Der Weg zur finanziellen Unabhängigkeit: Kapitalaufbau mit der richtigen Unternehmensstruktur

Lennard Paul Naumann
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Lennard Paul Naumann

Die Attraktivität eines Unternehmens wird in Zukunft eine sehr exponierte Stellung einnehmen. Dabei kann die richtige Struktur helfen. Gastbeitrag von Lennard Paul Naumann, Valuniq Business Consulting

Deutsche Unternehmer sind besorgt: Laut einer Umfrage der DZ Bank aus dem Herbst 2023 unter rund 1.000 mittelständischen Unternehmen halten mehr als ein Drittel angesichts der Dauerkrisen der vergangenen Jahre eine kurzfristige Umstrukturierung für notwendig. Im Jahr zuvor war es noch ein Viertel. Diese Zahlen machen deutlich, dass der Handlungsbedarf groß ist. Und so wichtig es ist, in der Krise zu handeln, so klug ist es, schon vor der Krise vorzusorgen. Denn mit guten Unternehmensstrukturen können Unternehmer ihre Liquidität ausbauen und steuern.

Jedes Unternehmen ist einzigartig

An dieser Stelle ist es mir wichtig klarzustellen, dass es nicht die eine Struktur gibt, die für alle Unternehmen gleichermaßen geeignet ist. Jede Firma hat unterschiedliche Bedürfnisse und Ziele. Daher ist es wichtig, die Struktur zu finden, die den individuellen Anforderungen gerecht wird. Dazu sollten Sie genau wissen, worauf Sie mit Ihrem Unternehmen hinarbeiten. Es macht einen großen Unterschied, ob Sie Ihre Firma langfristig weiterführen, oder sie in den nächsten Jahren verkaufen.


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Gerade der Verkauf von Unternehmen kann in den nächsten Jahren schwierig werden, da die Konkurrenz groß ist. Bereits heute stehen bis 2026 rund 190.000 Unternehmen zur Nachfolge an. Die Attraktivität eines Unternehmens wird daher in Zukunft eine sehr exponierte Stellung einnehmen. Dabei kommt insbesondere dem Gewinnmanagement und der Haftung eine wichtige Rolle zu. Und dabei kann die richtige Struktur helfen.

Mit Struktur zum Kapitalaufbau

Doch auch für eine langfristige Unternehmensplanung sind Strukturen von erheblicher Bedeutung. Um ihr Unternehmen maximal flexibel führen zu können, empfehle ich vielen meiner Kunden die Holding-Struktur. Die vermögensverwaltende Holding ist im Prinzip ein Unternehmen, das Anteile an einem oder mehreren anderen (operativen) Unternehmen hält. Sie fungiert in dieser Rolle wie ein Tresor, der verschiedene (Luxus-)Güter, Unternehmen, Kapital und Vermögenswerte hält. Konkret empfehle ich hier die Wahl einer Holding-GmbH – zwar ist theoretisch eine Holding auch mit einer UG oder Stiftung denkbar, aber unter dem Strich verursacht das im Vergleich höhere Kosten bzw. erschwert den Zugriff auf die Mittel.

An dieser Stelle werde ich oft gefragt, wann sich eine solche Holding überhaupt lohnt. Aus meiner Sicht ist das ganz einfach, da in Deutschland jeder eine Gewinnerzielungsabsicht hat, wenn er eine GmbH gründet. Somit kommt eine Holding erstmal für jede GmbH in Betracht. Richtig lohnt es sich, wenn nach Abzug aller Kosten und Gehälter überschüssige Gewinne verbleiben. Denn hier gibt es ja verschiedene Möglichkeiten: Die Gelder verbleiben in der Firma und erhöhen damit ungewollt das eigene Haftungsvolumen. Alternativ können Sie sich die Mittel als Gesellschafter mit rund 27 Prozent Steuern privat ausschütten. Oder Sie gehen eben den Weg mit einer Holding. Das ist auch keine Raketenwissenschaft. Wir verwenden hier schlicht sehr spitz den Paragrafen 8b Körperschaftssteuergesetz (KStG).

Mit dieser Holding-Struktur lassen sich Gewinne optimieren, indem sie mit nur rund 1,6 Prozent Steuern ausgekehrt werden. Sie bekommen Ihre Gewinne also zu einem deutlich günstigeren Steuersatz aus dem Unternehmen heraus. Sie erzeugen also eine ganz neue Hebelwirkung: Investitionen tätigen Sie über die Holding mittels Investitionsdarlehen oder bauen eine firmeneigene „Leasinggesellschaft“ auf und nutzen somit deutlich verkürzte Abschreibungszeiträume. Ein weiterer bedeutender Faktor ist das Risikomanagement – gerade in Krisenzeiten. Mit einer Holding enthaften Sie nämlich die einzelnen Geschäftseinheiten voneinander und halten somit das Risiko so gering wie möglich.

Mit Strukturen Gewinne optimieren

Aber auch im Falle eines Verkaufs hat diese Struktur Vorteile. Denn wenn die Gewinne vor dem Verkauf nicht ausgeschüttet werden, sind die über Jahre aufgelaufenen Gewinne meist weg. Beziehungsweise bekommt sie ein anderer: der Käufer. Denn die erwirtschafteten Gewinne sind oft nicht liquide im Unternehmen vorhanden. Durch Investitionen, die steuerlich nicht sofort abgeschrieben werden können, bauen sich Gewinnvorträge auf. Besonders gravierend ist dies, wenn versucht wird, durch unnötige Investitionen den Gewinn steuerwirksam zu reduzieren, ohne auf die Abschreibungsdauer von bis zu zehn Jahren zu achten. Entsprechend werden Gewinnvorträge aufgebaut, die notwendige Liquidität fließt aber durch die Anschaffungen sofort ab. Damit sind die Gewinnvorträge nicht durch liquide Mittel gedeckt und eine Gewinnausschüttung ist überhaupt nicht möglich.

Wie bereits dargestellt, ist die Holdingstruktur für mittelständische Unternehmen ein wertvolles Instrument zur Kapitalbildung und -steuerung. Mit einer Holding können Unternehmer verschiedene Vorteile für ihre individuelle Situation nutzen. Damit sind sie nicht nur für die aktuelle Krise, sondern auch für die Zukunft gerüstet. Die Holdingstruktur ist eine Notwendigkeit für den deutschen Mittelstand. Die eingangs zitierte Umfrage der DZ Bank zeigt, dass viele Unternehmer dies erkannt haben und bereit sind, entsprechend zu handeln. Ich empfehle Ihnen, sich dabei von Experten beraten zu lassen, um die optimale Lösung für Ihre individuellen Bedürfnisse zu finden. Denn nur mit einer soliden und nachhaltigen Strategie können Sie Ihre Wettbewerbsfähigkeit und Innovationskraft sichern und ausbauen.

Lennard Paul Naumann ist Geschäftsführer der Valuniq Business Consulting GmbH.

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