Zentral- und Osteuropa steht bereit zum Comeback

Russland: Potenzial trotz Öl und Sanktionen

Russland hatte am meisten unter den rückläufigen Rohstoffpreisen und den von der EU und den USA verhängten Sanktionen zu leiden. Das BIP des flächenmäßig größten Landes fiel im Vorjahr um 3,7 Prozent. Selbst wenn die russische Wirtschaft 2016 noch nicht wachsen kann, sind die ersten Anzeichen für eine Erholung zu beobachten: Die Inflation ist von den Höchstständen von 16,9 Prozent (2015) auf zuletzt 7,3 Prozent gesunken. Es ist zu erwarten, dass die Zentralbank in Moskau, die die Leitzinsen erst letzte Woche auf 10,5 Prozent reduzierte, in den nächsten Monaten Zinssenkungen vornimmt und damit das Wirtschaftswachstum stützt.

Börsen profitieren vom Comeback der Konvergenz-Story

Die Börsen sind vergleichsweise günstig bewertet. Mit einem Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) von 11,3 bieten die Aktienmärkte Zentral- und Osteuropas einen 25 prozentigen Bewertungsabschlag zu den Börsen Kerneuropas. „Und obwohl das prognostizierte Gewinnwachstum in Osteuropa noch immer nicht überzeugend ist, sind die Möglichkeiten für Aktieninvestoren intakt“, betont Peter Szopo, Leiter des Aktienfondsmanagements der Erste Asset Management in Wien. Die Indizes werden zwar von den Energie- und Bankenwerten dominiert. Aber genau diese Rohstofflastigkeit könnte sich positiv auf den Markt auswirken, sollten sich die Rohstoffmärkte weiter stabilisieren und langsam erholen. Einige der größten und profitabelsten Energie- und andere Rohstoffproduzenten der Welt haben ihren Sitz in Russland. Sie haben von der Abwertung der Landeswährung Rubel stark profitiert.

Türkei: Junge Bevölkerung, junge Wirtschaft

Russland und Türkei sind jene Länder, die im Osteuropa-Aktienfonds ESPA STOCK EUROPE-EMERGING mit zusammen 74 Prozent am prominentesten gewichtet sind. Der türkische Aktienmarkt bietet Zugang zu einer stark wachsenden, jungen Wirtschaft mit einer der besten demographischen Entwicklungen in der Welt. Das KGV liegt aktuell bei vergleichsweise günstigen sieben.

Dividendenrendite deutlich über Europa-Börsen

Die relative Attraktivität der osteuropäischen Börsen drückt sich auch bei den Dividendenrenditen aus. Osteuropäische Unternehmen handeln derzeit im Durchschnitt mit einer Dividenenrendite von über vier Prozent p.a. Sie liegt damit deutlich über der Rendite in Europa (3,8 Prozent) oder in den globalen Emerging Markets (2,8 Prozent).

Politische Risiken bleiben – Brexit könnte zu Preisausschlägen führen

Die Börsen in Osteuropa können sich von den globalen Märkten nicht abkoppeln. Noch immer sind Risiken in Bezug auf das globale Wachstum, die weitere Zinspolitik (vor allem die Zinserhöhungen in den Vereinigten Staaten) und die Entwicklung der lokalen Währungen vorhanden. Die Investoren werden aufmerksam die politische Entwicklung in Russland und der Ukraine verfolgen. Am Ende des Jahres finden in Russland Parlamentswahlen statt. Die Türkei mit der Verfassungsänderung wird viel Aufmerksamkeit auf sich ziehen. Last but not least Griechenland, wo die Schuldenkrise noch nicht ausgestanden ist und eine Vereinbarung mit dem Internationalen Währungsfonds und der EU noch nicht ausgearbeitet wurde. Der mögliche aber nicht wahrscheinliche Austritt Großbritanniens aus der Eurozone (Brexit) hätte zwar nicht so große unmittelbare Auswirkungen auf die Länder Zentral- und Osteuropas wie auf Irland, die Niederlande und Deutschland. Man müsse aber davon ausgehen, dass es im Einklang mit anderen Finanzplätzen zu deutlichen Preisausschlägen und zu einer Erhöhung der Risiko-Prämien kommen könnte, so Szopo. (tr)

Foto: Shutterstock

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