Anleger sollten sich vom jüngsten Börsenbeben in China nicht abschrecken lassen, sondern die Krise als Chance sehen – zumindest, wenn es um Aktien von Luxusuhrenherstellern geht. Diese Meinung vertritt Scilla Huang Sun, Managerin des JB Luxury Brands Fund.
„Natürlich hat die Verlangsamung des Wachstums in China die Branche belastet“, sagt die Expertin. „Aber ich denke, wir nähern uns in dieser Hinsicht dem Tiefpunkt.“ Zudem überschätzen nach Huang Suns Ansicht viele Marktteilnehmer das Ausmaß der chinesischen Wachstumskrise: „Trotz aller negativen Schlagzeilen hat sich der Konsum in China zuletzt robust gezeigt.“
Die Neuausrichtung Chinas hin zu einer stärkeren Binnenorientierung der Volkswirtschaft werde Uhrenherstellern und anderen Luxusgüterkonzernen letztlich zugutekommen. „Die Neuausrichtung führt zu geringeren Investitionen, zugleich aber zu höheren Konsumausgaben“, erläutert Huang Sun. „Starke Lohnzuwächse und zunehmender Wohlstand der chinesischen Bevölkerung führen zu einer steigenden Kaufkraft breiter Bevölkerungsschichten.“ Diese Entwicklung wiederum stütze den langfristigen, konjunkturzyklusübergreifenden Wachstumstrend bei Luxusuhren.
Das langfristige Wachstum des Sektors kommt aus den Schwellenländern
Der Trend lässt sich durch Zahlen eindrucksvoll untermauern. Laut Huang Sun kommt inzwischen mehr als 50 Prozent der Luxusgüter-Nachfrage aus Schwellenländern. Die Chinesen allein sind für über 30 Prozent verantwortlich. Das Nachfragewachstum im Jahr 2015 wurde sogar zu 70 Prozent von Schwellenländern getrieben. Zudem gingen 29 Prozent der Schweizer Uhrenexporte nach China, Hongkong, Singapur und Taiwan. Chinesische Touristen sind einer der wichtigsten Faktoren für die globale Nachfrage nach Luxusuhren: Sie kaufen jede zweite Uhr, die weltweit an Touristen verkauft wird. Wo sie ausbleiben, schrumpft der Markt – wo sie hinreisen, blühen die Geschäfte.
Europa und Japan bei chinesischen Touristen beliebt
„Die Attraktivität von Hongkong als Einkaufsziel etwa hat zuletzt darunter gelitten, dass der Hongkong Dollar an den US-Dollar gekoppelt ist und entsprechend gegenüber dem Renminbi deutlich aufgewertet hat“, erklärt Huang Sun. Europa und Japan, deren Währungen gegenüber dem Renminbi abgewertet haben, sind bei chinesischen Touristen dagegen immer beliebter. „Die Nachfrage ist also nicht verschwunden, sie hat sich nur verlagert“, so die Expertin weiter.
Längerfristig werde sie weiter wachsen: Einer Studie der Boston Consulting Group zufolge dürften die globalen Vermögen bis 2019 jährlich um sechs Prozent steigen. Im asiatisch-pazifischen Raum (ohne Japan) dürften es sogar 9,7 Prozent pro Jahr sein. Die Folge: Ein immer größerer Teil der globalen Vermögenswerte konzentriert sich in Asien und steht für Konsumausgaben zur Verfügung.
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