Markt für Corporate Hybrids gewinnt weiter an Dynamik

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Daniele Paglia, Swisscanto

Der Markt für hybride Unternehmensanleihen (Corporate Hybrids) erlebt derzeit einen deutlichen Aufschwung. Moderate Wirtschaftsdaten, sinkende Zinsen und stabile Unternehmensbilanzen schaffen ein günstiges Umfeld für diese Anlageklasse. Doch trotz positiver Impulse bleibt der Markt sensibel für mögliche Gegenwinde.

„Die Aussichten für hochverzinsliche Unternehmensanleihen sowie für hybride Unternehmensanleihen (Corporate Hybrids) erscheinen aktuell vielversprechend: Dafür sorgen meines Erachtens gleich mehrere positive Faktoren. So wächst die Wirtschaft immerhin moderat, die kurzfristigen Zinssätze werden aller Voraussicht nach weiter sinken und die staatlichen Stimuli dürften insbesondere in Europa noch zunehmen. Dies, während die finanzielle Gesundheit von Firmen wie auch von Konsumenten einen robusten Eindruck machen.

Ermutigend ist derweil auf der Anlageseite, dass die Investoren weder zu Euphorie noch zu einer extremen Positionierung neigen. Und schließlich ist am Markt reichlich Liquidität vorhanden, wie die Rekordsummen belegen, die derzeit in Geldmarkt-Papieren geparkt sind. Während all dies auf ein günstiges Umfeld für Corporate Hybrids hindeutet, gibt es jedoch auch Argumente für eine mögliche Korrektur: Zwar hatten der Handelskrieg zwischen den USA und China und die erratische Politik des Weißen Hauses bisher nur geringe Auswirkungen auf Investitionen, Konsum und Inflation. Diese Effekte könnten jedoch mit Verzögerung doch noch eintreten und potenziell für Gegenwind für diese Anlageklasse sorgen.


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Zur Komplexität trägt auch die steigende US-Staatsverschuldung bei – ein Trend, der sich mit Blick auf die neue Steuergesetzgebung ‚Big Beautiful Bill‘ von Präsident Donald Trump wohl noch verschärfen könnte. Und wie wenn dem noch nicht genug wäre, hat der andauernde ‚Shutdown‘ des US-Staatsapparats die Situation weiter verkompliziert und damit Unsicherheiten geschaffen, die sich auf den globalen Anleihemarkt auswirken könnten. Insbesondere die Erwartung hoher Emissionsvolumen von Staatsanleihen sowie relativ hohe Inflationsraten belasten bereits die langfristigen Zinsen.

Angesichts dieser Entwicklungen dürfte der Trend zu steileren Renditekurven anhalten, während flachere Spread-Kurven längere Kreditlaufzeiten weniger attraktiv machen. Diese Dynamik spricht für eine heikle Balance zwischen Chancen und Risiken im aktuellen Marktumfeld. Derweil sind steigende Haushaltsdefizite nicht nur in Übersee, sondern auch in Europa ein Problem, wo langlaufende Staatsanleihen zuletzt eine negative Performance verzeichneten.

Sorgen rund um zukünftige Emissionsvolumen haben die 30-jährigen Renditen von deutschen Staatsanleihen auf den höchsten Stand seit der Eurokrise im Jahr 2011 getrieben. Dies, während die politische Instabilität und eine Herabstufung der Kreditwürdigkeit Frankreichs die 30-jährigen Renditen französischer Staatanleihen noch weiter in die Höhe getrieben haben. In der Folge war zu beobachten, dass Anlegerinnen und Anleger ihre Allokation hin zu Unternehmensanleihen mit Investment-Grade-Rating verschoben haben – was in diesem Segment für sinkende Kreditprämien gesorgt hat.

Vor diesem Hintergrund hat sich aus meiner Sicht der Markt für Corporate Hybrids als großer Gewinner erwiesen – eben weil er die Gelder von renditehungrigen Anlegerinnen und Anlegern anzuziehen vermochte. Während der Renditeunterschied zwischen vorrangigen und nachrangigen Anleihen auf historischen Tiefstständen liegt, kompensiert dies dennoch mehr als ausreichend die Risiken. Das lässt nachrangige Anleihen von qualitativ hochwertigen Investment-Grade-Emittenten als besonders attraktiv erscheinen. Diese Anleihen, die oft volatiler sind als vorrangige Anleihen, bieten meiner Meinung nach ein attraktives Risiko-Rendite-Verhältnis für Anlegerinnen und Anleger. Diese müssen allerdings bereit sein, Wertschwankungen auszuhalten.

In Bezug auf spezifische Chancen stechen derzeit bestimmte Sektoren und Emittenten ins Auge. So bietet meiner Meinung nach der Telekommunikations-Sektor aufgrund eines günstigen regulatorischen Umfelds und eines rationaleren Preisrahmens in wichtigen Märkten einen Mehrwert. Zudem führt der tendenziell sinkende Investitionsbedarf in Glasfaser- und 5G-Netze dazu, dass Telekom-Unternehmen über höhere freie Cashflows verfügen. Während die Papiere von europäische Branchenakteuren bereits teuer erscheinen, bieten kanadische Telekommunikationsunternehmen in USD immer noch attraktive Spreads und meines Erachtens überzeugende Chancen. Ebenso scheint der Energiesektor attraktiv zu sein, da er als Absicherung gegen geopolitische Spannungen dienen kann und ein Wertversprechen bietet, das noch nicht vollständig eingepreist sein dürfte. Innerhalb dieses Sektors bieten ausgewählte kanadische und US-amerikanische Emittenten attraktive Chancen und können das Spektrum der Investitionsmöglichkeiten weiter diversifizieren.

Der positive Schwung auf dem Markt für Corporate Hybrids spiegelt sich in den jüngsten Emissionstrends wider. In den ersten drei Quartalen 2025 verzeichnete der europäische Markt Bruttoemissionen von 27 Milliarden Euro über 42 Anleihen, mit zunehmender Diversifizierung, da einige Unternehmen ihre ersten Hybridanleihen emittierten. Mit Blick auf die Zukunft erwarte ich, dass der Markt für Corporate Hybrids weiterhin und auf beiden Seiten des Atlantiks dynamisch wächst.

Die Fähigkeit der Anlageklasse, sowohl die Bedürfnisse der Emittentinnen und Emittenten als auch der Anlegerinnen und Anleger zu erfüllen, untermauert dieses Wachstum: Für Emittenten mit Investment-Grade-Rating in Sektoren mit hohem und wiederkehrendem Investitionsbedarf – zu denken ist an Telekom- oder Versorgungsunternehmen – bieten Corporate Hybrids eine Möglichkeit, ein solides Kreditprofil aufrechtzuerhalten, ohne auf teure Aktienemissionen zurückzugreifen. Für Investorinnen und Investoren wiederum können Corporate Hybrids einen attraktiven Renditeaufschlag bieten und für eine diversifiziertere Anlegerbasis sorgen. Diese Trends dürften anhalten und den Markt für Corporate Hybrids als Kernbestandteil der Fixed-Income-Asset-Allokationen institutioneller Anleger festigen.“

Autor Daniele Paglia ist Senior Portfoliomanager Global Credit, Zürcher Kantonalbank / Swisscanto.

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