Gold: US-Notenbank schickt Goldpreis auf neues Allzeithoch

Aktuell erleben wir eine untypische Rallye am Goldmarkt, die primär auf den gigantischen Käufen östlicher Notenbanken gründen dürfte. Das Sentiment am Goldmarkt ist bereits seit längerer Zeit sehr bullisch, die Liquidität nahm durch die QT-Programme ab, die ETF-Produkte erlitten Abflüsse und die hohen Zinsen, sowie die hausierenden Aktien- und Kryptomärkte stehen in Konkurrenz mit dem Goldmarkt. Alles Faktoren, die normalerweise nicht bullisch für den Goldpreis wären. Gold haussiert dennoch isoliert vom Rest der Edelmetalle, was historisch gesehen außergewöhnlich ist. Wir erleben aktuell eine Abkopplung des Goldpreises von klassischen Korrelationen und Marktverhalten der letzten vierzig Jahre. 

Beispielsweise kann der Silberpreis von der Rallye am Goldmarkt bisher kaum profitieren und handelt aktuell mit 24,60 US-Dollar noch weit unter seinem Hoch von 50 US-Dollar aus dem Jahr 2011. Die neuesten Terminmarktdaten für Silber vom Freitag zeigen, dass Spekulanten auf eine Aufholjagd des Silber- zum Goldpreis wetten, doch bleibt die Rallye bisher aus. Dies zeugt diametral gegensätzlich zum Goldmarkt von einem aktuell noch bestehenden Überangebot am physischen Silbermarkt. Es ist möglich, dass erst einige Zeit vergehen muss, bis die gestiegene Investmentnachfrage ein Defizit am physischen Silbermarkt nach sich ziehen wird und der Silberpreis mit Verspätung zum Goldpreis aufholen kann. Der CoT-Report der US-Terminmarktaufsicht zeigt aktuell jedoch, dass der Silbermarkt nach klassischen Maßstäben extrem überkauft ist, was sonst immer nur an Hochpunkten am Gold- und Silbermarkt der Fall war, jedoch nie vor einer Rallye des Gold- und Silberpreises. Weltweit befinden sich die Aktienmärkte in einem irrationalen Überschwang, was bereits viele Sentiment-Indikatoren anzeigen. Die Vermögensverwalter halten aktuell die größte Futures- 

Longposition auf US-Aktien seit der großen Finanzkrise von 2008. Der historisch hohe Zinsanstieg und die bisher ausgebliebene Rezession sind Risikofaktoren, die jederzeit die Märkte treffen können. Sollte es zu einem endogenen deflationären Crash an den Märkten kommen im Zuge einer Rezession oder dieser aufgrund exogener Faktoren seinen Anfang finden, so würden nicht nur die Aktien- und Kryptomärkte darunter leiden, sondern vermutlich auch der Goldpreis für eine gewisse Zeit. Erst mit dem Eingreifen der Notenbanken mittels neuer QE-Programme, um das Banken- und Kreditgeldsystem vor einem deflationären Crash oder einer Krise zu schützen, wäre der Weg für den Goldpreis nach oben frei, im Zuge weiterer Abwertungen der internationalen Fiat-Währungen. Mit neuen QE-Programmen wären dann auch 3.000 US-Dollar je Feinunze binnen ein bis zwei Jahren nach dem Start des Gelddruckens denkbar. 

Aus Sicht des Traders ist dieser Preisanstieg jedoch äußerst untypisch und die Indikatoren widersprüchlich zum aktuellen Zeitpunkt, weshalb ich argwöhnisch bin. Solange der Goldpreis oberhalb der Unterstützung von 2.150 US-Dollar handelt, folgen wir der Stärke am Goldmarkt und hoffen auf eine Aufholjagd des Silberpreises und der Goldminenaktien. Sollte der Goldpreis jedoch unter die genannte Unterstützung fallen und infolgedessen zurück auf das alte Allzeithoch bei 2.080 US-Dollar, so sollte man das Risiko im Trading konsequent managen und reduzieren.

Trader folgen aktuell der Rallye am Goldmarkt und angesichts der Probleme gerade im Euroraum aufgrund des Kriegs in der Ukraine, des historisch hohen Zinsanstiegs und den weltweit höchsten Energiepreisen steuert die europäische Wirtschaft auf eine Rezession zu, auf die die Staaten mit der Aufnahme neuer Schulden und die Notenbanken mit dem Drucken von Geld aus dem Nichts reagieren werden. Es gibt also gerade für uns Europäer genügend Gründe, um weiterhin Ersparnisse in den sicheren Hafen des Goldes zu allozieren, um einem weiteren Inflationsschub zuvorzukommen.

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