Die Hahn Gruppe hat in Kooperation mit CBRE, Bulwiengesa und dem EHI Retail Institute die 20. Ausgabe ihres Marktberichts vorgestellt. Grundlage sind Befragungen von 71 Expansionsverantwortlichen im Handel sowie 32 institutionellen Investoren und Finanzierern. In Kooperation mit dem EHI Retail Institute wurden zusätzlich führende Einzelhandelsunternehmen in Deutschland interviewt. Die Ergebnisse zeigen eine erhöhte Investitionsbereitschaft – sowohl auf Handels- als auch auf Immobilienseite.
Demnach wollen 61 Prozent der Handelsunternehmen bis Ende 2025 ihre Filialnetze ausbauen, so viele wie seit sieben Jahren nicht mehr. Der Anteil der Unternehmen, die Standorte abbauen möchten, ist gleichzeitig auf ein Rekordtief von 17 Prozent gefallen. Besonders aktiv sind die Segmente Lebensmittel, Gesundheit und Beauty sowie Gastronomie, während der Textilhandel eher auf Rückzug setzt. Hier planen 44 Prozent, ihr Filialnetz zu verkleinern.
Drogerien wachsen, SB-Warenhäuser verlieren
Im Lebensmittel- und Drogeriewarenhandel hält der Umsatzboom an. 2024 stiegen die Gesamtausgaben für beide Segmente auf rund 300 Milliarden Euro. Der Online-Anteil blieb mit 2,5 Prozent bei Lebensmitteln und 3,6 Prozent bei Drogeriewaren niedrig im internationalen Vergleich.
Drogeriemärkte bauten ihre Marktanteile weiter aus und kommen inzwischen auf 10,6 Prozent. Gleichzeitig schrumpfen klassische Formate: Supermärkte verloren 101 Standorte, SB-Warenhäuser 40. Gewinner waren neben Drogerien auch Verbrauchermärkte, die leicht zulegten.
Unter den großen Handelsunternehmen behauptete Edeka mit 78,3 Milliarden Euro Umsatz die Spitzenposition. Die Schwarz-Gruppe und Rewe folgten, wobei Rewe mit 4,5 Prozent das stärkste Wachstum verzeichnete. Aldi Süd und Aldi Nord modernisierten und expandierten weiter.
Optimismus im Handel und neue Kaufbereitschaft bei Investoren
Die Umsatzperspektiven für 2025 bleiben positiv. Jeder zweite Händler erwartet steigende Umsätze im zweiten Halbjahr, vor allem in den Bereichen Lebensmittel, Gesundheit und Beauty sowie Bekleidung. Knapp ein Drittel rechnet mit stabilen Ergebnissen, während nur 20 Prozent sinkende Erlöse prognostizieren.
Auch auf dem Investmentmarkt für Handelsimmobilien zeichnet sich eine vorsichtige Rückkehr ab. 30 Prozent der befragten Investoren wollen ihre Bestände moderat aufstocken, 9 Prozent planen starke Zukäufe. Im Fokus stehen lebensmittelgeankerte Fachmarktzentren, Supermärkte und Verbrauchermärkte. Verkäufe spielen kaum eine Rolle.
Selektive Renditekompression bei Core-Objekten
Die Entwicklung der Renditen zeigt ein differenziertes Bild. Nach einem deutlichen Anstieg im Jahr 2023 blieben die Spitzenrenditen, also das Verhältnis von Jahresmiete zu Kaufpreis bei erstklassigen Objekten, in den ersten drei Quartalen 2024 weitgehend stabil.
Zum Jahreswechsel kam es jedoch bei hochwertigen Objekten zu leichten Rückgängen: In den Top-7-Städten sank die Rendite für 1A-Handelsimmobilien um 0,2 Prozentpunkte auf 4,64 Prozent. Auch lebensmittelgeankerte Immobilien verzeichneten leichte Rückgänge auf 4,60 beziehungsweise 4,90 Prozent. Ein Rückgang der Rendite bedeutet eine Erhöhung des Kaufpreisniveaus.
Shopping-Center dagegen entwickeln sich unterschiedlich: Während Objekte an Toplagen stabil blieben, stiegen die Nettoanfangsrenditen in B-Lagen auf 7,50 Prozent. Der Renditespread zwischen A- und B-Standorten erreichte damit ein Rekordniveau.
Parallel dazu gaben die Kapitalmarktzinsen leicht nach. Die Renditedifferenz zwischen Immobilien und Staatsanleihen hat sich dadurch verringert – mit Ausnahme der schwächeren Shopping-Center-Standorte.