Schwellenländeranleihen: Eine riskante Wahl oder ein geeignetes Instrument zur Portfoliodiversifikation?

Es ist eine weit verbreitete Ansicht, dass Unternehmensanleihen aus Schwellenländern zwangsläufig mit einem höheren Risiko für Anleger verbunden sind. Warum diese Annahme global nicht zutreffend ist.

Ein Gastbeitrag von Gina Kogelschatz, Anleihe-Analystin bei der Banque de Luxembourg Investments S.A (BLI).

Schwellenländer stehen hoch im Kurs.

Es ist eine weit verbreitete Ansicht, dass Unternehmensanleihen aus Schwellenländern zwangsläufig mit einem höheren Risiko für Anleger verbunden sind. Viele Investoren bevorzugten Anlagen in ihrem Wohnsitzland oder einem Nachbarstaat, kommentierte Warren Buffett in einem Interview. Die entwickelten Rentenmärkte in Nordamerika, Westeuropa und Japan bieten in der Tat eine stabilere Infrastruktur.

Bedenken sind verständlich

Rechtsstaatlichkeit und ein gut implementiertes Regelwerk an Rechtsvorschriften wie z.B. das Wettbewerbs- und Insolvenzrecht sowie Aufsichtsbehörden für den Finanzsektor zählen dazu. Es ist somit durchaus verständlich, dass Anleger Bedenken hinsichtlich der Glaubwürdigkeit privatwirtschaftlicher Emittenten aus Schwellenländern (Lateinamerika, Mittlerer Osten und Afrika, Mittel- und Osteuropa sowie Asien ohne Japan) hegen.

Tatsache ist jedoch, dass diese Unternehmen ihren Schuldendienst besser leisten als erwartet. Die Ausfallquoten bei Unternehmensanleihen aus Schwellenländern waren in den beiden vergangenen Jahren de facto niedriger als in den USA. Im High-Yield-Segment lag die Ausfallquote der Emittenten Ende 2018 in den USA bei 1,87 %, in den Schwellenländern verharrte sie im gleichen Zeitraum hingegen bei 1,6 %.

Ausfallquoten sind gering

Mehr noch: Im Mittleren Osten und in Afrika sank die Ausfallquote sogar unter 0,1 % und damit unter den Durchschnittswert. Dieser Trend hielt auch im ersten Quartal 2019 an. Die Ausfallquote sank bei spekulativen Schwellenländeranleihen auf einen Rekord-Tiefstand von 0,5 %. Umgekehrt ereigneten sich die größten Ausfälle, gemessen am Volumen, in den USA. Nur einige Beispiele: Toys R Us beantragte im September 2017 Gläubigerschutz nach Chapter 11, iHeartCommunications im März 2018 und Sears Holding im Oktober 2018.

Dieses Phänomen ist der Tatsache geschuldet, dass 64,6 % aller Unternehmensanleihen weltweit aus Anleihen und Leveraged Loans bestehen, die von US-Unternehmen begeben werden. Über 45 % des US-amerikanischen BIP bestehen de facto aus Unternehmensanleihen, die von Nicht-Finanzunternehmen emittiert wurden.

Seite 2: Kreditratings sind ein Hindernis

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