Der Provinzial Konzern hat das Geschäftsjahr 2024 mit einem deutlichen Wachstum abgeschlossen. Die Beitragseinnahmen stiegen um sieben Prozent auf über sieben Milliarden Euro. Besonders das Schaden- und Unfallversicherungsgeschäft trug mit einem Zuwachs von acht Prozent auf 4,7 Milliarden Euro zum Ergebnis bei. Auch die Kundenzahl legte zu: Rund 500.000 Neukundinnen und -kunden kamen hinzu – die Gesamtzahl stieg damit auf 5,27 Millionen.
Wohngebäudeversicherung als Zugpferd
2024 war für die Provinzial ein Jahr mit vergleichsweise wenigen Schäden. Dennoch erhöhten sich die Bruttoaufwendungen für Versicherungsfälle um 3,7 Prozent auf 2,94 Milliarden Euro. Nach oben schießende Bau-, Material- und Lohnkosten sowie mehrere Großschäden – insbesondere durch Feuer – wirkten sich aus.
Die Zahl der Kumulschäden, also Schäden, bei denen durch einzelne Großereignisse gleichzeitig extrem viele Kundinnen und Kunden betroffen waren, ging gegenüber dem Vorjahr deutlich zurück. Die Kumulschadenbelastung fiel infolgedessen mit 43,7 Millionen Euro aus Konzernsicht moderat aus. Die Combined Ratio (Schaden-Kosten-Quote) sank von 90,3 Prozent auf 87,9 Prozent und lag damit deutlich unter dem Marktdurchschnitt von 96 Prozent.
„Zu Buche schlagen hier insbesondere die Ergebnisse unserer regionalen Schaden- und Unfallversicherer, die sich in wirtschaftlich und politisch herausfordernden Zeiten auch dank unserer Vertriebspartnerinnen und -partner in den Agenturen, bei Sparkassen sowie Maklerinnen und Maklern erfolgreich am Markt behaupten konnten. Wir freuen uns zudem auch sehr darüber, dass unsere digitalen und hybriden Geschäftsmodelle, insbesondere die S-Direkt, in Summe gegenüber dem Vorjahr um 13,6 Prozent zulegen konnten“, sagte der Vorstandsvorsitzende der Provinzial, Dr. Wolfgang Breuer.
Die strategische Ausrichtung des Konzerns, diese Angebote zu bündeln, stärker untereinander zu vernetzen und so für eine noch effizientere Marktausrichtung zu sorgen, trage Früchte, so Breuer weiter.
Elementarschutz und politische Diskussion
Bei der durch die neue Bundesregierung in ihrem Koalitionsvertrag angekündigten Einführung einer Elementarpflichtversicherung kommt es nach Ansicht der Provinzial sehr stark auf die konkrete Ausgestaltung an. „Als öffentlicher Versicherer mit hohem Marktanteil in der Wohngebäudeversicherung nehmen wir unsere Verantwortung an. Wir werden unser Know-how einbringen, um für die passgenaue Ausweitung des Versicherungsschutzes zu sorgen“, kündigt der Provinzial-Chef an.
Zu den notwendigen Rahmenbedingungen gehörten jedoch auch eine wirksame Schadenprävention durch Eigentümerinnen und Eigentümer sowie eine kollektive Vorsorge durch Kommunen und Länder – etwa durch eine umsichtige Bauleitplanung – ebenso wie eine langfristige Rückversicherbarkeit. Hier ist laut Koalitionsvertrag eine staatliche Rückversicherung für Elementarrisiken geplant.
„Das befürworten wir ausdrücklich, denn nur mit einem solchen, richtig ausgestalteten Mechanismus kann langfristig sichergestellt werden, dass die Prämien für Kundinnen und Kunden bezahlbar und die Risiken für Versicherer handhabbar bleiben. Das Modell einer Opt-Out-Lösung ist sinnvoll. Dabei erhalten die Versicherungsnehmerinnen und -nehmer beim Abschluss einer Wohngebäudeversicherung ‚automatisch‘ zusätzlich eine Elementarschadenversicherung, wenn sie sich nicht aktiv dagegen entscheiden“, so Breuer.
Es sei zu begrüßen, dass die Einführung dieser Variante laut Koalitionsvertrag geprüft werden solle. Gegenüber einer Pflichtversicherung ohne Abwahlmöglichkeit weise das Opt-Out-Modell entscheidende praktische und verfassungsrechtliche Vorteile auf. Produkte mit dieser Komponente hat die Provinzial bereits flächendeckend im Angebot. Laut Breuer schließen rund 60 Prozent aller Neukunden zusätzlich zur Wohngebäudeversicherung Elementarschutz ab. Im Bestand haben rund die Hälfte der Kunden eine Elementarschadenversicherung abgeschlossen
Lebensversicherung profitiert von Fusion
Das erste Geschäftsjahr der rückwirkend zum 1. Januar 2024 fusionierten und damit zu den Top Ten der größten deutschen Lebensversicherer zählenden Provinzial Lebensversicherung AG konnte mit einer Steigerung der Gesamtbeitragseinnahmen auf 2,1 (2,04) Milliarden Euro (+3,8 %) abgeschlossen werden. Im Einmalbeitragsgeschäft stiegen die Beiträge auf 635 (549,8) Millionen Euro. Insbesondere die fondsgebundenen Versicherungen entwickelten sich sehr positiv und trugen somit zum Anstieg der Einmalbeiträge bei. Eine Entwicklung, die sich zu Jahresbeginn 2025 dynamisch fortsetzte.
Das Neugeschäft gegen laufenden Beitrag konnte ebenfalls deutlich gesteigert werden und erhöhte sich 2024 um 11,5 Prozent auf 144,4 (129,5) Millionen Euro.
Kapitalanlage und Nachhaltigkeit im Fokus
Die Kapitalanlagen erwirtschafteten 956,6 Millionen Euro, die Nettoverzinsung lag bei 2,1 Prozent. Auch die Nachhaltigkeitsziele wurden weiterverfolgt: Der CO₂-Ausstoß in den Kapitalanlagen konnte bereits um 28 Prozent gegenüber 2021 gesenkt werden. Bis 2050 will die Provinzial klimaneutral wirtschaften.
Neue Marke HFK1676 für den Maklermarkt
Mit HFK1676 hat die Provinzial eine eigene Marke für Maklerinnen und Makler etabliert, die klassische Maklerbetreuung mit digitaler Technik verbindet. Die neue Einheit greift auf die Infrastruktur des Digitalversicherers andsafe zurück und richtet sich an Privat- und Gewerbekundschaft.
Konzern setzt auf KI und Ausbildung
Künstliche Intelligenz kommt konzernweit zum Einsatz – vom Chatbot bis zur Softwareentwicklung. Auch beim Recruiting sieht sich die Provinzial gut aufgestellt: 500 neue Beschäftigte, darunter 144 Auszubildende, wurden 2024 eingestellt. Eine neue Karriereoption für Ausbilder wurde mit dem InnoWard ausgezeichnet.
Provinzial bleibt Klimainitiative treu
Trotz politischer Spannungen rund um internationale Klimabündnisse hält die Provinzial an ihren Nachhaltigkeitszielen fest. Der Konzern bleibt Mitglied der Net-Zero Asset Owner Alliance (NZAOA), einem von den Vereinten Nationen initiierten Zusammenschluss institutioneller Investoren zur Reduzierung von Treibhausgasemissionen in Kapitalanlagen.
Bereits seit 2021 konnte die Provinzial die CO₂-Emissionen ihrer Aktien- und Unternehmensanleihen um 28 Prozent senken. Bis 2030 sollen diese Emissionen um 35 % und die im unternehmenseigenen Immobilienbestand um 40 Prozent reduziert werden. Langfristiges Ziel ist die Klimaneutralität („Net-Zero“) bis spätestens 2050 im gesamten Kapitalanlageportfolio – im Einklang mit den Vorgaben der NZAOA, teilte der Konzern mit.
Finanzierung kritischer Energieinfrastruktur
Parallel zur Umsetzung ihrer Klimaziele engagiert sich die Provinzial auch direkt bei der Energiewende. Gemeinsam mit der Versicherungskammer Bayern beteiligt sich der öffentliche Versicherer finanziell am Übertragungsnetzbetreiber Amprion GmbH. Über eine gemeinsame Beteiligungsgesellschaft erwirbt die Provinzial einen Anteil von rund 0,75 Prozent an Amprion – investiert wurde ein mittlerer zweistelliger Millionenbetrag. Die Provinzial hält 35 Prozent an der Haltegesellschaft.
Amprion betreibt eines der vier deutschen Höchstspannungsnetze und gilt als Schlüsselakteur für die künftige Versorgungssicherheit mit erneuerbaren Energien. Mit dem Investment wollen die beiden größten öffentlichen Versicherer Deutschlands nicht nur stabile Erträge sichern, sondern auch Verantwortung für die nachhaltige Transformation der Energieinfrastruktur übernehmen.