Die Bedeutung von Nachhaltigkeit in der Altersvorsorge bleibt hoch – doch die Bereitschaft, dafür finanzielle Einbußen in Kauf zu nehmen, sinkt. Das zeigt eine aktuelle repräsentative YouGov-Umfrage im Auftrag der Stuttgarter Lebensversicherung unter 2.050 Deutschen ab 18 Jahren.
Sinkende Kompromissbereitschaft bei Rendite und Kosten
Nur noch 28 Prozent der Befragten sind bereit, für nachhaltige Geldanlagen im Rahmen ihrer Altersvorsorge eine geringere Rendite zu akzeptieren. Im Vorjahr waren es noch 36 Prozent. Die meisten dieser 28 Prozent würden nur leichte Einbußen hinnehmen, etwa 0,5 Prozentpunkte. Eine deutliche Renditeminderung ist für lediglich vier Prozent der Umfrageteilnehmer tragbar. Gleichzeitig stieg der Anteil derer, die Einbußen grundsätzlich ablehnen, von 27 auf 30 Prozent.
Volker Bohn, Generalbevollmächtigter für unabhängige Vertriebspartner bei der Stuttgarter, beobachtet hier einen klaren Trend: „Die Ergebnisse zeigen eine wachsende Preissensibilität, wenn es um nachhaltigkeitsorientierte Geldanlagen in der Altersvorsorge geht. Nachhaltigkeit wird weiterhin gewünscht, soll aber möglichst ohne spürbare Einbußen bei Rendite oder Kosten realisierbar sein. Diese Entwicklung sollten wir als Branche aufmerksam beobachten.“
Auch bei der Kostenakzeptanz zeigt sich eine ähnliche Entwicklung: Nur noch 22 Prozent der Befragten wären bereit, höhere Verwaltungsgebühren für Fonds mit Nachhaltigkeitskriterien zu tragen – ein Rückgang um vier Prozentpunkte gegenüber dem Vorjahr.
Nachhaltigkeit bleibt Thema in der Beratung
Obwohl die finanziellen Kompromissbereitschaften abnehmen, bleibt das Thema Nachhaltigkeit in der Beratung weiterhin wichtig: 43 Prozent der Deutschen halten ökologische und soziale Kriterien in der Altersvorsorgeberatung für eher bis sehr wichtig (2024: 46 Prozent). Noch mehr – 47 Prozent – wünschen sich Informationen darüber, wie ihr Investment zur wirtschaftlichen Transformation beiträgt. Die Nachfrage nach regelmäßigen Rückmeldungen über die Wirkung der eigenen Beiträge ist mit 54 Prozent stabil hoch. Trotz leichter Rückgänge in einzelnen Aspekten zeigt sich: Das grundsätzliche Interesse an nachhaltiger Altersvorsorge bleibt bestehen.
Nachhaltigkeit bleibt gesellschaftlich relevant
Mehr als die Hälfte der Befragten (55 Prozent) geben an, dass sich ihre persönliche Einstellung zum Thema Nachhaltigkeit im Vergleich zum Vorjahr nicht verändert hat. Für jeden Fünften hat die Relevanz sogar zugenommen. Nur 18 Prozent nehmen das Thema als weniger wichtig wahr. Hauptgründe hierfür sind wirtschaftliche Unsicherheit (50 Prozent), eine gewisse Ermüdung der Debatte (39 Prozent), politische Themenverschiebungen (36 Prozent) sowie das Überlagern durch andere Krisen (ebenfalls 36 Prozent).
Appell an Versicherer und Vermittler
Vor diesem Hintergrund betont Bohn die Rolle der Branche: „Nachhaltigkeit ist kein kurzfristiger Trend, sondern ein langfristiges Versprechen. Die Befragung zeigt deutlich, dass wir uns in einer Phase der Nachjustierung befinden: Die Erwartungen an Transparenz und Verantwortung sind hoch, gleichzeitig steigt die Sensibilität gegenüber Kosten und Rendite. Für uns als Versicherer bedeutet das, noch stärker auf individuelle Bedürfnisse einzugehen und die Wirkungsweise nachhaltigkeitsorientierter Kapitalanlagen noch nachvollziehbarer zu gestalten. Das gilt gleichermaßen für Vermittlerinnen und Vermittler, die im unmittelbaren Kontakt mit Kundinnen und Kunden stehen. Das Sensibilisieren für die Wichtigkeit und das Potenzial von Nachhaltigkeit darf vor allem jetzt nicht aus dem Fokus geraten.“