommt. Als Unternehmer sollte man sich rechtzeitig positionieren und sich mit alternativen Modellen beschäftigen. Sollte die BaFin die Provisionen aus den Lebensversicherungen reglementieren, dann ist das Geschäftsmodell von Honorado die Lösung. Wir können nur jedem Kollegen raten, so früh wie möglich das eigene Unternehmen auf Zukunft zu stellen.

Diese Interview ist Teil des EXKLUSIV Maklerpools. Das gesamte EXKLUSIV finden Sie hier:

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