Project Immobilien Gruppe rutscht in die Insolvenz

Foto: © Bildagentur PantherMedia / jbk-photography
Diverse Projekte von Project Immobilien befinden sich noch im Bau (Symbolbild).

Drei zentrale Unternehmen der Project Immobilien Gruppe aus Nürnberg haben Insolvenz angemeldet. Welche Auswirkungen dies auf die Fonds der Project Investment Gruppe haben wird, die mit Projekten von Project Immobilien bestückt sind, ist noch offen.

Die Nürnberger Immobiliengesellschaften Project Immobilien Management GmbH und Project Immobilien Wohnen und Gewerbe GmbH haben am Mittwoch (9. August) Insolvenz angemeldet. Heute (11. August) kam noch die Project Immobilien Projektentwicklungs GmbH hinzu. „Die Holding-Gesellschaft der Gruppe Project Real Estate AG wird ebenfalls kurzfristig einen Insolvenzantrag stellen“, heißt es in einer Mitteilung auf der Website der Nürnberger Kanzlei Schultze & Braun.

Demnach hat das zuständige Amtsgericht aus der Kanzlei Rechtsanwalt Volker Böhm und Rechtsanwältin Dr. Elske Fehl-Weileder als vorläufige Insolvenzverwalter bestellt. Die vorläufigen Insolvenzverwalter machen sich zurzeit in Gespräch mit dem Management ein Bild der Lage, heißt es. Betroffen sind demnach insgesamt rund 260 Mitarbeiter.

Der Geschäftsbetrieb der Unternehmen werde nach dem Insolvenzantrag fortgeführt. Parallel prüfen Fehl-Weileder und Böhm die Sanierungsoptionen und ob die Bauprojekte fortgeführt werden können. Anschließend werden sie zur Verfügung stehenden Maßnahmen zur Sanierung der Unternehmen einleiten, so ihre Ankündigung.

Zurzeit rund 60 Immobilienprojekte

Die Geschäftstätigkeit der Project Immobilien-Gruppe umfasst die Entwicklung und Umsetzung von Wohn- und Gewerbeimmobilien. Zurzeit betreut die Gruppe der Kanzlei zufolge bundesweit rund 60 Immobilienprojekte. Ein wichtiger Grund für die Insolvenz sind demnach die enorm gestiegenen Baukosten infolge des Ukrainekrieges. „Dabei war es nicht möglich, diese Kostensteigerungen an die Kunden weiterzugeben“, so die Information.

Finanziert werden die Projekte zum großen Teil von Fonds der Project Investment Gruppe aus Bamberg. Diese ist formal unabhängig von der Project Immobilien Gruppe, aber über den Gesellschafterkreis und vor allem in Bezug auf die Projekte in ihren Fonds eng verbunden. Beide Gruppen kooperieren schon seit 1995, also seit über 25 Jahren.

Auf der Website von Project Investment heißt es lediglich: „Hiermit möchten wir darüber informieren, dass am Mittwoch, den 9. August 2023, bei unserem Asset Manager, der Project Immobilien Gruppe (Nürnberg), Anträge auf Regelinsolvenz für die Tochtergesellschaften Project Immobilien Wohnen und Gewerbe GmbH und Project Immobilien Management GmbH gestellt wurden. Weitergehende Informationen und Auskünfte hierzu können momentan nicht erteilt werden, folgen jedoch, sobald sie vorliegen. In der Zwischenzeit möchten wir darum bitten, von Anfragen und Rückfragen abzusehen. Vielen Dank.“

Vertrieb Metropolen 22 wohl eingestellt

Nach verschiedenen Berichten wurde der Vertrieb des aktuellen Fonds Metropolen 22 mit sofortiger Wirkung eingestellt. Eine andere Entscheidung wäre wohl auch kaum möglich.

Die konkreten Folgen für die einzelnen Project-Fonds sind insofern noch offen, dürften aber gravierend sein. Zwar finanzieren sich die Fonds grundsätzlich nur mit Eigenkapital, aber wenn begonnene Projekte nun nicht oder nur mit erheblichen Mehrkosten abgeschlossen werden können, dürften entsprechende Einbußen nicht zu vermeiden sein. Zudem lassen sich ohnehin angesichts der allgemeinen Marktentwicklung des vergangenen Jahres selbst bei einer planmäßigen Fertigstellung die ursprünglich kalkulierten Verkaufspreise vielleicht nicht mehr in jedem Fall durchsetzen.

Die „Übersicht aktuelle Projektentwicklungen“ (Stand 31. März 2023) auf der Website von Project Investment listet insgesamt 121 Bauprojekte auf. 49 der Projekten haben demnach einen Bautenstand von 90 Prozent oder mehr, davon wird in 33 Fällen ein Bautenstand von 99 Prozent angegeben. Diese Objekte sind also praktisch fertig, die Wohnungen müssen aber wahrscheinlich zum Teil noch verkauft werden.

34 Projekte bisher nur in Planung

39 der Projekte haben einen Bautenstand von fünf Prozent oder weniger, davon fast alle (34 Projekte) null Prozent. Diese befanden sich also noch in Planung und dürften insofern allenfalls in Bezug auf die Grundstückskosten und die bereits investierten Planungskosten problematisch sein. Die größte Herausforderung werden wahrscheinlich die verbleibenden 33 Projekte sein, die sich noch mitten in der Bauphase befinden.

In der Übersicht vom März heißt es: „Aktuell wurde von allen Objekten, die sich in der Objektphase Bau und Verkauf befinden, ein Volumen von ca. 75,2% verkauft.“ Darunter fallen allerdings auch die Projekte mit Bautenstand über 90 Prozent. Trotzdem dürfte die Quote für die Fondsanleger wahrscheinlich tendenziell eine gute Nachricht sein. Ob das auch für die Wohnungskäufer zutrifft, wird vermutlich stärker vom Einzelfall abhängen und sich erst noch zeigen müssen.

Für den jetzt gestoppten Fonds Metropolen 22 weist die „Übersicht Beteiligungsobjekte aktuelle Fondsangebote“ (Stand 10. Mai 2023) lediglich zwei Projekte aus: eines in Berlin mit Ankauf im Dezember 2021 und eines in Stein bei Nürnberg, das im April 2022 angekauft wurde. Beide Objekte befanden sich im Mai 2023 noch im Stadium der Planung. Anzahl der Wohn- und Gewerbeeinheiten sowie die Gesamtflächen standen noch nicht fest. Das Projektvolumen (angestrebtes Gesamtverkaufsvolumen) der beiden Vorhaben wird mit insgesamt 254,4 Millionen Euro angegeben, wobei an den Projekten von Project Immobilien in der Regel mehrere Project-Fonds beteiligt sind.

Auch die vorläufigen Insolvenzverwalter bitten um Geduld. „Aufgrund der komplexen Struktur der Unternehmensgruppe werden die notwendigen Prüfungen einige Zeit in Anspruch nehmen“, kündigen sie an. Die Gläubiger werden deshalb gebeten, bis auf weiteres von Anfragen abzusehen. „Sobald belastbare Informationen vorliegen, werden die Gläubiger unmittelbar unterrichtet.“

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