Gen Z setzt auf Kryptogeld und Gold – und verändert damit den Markt langfristig

Foto: SmarterPix/sinenkiy
Gen Z: Warum Kryptowährungen und Gold in der Kombi gut ankommen

Die Generation Z macht vieles anders als ihre Vorgängergenerationen. Weshalb Kryptogeld und Gold für die Gen Z gut zusammenpassen – und das Edelmetall derzeit besonders beliebt ist

Die Generation Z hat schon eine Menge erlebt: die Pandemie, den Kriegsausbruch in der Ukraine, in der Folge leere Supermarktregale, sprunghafte Inflation, das Ende eines langjährigen Immobilienbooms, massive Zinssenkungen und -erhöhungen, Donald Trump und vieles mehr. 

Die heute 15- bis 30-jährigen Frauen und Männer in Deutschland sind nicht nur mit Internet und Social Media aufgewachsen, bevorzugen flexibles Arbeiten und haben ein starkes Bewusstsein für Umweltschutz und Klimawandel, sondern ziehen auch ihre Lehren daraus, dass sich das wirtschaftliche Umfeld zeitnah und radikal ändern kann. Es kommt daher wohl auch nicht von ungefähr, dass die „Gen Z“ im Vergleich zu früheren Generationen häufiger und früher an der Börse aktiv ist. Dass sie bei ihrer finanziellen Vorsorge einiges anders macht als ältere Generationen und dabei durchaus auch vermehrt auf Gold setzt, wird wohl auch die Zukunft des Goldhandels prägen.

Generell hat die Gen Z deutlich weniger Berührungsängste mit Finanzthemen als ihre Vorgänger-Generationen: Viele wissen, dass ein normales Gehalt allein nicht zwingend zu materiellem Wohlstand führt, ihre gesetzliche Rente für ein sorgloses Leben im Alter nicht genügen wird und Wohneigentum oder auch nur eine großzügige Mietwohnung in der Stadt keine Selbstverständlichkeiten sind. Gleichzeitig haben ihnen Internet und Social Media deutlicher vor Augen geführt, dass ein langfristiger Vermögensaufbau recht sinnvoll erscheinen mag. 

Die Finanzwelt auf dem Smartphone

Anregungen dazu findet die junge Generation immer weniger in traditionsreichen Wirtschaftsmedien, sondern einfach, schnell und auf das Wesentliche reduziert in den zahlreichen Online-Medien. Vor allem Social-Media-Trends zu aussichtsreichen Geldanlagen rund um Aktien, ETFs, Kryptowährungen, Tagesgeld oder Gold spielen eine große Rolle. 

Apropos Gold: Eine repräsentative Umfrage von YouGov aus 2023 ergab, dass über alle Altersklassen hinweg etwa 37 Prozent der Personen Gold besitzen. Bei Personen mit einem Alter jenseits der 55 Jahre lag der Anteil der Goldbesitzer nur bei circa 30 Prozent, bei den 18- bis 24-Jährigen besitzen sogar rund 45 Prozent Gold. Allein 2023 – neuere Daten liegen nicht vor – haben über alle Altersgruppen nur 15,4 Prozent Gold gekauft, jedoch bemerkenswerte 37,8 Prozent der jungen Leute. 

Was aber treibt die Generation Z zum Goldkauf? Ist das nur ein Social Media-Trend? Ein Statussymbol, dass sie sich von irgendwelchen Instagram-Promis abgeguckt haben?

Bei der Frage nach den Gründen für den Goldkauf überwiegen vielmehr der Krisenschutz und die Diversifikation des Anlageportfolios. Bei den 18- bis 24-Jährigen wurden beide Begründungen mit zusammen 21 Prozent häufiger genannt als im Durchschnitt über alle Altersgruppen (17 Prozent). Allerdings spielen auch die Faszination von Gold und seine Bedeutung als Statussymbol eine größere Rolle als im Durchschnitt der Bevölkerung. 

Kleinere Beträge, höherer Goldanteil im Depot

Richtig ist aber auch: Aufgrund geringerer verfügbarer Mittel gibt die Gen Z deutlich kleinere Beträge für den Goldkauf aus als ältere Anleger; stattdessen setzen vergleichsweise junge Anleger daher vermehrt auf Goldsparpläne. Dennoch ist ihr Goldanteil im Wertpapierportfolio mit rund fünf bis zehn Prozent höher als im Durchschnitt über alle Altersgruppen. Umfragen zufolge betrachten 71 Prozent der Gen Z Gold als sinnvolle Ergänzung zu anderen Anlageformen wie Aktien und Kryptowährungen. Sowohl Kryptowährungen wie Bitcoin, Tech-Aktien als auch Gold im Portfolio zu haben, ist für diese Generation kein Widerspruch, sondern Ausdruck aktiver Risikostreuung.

Mit der Generation Z wird sich langfristig voraussichtlich auch der Goldhandel ändern. Denn anders als ältere Generationen kauft diese Gruppe Gold vermehrt in Online-Shops oder investiert in einen Goldsparplan. Auf der anderen Seite legt diese junge Käufergruppe mehr Wert auf nachhaltig produziertes Gold und ist sogar bereit, dafür einen Aufpreis zu zahlen. Klassische Goldhändler müssen diese Vorlieben bedienen, um die jungen Menschen zu erreichen. 

Dass Gold als Krisen- und Inflationsschutz immer seine Berechtigung hat und der Goldpreis vor allem in herausfordernden Zeiten von einem Rekordhoch zum nächsten eilt, hat diese Generation in den vergangenen Jahren live miterlebt. Sie betrachten Gold daher nicht als ein Relikt der Vergangenheit, sondern vielmehr als relevanten und zukunftsfähigen Anker in einer zunehmend komplexen Welt. Es scheint somit wohl nur eine Frage der Zeit zu sein, bis sich die junge Generation zur wichtigsten privaten Käufergruppe am Goldmarkt aufschwingt.

Autor Önder Çiftçi ist CEO der Ophirum Group. 

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