Ergo-Interview: Den Kunden virtuell im Metaverse beraten – geht das wirklich?

In einer virtuellen Welt sitzt ein Man am Tisch und ein Wanderer geht vorbei und winkt
Foto: Ergo/Demodern
Die virtuelle Realität bietet eine neue Chance, was die Präsentation von Versicherungslösungen angeht.

Im Exklusiv-Interview mit Cash. erläutert Lea Bötticher, Head of Ergo Innovation Lab, wie in Zukunft die Versicherungsberatung in einer virtuellen Welt aussehen kann mit der gerade entwickelten Ergo VR Experience App.

In der Serie Raumschiff Enterprise ist ein netter Zeitvertrieb hin und wieder virtuell in eine ganz andere Realität abzutauchen. Ähnliches will die Ergo im Versicherungsvertrieb für die Beratung erreichen – mit der App „ERGO VR Experience“. Cash. hat die Verantwortliche für das Projekt Lea Bötticher gefragt, wie das genau aussehen soll.

Welche Vorteile kann der Einsatz einer VR-Brille in der Kundenberatung bieten?

Die virtuelle Realität bietet eine einmalige Chance, was die Präsentation von Versicherungslösungen angeht. Es wird damit erstmals möglich, sich nicht nur ortsunabhängig zu einem Beratungsgespräch zu treffen, das sich echt anfühlt. Sondern Virtual Reality ermöglicht es auch, ein Produkt, das bisher eher abstrakt und theoretisch war, anschaulich, verständlich und vor allem erfahrbar zu machen. Mit dem Innovationsprojekt „ERGO VR Experience“ ist es uns erstmals gelungen, Versicherungen ganz konkret zu visualisieren – welche Szenarien eintreten könnten und welche Folgen sich daraus ergeben. Das eröffnet auch dem Vertrieb vollkommen neue Arten der Beratung und des Storytellings.  

Darüber hinaus wird das Metaverse maßgeblich die Art und Weise verändern, wie wir in Zukunft leben und arbeiten. Das bedeutet auch, wie wir in Zukunft Versicherungen verkaufen und abschließen werden. Wir haben uns als erster Versicherer das Metaverse umfassend erschlossen und werden dies auch weiterhin intensiv tun. 

Welche technischen Voraussetzungen braucht der Berater dafür?

Die Berater brauchen eine VR-Brille von Meta, etwa die Oculus Quest 2. Die „ERGO VR Experience“-App ist aber auch abwärtskompatibel, also für ältere Brillen-Modelle von Meta geeignet, und für kommende Brillen-Generationen nutzbar. Neben der VR-Brille brauchen Berater keine gesonderte technische Ausstattung, außer die, die auch für aktuelle Beratungsgespräche genutzt werden, also einen PC, ein Content-Management-System und Co.

Was kostet die neue Technologie die Berater?

Zunächst testen wir die „ERGO VR Experience“-App als Innovationsprojekt. Bei positiver Resonanz werden wir sie künftig auch Ergo-Vermittler-Agenturen zur Verfügung stellen, die diese ergänzend zu ihrer klassischen Beratung anbieten möchten. Zur genauen Ausgestaltung des Rollouts können wir zum jetzigen Zeitpunkt aber noch keine Angaben machen.

Sind Schulungen nötig, um die VR-Beratung einzusetzen?

Ja, Berater, die mit Kundinnen und Kunden über die „ERGO VR Experience“-App ins Gespräch kommen möchten, erhalten hierzu eine technische Einführung sowie eine Begleitung durch Fachexperten, um sich optimal auf diese neue Form der Beratung vorbereiten und diese durchführen zu können.     

Welche technischen Voraussetzungen braucht der Kunde?

Kunden, die sich mit der „ERGO VR Experience“-App beraten lassen möchten, brauchen die gleiche Ausstattung wie der Berater: eine VR-Brille von Meta, etwa die Meta Quest 2 oder Quest Pro. Auch hier gilt: Die App ist abwärtskompatibel, also für ältere Brillen-Modelle von Meta geeignet, und für kommende Brillen-Generationen nutzbar. Darüber hinaus brauchen auch Kunden keine gesonderte technische Ausstattung außer einem eigenen PC und einem Account im Meta Quest Store, über den sie die Anwendung aufrufen können.

Wieso glauben Sie, dass Kunden diese Möglichkeit in Anspruch nehmen?

Gerade die digital-affine Zielgruppe wird das neue Angebot unserer Einschätzung nach sehr gerne annehmen. Denn das ist es, was sich die Kundinnen und Kunden von uns wünschen: Neue und ansprechende Formen der Produktpräsentation und Beratung, die sie wählen können und die sie begeistern. Und sowas wie die „ERGO VR Experience“ gab es einfach vorher noch nicht. Deshalb sind wir der festen Überzeugung, dass Kunden diese Möglichkeit der Beratung in Anspruch nehmen werden. 

Wie soll es für die Ergo strategisch in diesem Bereich weitergehen?

Ergo hat das Ziel, bis 2025 digital führend zu sein in der Versicherungsbranche, sowohl in Deutschland als auch in den internationalen Kernmärkten. Dafür haben wir mit KI, Robotics, Voice und Process Mining bereits vier Technologien fest und erfolgreich für sich besetzt, die aus ihren Services und Produkten nicht mehr wegzudenken sind. Darüber hinaus blicken wir immer wieder über den Tellerrand, um zu schauen, welche weiteren neuen Technologien es gibt, die von Relevanz sind. Das wären beispielsweise VR und das Metaverse. 

Setzen Sie die Technik auch bei Ihnen ein?

Ja, natürlich. Die Bereichsmeetings der Ergo Digital Ventures finden seit über drei Jahren in VR statt. Bei uns können selbstständige Vertriebspartnerinnen und -partner künftig auch in Virtual Reality trainieren. Die Versicherungsgruppe rollt dafür ab der zweiten Jahreshälfte dieses Jahres ihr „VR Sales Training“ der Ergo-Akademie deutschlandweit aus. Vermittlerinnen und Vermittler können schon seit 2020 mit interessierten Kunden in einem virtuellen, dreidimensionalen Raum treffen, um sich über Versicherungsprodukte zu unterhalten. Und Ergo bietet seinen Mitarbeitenden neuerdings an fünf Standorten in Deutschland eine „VR Auszeit“ an, um sich für jeweils 20 Minuten mental entspannen zu können.

In diesem Gesamtkonzept ist die „ERGO VR Experience“-App ein weiterer Baustein in der bereits erfolgreich etablierten Omni-Channel-Strategie. An weiteren Use Cases aus dem Bereich Metaverse und VR wird bereits gearbeitet.

Die VR-Technik gibt es ja schon lange. Warum jetzt?

VR findet zunehmend ihren Weg in die Entwicklung von Produkten und Dienstleistungen, ist bereits heute im Unterhaltungs- und Gesundheitssektor, der Aus- und Weiterbildung oder der Industrie im Einsatz und hat auch für die gesamte Handel- und Konsumgüterbranche große Potenziale. Wie bei allen technischen Innovationen, mussten jedoch auch bei VR erst mehrere Faktoren zur richtigen Zeit zusammenkommen, damit sich die Technologie wirklich etablieren konnte. Das betrifft etwa die benötigte Hard- und Software, um eine perfekte, qualitativ hochwertige, latenzfreie Immersion erzeugen zu können. Es braucht ausreichend Anwendungsfälle – hier wird gerne von den sogenannten „Killer-Apps“ gesprochen –, die einen echten Mehrwert für die Nutzerinnen und Nutzer bieten. Und: Die Modelle müssen massenmarkttauglich sein. Genau dafür ist Apples Ankündigung der Vision Pro ein starkes Zeichen und wird der Entwicklung von VR- und AR-Brillen nochmals einen deutlichen Schub leisten. Hin zu einem Nutzerverhalten, welches sich in den vergangenen Jahren erst von Desktop auf mobile verlagert hat und sich in den nächsten Jahren in Richtung Brille als 1st Device entwickeln wird. Eben genau der Vision, die auch Apple mit ihrer Vision Pro hat.

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