Guido Bader (Stuttgarter) zur Trendumkehr beim Garantiezins: „Sowohl das Niveau als auch der Zeitpunkt sind richtig“

Dr. Guido Bader, Vorstandsvorsitzender Stuttgarter Lebensversicherung
Foto: Die Stuttgarter
Dr. Guido Bader: "Riester könnte wieder flächendeckend angeboten werden."

22 Jahre wurde der Garantiezins in der Lebensversicherung abgesenkt. Nun soll er zum 1. Januar 2025 erstmals wieder steigen. Cash. sprach mit dem Vorstandsvorsitzenden der Stuttgarter Lebensversicherung und ehemaligen Vorstandsvorsitzenden der Deutschen Aktuarvereinigung, Dr. Guido Bader, über die Trendumkehr und mögliche Folgen für die Produktwelt.

Zum 1. Januar 2024 wird der Garantiezins nach 30 Jahren erstmals wieder erhöht. Dr. Bader, wie überfällig war aus Sicht des ehemaligen Vorstandsvorsitzenden der Deutschen Aktuarvereinigung die Anhebung des Höchstrechnungszinses?

Bader: Die Anhebung war nicht überfällig, vielmehr kommt sie genau zum richtigen Zeitpunkt. Nach einer längerfristigen Stabilisierung des Zinsniveaus an den Kapitalmärkten hat die Deutsche Aktuarvereinigung folgerichtig zum 1. Januar 2025 die Anhebung des Höchstrechnungszinses auf ein Niveau von ein Prozent vorgeschlagen. Ich erachte sowohl das Niveau als auch den Zeitpunkt für richtig. Daher freue ich mich, dass das BMF schlussendlich der Empfehlung der DAV gefolgt ist.

Sie sprachen auf ihrer Bilanzpressekonferenz davon, dass BU-Versicherungen günstiger werden könnten. Welche Folgen hat die Garantiezinsanhebung für die BU-Tarife der Stuttgarter Lebensversicherung?

Bader: Nun da die Entscheidung des BMF da ist, legen wir direkt mit der Kalkulation und Implementierung neuer Tarife los – insbesondere auch bei der BU. Im Mittel wird das Produkt für die Kunden vermutlich schon spürbar günstiger. Was das ganz konkret in Euro bedeutet, kann ich noch gar nicht abschätzen, da wir die Kalkulation vermutlich nochmals grundlegend überarbeiten und Verbesserungen vornehmen werden.


Das könnte Sie auch interessieren:

In jedem Fall besteht für Kunden kein Grund, mit einem Vertragsabschluss bis zum nächsten Jahr zu warten. Für alle Abschlüsse in der zweiten Jahreshälfte lassen wir uns bestimmt etwas einfallen, so dass auch diese Kunden von den Verbesserungen profitieren.

Und wie sieht es mit der Risikolebensversicherung aus? Werden hier die Tarife ebenfalls günstiger? Falls ja, um wieviel Prozent?

Bader: Bei der Risikolebensversicherung spielt der Garantiezins in der Kalkulation nicht die ganz große Rolle. Daher erwarte ich eine Verringerung eher im niedrigen einstelligen Bereich.

Sie zeigten sich auf Ihrer BPK überzeugt, dass mit dem Anstieg des Höchstrechnungszinses die Riester-Rente eine Renaissance erleben dürfte. Aktuell gibt es gerade noch vier Anbieter im Markt, die das Produkt offerieren. Was macht Sie sicher, dass der Markt hier umschwenken wird?

Bader: Aufgrund der staatlichen Förderung halte ich Riester für ein wirklich attraktives Produkt. Die einkalkulierten Kosten sind im Marktdurchschnitt längst nicht so hoch wie die Riester-Gegner immer wieder suggerieren. Mit der Anhebung des Garantiezinses lässt sich aktuariell auch wieder der garantierte Beitragserhalt darstellen, so dass Riester wieder flächendeckend angeboten werden könnte. Warum „könnte“? Das BMF kündigt ja eine Reform der geförderten Altersvorsorge an. Das gilt es noch abzuwarten. Eine Wiedereinführung von Riester wird dann ggf. schon im neuen Format und unter neuem Namen erfolgen.

Fondsgebundene Lebensversicherungen liegen im Trend, auch bei der Stuttgarter. Erwarten Sie, dass die Entwicklung den Klassik-Tarifen oder Indexpolicen neuen Schwung verleihen wird?

Bader: Ich halte die fondsgebundenen Produkte im Rahmen einer langfristig orientierten Altersvorsorge für zentral. Es ist wichtig, dass gerade junge Leute ihre Altersvorsorge chancenorientiert aufbauen. Daher werden Klassik- und Indexprodukte vorerst nicht wieder zu alter Größe zurückkehren. Dennoch gibt es auch für diese Produkte einen Markt, insbesondere bei sehr sicherheitsorientierten Kunden sowie kürzeren Laufzeiten bis zum Rentenbeginn. Eine Renaissance erleben wir vielleicht für den Fall, dass die Überschussbeteiligung wieder deutlich ansteigt. Das erwarte ich aber nicht ganz so schnell.

Weitere Artikel
Abonnieren
Benachrichtige mich bei
0 Comments
Inline Feedbacks
View all comments