Hypoport besorgt frisches Geld von Aktionären – Kurs sackt ab

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Hatte die Vermittlung von Immobilienkrediten in der Zeit der Niedrigzinsen geboomt, brach das Geschäft in der zweiten Jahreshälfte 2022 infolge der Zinswende und der gesunkenen Nachfrage nach Immobilien ein.

Der Finanzdienstleister Hypoport will nach dem Einbruch in der Baufinanzierung mit frischem Geld von Aktionären wieder auf Wachstumskurs gehen. Das Unternehmen holte mit der Ausgabe neuer Aktien brutto rund 50 Millionen Euro herein, wie es am Freitag in Berlin mitteilte.

Mit dem zusätzlichen Eigenkapital will Hypoport nach eigenen Angaben die „außerordentlichen Wachstumschancen“ im derzeitigen Marktumbruch in der Immobilienfinanzierung nutzen. Für die Hypoport-Aktie ging es nach den Neuigkeiten am Freitagmorgen jedoch deutlich abwärts.

Kurz nach Handelsbeginn verlor das Papier fast sieben Prozent auf 136,40 Euro und war damit größter Verlierer im Nebenwerte-Index SDax. Das Analysehaus Pareto Securities zeigte sich von der Kapitalerhöhung überrascht. Es erscheine indes sinnvoll, den jüngsten Kursanstieg zu nutzen, um für künftige Chancen in einem schwierigen Marktumfeld gewappnet zu sein, schrieben sie in einer Studie.

Hypoport hatte die neuen Aktien nach eigenen Angaben zum Stückpreis von 132 Euro bei „qualifizierten Anlegern“ platziert. Das entspricht einem Abschlag von vier Prozent auf den gewichteten Durchschnittskurs der vergangenen drei Tage und sogar fast zehn Prozent auf den Schlusskurs vom Donnerstag. Da war das Papier mit 146,20 Euro aus dem Handel gegangen, womit Hypoport auf eine Marktkapitalisierung von knapp 950 Millionen Euro kam.

Die neuen Aktien sollen erstmals am oder um den 27. Januar herum erstmals gehandelt werden. Bei der Kapitalerhöhung hatte Hypoport ein Bezugsrecht für die Altaktionäre ausgeschlossen.

Turbulente Monate

Das Unternehmen hat turbulente Monate hinter sich. Hatte die Vermittlung von Immobilienkrediten in der Zeit der Niedrigzinsen geboomt, brach das Geschäft in der zweiten Jahreshälfte 2022 infolge der Zinswende und der gesunkenen Nachfrage nach Immobilien ein. Als Grund nannte Hypoport bei Veröffentlichung erster Zahlen Mitte Januar eine sehr schwache Nachfrage in der privaten und institutionellen Immobilienfinanzierung nach den Sommermonaten. Dieser Abwärtstrend habe bis Oktober angehalten. Seitdem habe sich die operative Geschäftsentwicklung auf historisch niedrigem Niveau stabilisiert.

Trotz einer positiven ersten Jahreshälfte fiel das Transaktionsvolumen auf Hypoports Kreditplattform Europace im abgelaufenen Jahr insgesamt um sieben Prozent auf 95 Milliarden Euro. In dem mit Abstand größten Bereich Immobilienfinanzierung schrumpfte das Transaktionsvolumen um neun Prozent auf 77 Milliarden Euro.

Für das laufende Jahr zeigte sich Unternehmenschef Ronald Slabke nach den jüngsten Geschäftszahlen vorsichtig optimistisch. Es sei nach einem stabilen vierten Quartal zwar noch zu früh, um auf eine kurzfristige Erholung zu schließen. Das Unternehmen rechne aber weiter damit, dass der Markt der Immobilienfinanzierung vier bis acht Quartale nach dem Start der Käuferzurückhaltung im Sommer 2022 wieder zu einem normalisierten Niveau zurückfinden werde.

Mit Blick auf 2023 sprach der Manager von einem „Jahr großer Chancen für weitere Marktanteilsgewinne“ für Hypoport. Allerdings dreht der Vorstand bereits an der Kostenschraube: Er will die Kosten des Unternehmens im laufenden Jahr um 35 bis 40 Millionen Euro senken.(dpa-AFX)

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