ESG und Impact Investing – was sind die Unterschiede?

Foto: ecoligo
Claudia Rothe, ecoligo: "Impact Investments bieten eine nachhaltige Anlagemöglichkeit, allerdings muss der Impact klar kommuniziert und transparent dargestellt werden."

Trotz der Definition von Nachhaltigkeitskriterien durch verschiedene Institutionen existiert noch immer kein allgemein anerkannter Standard für nachhaltige Investitionen. Die EU-Taxonomie, ESG-Kriterien und die UN-Ziele für nachhaltige Entwicklung (Sustainable Development Goals) haben alle ihre eigenen Einschränkungen und Besonderheiten. Viele vermeintlich nachhaltige Anlageprodukte sind letztendlich oft nur vermeintlich nachhaltig.

Laut einer aktuellen Studie von Finanzwende Recherche fließen über 70 Prozent der als „nachhaltig“ bezeichneten Investitionen im Energiesektor tatsächlich in fossile Brennstoffe. Diese Diskrepanz verdeutlicht die Notwendigkeit für Anlegerinnen und Anleger, eine umfassende Kenntnis über Anlageprodukte und -kriterien zu erlangen sowie spezifische Nachhaltigkeitskriterien für sich zu bewerten. Nur so können sie sicherstellen, dass ihre Investitionen tatsächlich den gewünschten Nachhaltigkeitsansprüchen gerecht werden. Vor allem ESG-Investitionen und Impact Investitionen werden häufig im Zusammenhang mit nachhaltigen Anlagemöglichkeiten genannt – aber was ist das eigentlich und wie unterscheiden sich die beiden Investitionsarten?

Was sind ESG-Investitionen?

ESG ist eine Abkürzung für Environment (Umwelt), Social (Soziales) und Governance (Unternehmensführung). Dahinter verbirgt sich die Idee, möglichst nachhaltig wirtschaftende Unternehmen anhand dieser drei Kriterien zu identifizieren. Viele Fonds und ETFs, die eine nachhaltige Ausrichtung verfolgen, tragen die Abkürzung ESG im Namen. Der Fokus auf ESG-Kriterien und -Praktiken hat eine neue Dynamik in die Anlagelandschaft gebracht und dazu beigetragen, dass Nachhaltigkeit zu einem integralen Bestandteil von Investitionsentscheidungen auf globaler Ebene geworden ist.

Interessant wird es, wenn man ESG-Fonds betrachtet, denn hierin können nur ESG-zertifizierte Wertpapiere angeboten werden. Diese werden jedoch unterschiedlich zusammengestellt: Manche ESG-Fonds gehen anhand einer Negativliste vor, die Investitionen in weniger nachhaltige oder ethisch bedenkliche Unternehmen ausschließt. Andere Anbieter nutzen den „Best in Class“-Ansatz und wählen Unternehmen aus, die innerhalb ihrer Branche in Bezug auf Nachhaltigkeit besser bewertet werden. Mit diesem Ansatz können immer noch Branchen im Portfolio vertreten sein, die von vielen als nicht besonders nachhaltig angesehen werden (z.B. Erdölfirmen), aber in ihrem Sektor „am nachhaltigsten” sind.

Das zugrunde liegende Prinzip, nur dann zu investieren, wenn bestimmte Nachhaltigkeits- oder gesellschaftliche Kriterien erfüllt sind, ist zweifellos ethisch einwandfrei und spiegelt das wachsende Bewusstsein für verantwortungsbewusstes Investieren wider. Allerdings gibt es auch Bedenken im Zusammenhang mit der Bewertung von Unternehmen durch Rating-Agenturen im ESG-Bereich. Rating-Agenturen haben die Aufgabe, die ESG-Leistung von Unternehmen zu bewerten, neigen jedoch dazu, sich stärker auf Nachhaltigkeitsmaßnahmen zu konzentrieren, die darauf abzielen, Schäden aus der Vergangenheit zu kompensieren oder zu reduzieren. Dies kann zu einer Verzerrung der Bewertungen führen und erklärt zum Teil, warum der Elektrofahrzeughersteller Tesla von einer Liste sozial verantwortlicher Unternehmen in Amerika ausgeschlossen wurde, während Unternehmen wie Amazon und der Öl- und Gasriese ExxonMobil weiterhin auf der Liste stehen. Die Diskrepanz in der Bewertung von Unternehmen kann auf die begrenzten und manchmal unzureichenden Daten zurückgeführt werden, die den Rating-Agenturen zur Verfügung stehen. Diese Daten basieren oft auf Informationen, die von den Unternehmen selbst bereitgestellt werden, was zu einem potenziellen Interessenkonflikt führen kann. Unternehmen haben natürlich ein eigenes Interesse daran, ihr ESG-Profil in einem positiven Licht darzustellen und könnten daher geneigt sein, bestimmte Aspekte ihrer Nachhaltigkeitsleistung zu betonen, während sie andere vernachlässigen. Dies erschwert eine faire und objektive Bewertung.

Trotz dieser Herausforderungen bleiben ESG-Investitionen ein wichtiger Ansatz, um Unternehmen zur Verantwortung zu ziehen und positive Veränderungen in Richtung Nachhaltigkeit und sozialer Verantwortung zu fördern. Mit zunehmendem Bewusstsein und Engagement von Investorinnen und Investoren, Unternehmen und Regulierungsbehörden wird erwartet, dass die ESG-Bewertungen und -Praktiken weiterentwickelt werden, um eine effektivere Beurteilung der Nachhaltigkeitsleistung von Unternehmen zu ermöglichen. ESG bewertete Anlagen bleiben im Trend: Dies spiegelt sich im wachsenden Volumen der Investitionen wider. Einem Bericht von Bloomberg Intelligence zufolge könnten die globalen ESG-Vermögenswerte bis 2025 50 Billionen US-Dollar übersteigen und damit ein Drittel des weltweit verwalteten Gesamtvermögens ausmachen.

Unterschied von ESG- zu Impact Investing

ESG-Investitionen sind darauf ausgerichtet, attraktive finanzielle Renditen zu erzielen, während gleichzeitig negative Auswirkungen vermieden werden sollen. Im Gegensatz dazu liegt der Schwerpunkt von Impact Investments auf der Erzielung messbarer sozialer oder ökologischer Ziele, während die Höhe der finanziellen Rendite eine sekundäre Rolle spielt. Impact Anlagemöglichkeiten dienen dazu, Unternehmen zu unterstützen, die gezielt soziale oder ökologische Probleme angehen. Dies kann beispielsweise die Bereitstellung von sauberer Energie in Entwicklungsländern, die Förderung von Bildungschancen für benachteiligte Gemeinschaften oder die Unterstützung nachhaltiger Landwirtschaftspraktiken umfassen. Impact Investments haben das Potenzial, positive Veränderungen auf gesellschaftlicher und ökologischer Ebene zu bewirken und sind daher eine treibende Kraft für nachhaltige Entwicklung.

Die Möglichkeiten für Impact Investments haben sich in den letzten Jahren erheblich erweitert, wodurch praktisch alle Anlageklassen Investitionsmöglichkeiten in diesem Bereich bieten. Neben traditionellen börsennotierten Anlagen wie Aktien, Anleihen und Investmentfonds gibt es mittlerweile spezialisierte Finanzinstrumente wie Garantien und hybride Finanzierungsmodelle, die für Impact Investments genutzt werden können. Zudem hat das Crowdinvesting als eine Form der direkten Kapitalbeteiligung an Impact Investments an Beliebtheit gewonnen. Die Bedeutung von Transparenz und Messbarkeit wird in Bezug auf Impact Investments außerdem zunehmend umgesetzt. Daher werden Instrumente wie Impact Measurement und Impact Reporting entwickelt, um die Auswirkungen von Investitionen zu quantifizieren und zu kommunizieren. Dies ermöglicht Anlegerinnen und Anlegern, fundierte Entscheidungen zu treffen und ihr Kapital entsprechend ihren ethischen und nachhaltigen Prinzipien auszurichten. Impact Investments bieten eine nachhaltige Anlagemöglichkeit, allerdings muss der Impact klar kommuniziert und transparent dargestellt werden.

Als Leiterin des Fundraising-Teams von ecoligo sorgt Claudia Rothe dafür, dass die Direktinvestitionsmöglichkeiten von ecoligo in Erneuerbare-Energien-Projekte für Privatanlegerinnen und Privatanlegern zum Leben erweckt werden. Mit ihrer Beteiligung an der Projektentwicklung, dem Crowdinvesting und der Investorinnen- und Investorenkommunikation überblickt Claudia das gesamte Spektrum des nachhaltigen Investierens, um Privatanlegerinnen und Privatanlegern einen direkten Beitrag zur globalen Energiewende und einer grüneren Zukunft zu ermöglichen.

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