Edelmetalle und Minenaktien auf Rekordkurs – Signal für eine kommende Krise?

Silber- und Goldbarren
Foto: PantherMedia
Steckt hinter der Gold-Rallye noch etwas anderes?

Gold und Silber steigen auf Rekordniveaus, begleitet von einem Höhenflug der Minenaktien. Zinssenkungen der US-Notenbank und Inflationssorgen schüren Spekulationen über ein stagflationäres Szenario. Doch wie nachhaltig ist die Rallye – und welche Risiken verbergen sich dahinter?

Der Goldpreis erreichte am Mittwoch ein neues Rekordhoch von knapp 3.800 Dollar. Silber stieg tags zuvor mit 44,45 Dollar auf den höchsten Stand seit 15 Jahren und nähert sich seinem historischen Rekord von 50 Dollar. Auch Minenaktien profitierten: Der HUI-Goldminenindex kletterte auf 608 Punkte und damit auf den höchsten Stand seit 2011. Einige Werte vervielfachten sich, während der Index in diesem Jahr um über 100 Prozent zulegte.

Getrieben wurde die Entwicklung vor allem durch starke Investmentnachfrage. Der Ausbruch von Silber und Gold aus einer mehrmonatigen Konsolidierung lockte neue Investoren an, die kurzfristig Kurse bis zu 4.000 Dollar erwarten. Daten der US-Terminmarktaufsicht CFTC zeigen, dass die Rallye kaum durch den Terminmarkt getrieben ist, sondern primär durch physische Nachfrage. Weder Exchange Traded Funds noch der Einzelhandel spielten bislang eine tragende Rolle – was weiteres Potenzial andeuten könnte.


Das könnte Sie auch interessieren:

Unterstützung erhielten die Edelmetalle durch die jüngste Zinssenkung der US-Notenbank sowie die Erwartung weiterer Schritte. Laut Fed Funds Futures liegt die Wahrscheinlichkeit für zwei zusätzliche Zinssenkungen in diesem Jahr bei 77 Prozent. Notenbankchef Jerome Powell spricht von einer „herausfordernden Situation“ mit dem Risiko höherer Inflation bei gleichzeitig schwachem Beschäftigungswachstum.

Minenwerte im Rallye-Modus

Während der Goldpreis bereits 2023 kräftig anzog, hinkten Minenwerte zunächst hinterher. Erst mit der Fortsetzung der Rallye in diesem Jahr und einem Short Squeeze bei großen Marktteilnehmern stieg der HUI-Index stark an. Von 275 Punkten zu Jahresbeginn legte er auf 608 Punkte zu. Damit erreichte er sein Allzeithoch aus der Zeit 2010/2011.

Analysten sehen im Bereich von 500 bis 600 Punkten eine wichtige Widerstandszone. In den vergangenen zwei Jahren brachte die Entwicklung ungehebelte Gewinne von rund 200 Prozent, bei Hebelprodukten noch deutlich mehr. Minenaktien übertrafen damit die großen US-Indizes wie Nasdaq und S&P 500.

Für Anleger stellt sich nun die Frage, ob die Dynamik anhält. Während Optimisten auf weitere Kapitalzuflüsse setzen, warnen andere vor kurzfristigen Rückschlägen nach der rasanten Aufwärtsbewegung.

Zinspolitik und Stagflationsgefahr

Die US-Notenbank senkte den Leitzins zuletzt um 25 Basispunkte und signalisierte weitere Schritte, obwohl die Kerninflation im August mit 2,9 Prozent erneut gestiegen war. Kritiker verweisen auf die Gefahr einer Stagflation – also die Kombination von schwachem Wachstum und steigenden Preisen. Erinnerungen an die 1970er-Jahre werden wach, als sinkende Realeinkommen und steigende Zinsen die Wirtschaft belasteten.

Alternative Daten wie die von Shadowstats weisen auf eine deutlich höhere Inflationsdynamik hin, während der Goldpreis in den letzten zwei Jahren um 97 Prozent gestiegen ist. Der Verbraucherpreisindex gerät damit zunehmend in die Kritik.

Aus Sicht der Österreichischen Schule verstärken künstlich niedrige Zinsen und eine expansive Geldpolitik Fehlallokationen und verschieben notwendige Anpassungen in die Zukunft. Der sogenannte Cantillon-Effekt führe dazu, dass Vermögenspreise schneller steigen als Einkommen, während die reale Wirtschaft schwächelt.

Politische Diskussion um die Fed

Im US-Kongress laufen derzeit Debatten über eine Reform des Mandats der Federal Reserve. Das sogenannte Dual-Mandat verpflichtet die Fed zu Preisstabilität und maximaler Beschäftigung. Kritiker fordern, das Beschäftigungsziel zu streichen und die Notenbank ausschließlich auf die Inflationsbekämpfung auszurichten.

Ein Gesetzesentwurf, der „Price Stability Act of 2025“, wird vor allem von republikanischer Seite unterstützt. Eine baldige Umsetzung erscheint allerdings unwahrscheinlich, da im Senat die nötige Mehrheit fehlt. Dennoch könnte die Diskussion Einfluss auf die künftige Geldpolitik haben und die Abwertung des US-Dollars verlangsamen – allerdings auf Kosten des Arbeitsmarktes.

Aus ökonomischer Sicht könnte die Fokussierung auf Preisstabilität die Korrekturzyklen verkürzen und die Effizienz langfristig erhöhen. Für die Märkte bleibt jedoch entscheidend, wie die Fed mit dem Spannungsfeld aus Inflation, Beschäftigung und Finanzmarktstabilität künftig umgeht.

Autor ist Chefanalyst Markus Blaschzok von der Solit Gruppe.

Weitere Artikel
Abonnieren
Benachrichtige mich bei
0 Comments
Inline Feedbacks
View all comments