Knapp ein Drittel der über 50-Jährigen in Deutschland hält die eigene finanzielle Absicherung im Alter für unzureichend. Das geht aus einer aktuellen Umfrage des Meinungsforschungsinstituts YouGov im Auftrag von Standard Life hervor. Demnach bewerten 31 Prozent ihre Altersvorsorge mit der Schulnote „mangelhaft“ (16 Prozent) oder gar „ungenügend“ (15 Prozent). Lediglich 26 Prozent vergaben die Note „gut“ oder „sehr gut“. Im Durchschnitt ergibt sich damit eine schwache Bewertung von 3,66.
Die Erhebung, die im März 2025 unter 906 Personen ab 50 Jahren durchgeführt wurde, zeigt ein deutliches Stimmungsbild: Die Sorge vor finanziellen Engpässen im Alter ist weit verbreitet. Besonders brisant ist dabei das Missverhältnis zwischen erwarteten Einnahmen und Ausgaben: 57 Prozent der Befragten rechnen damit, im Ruhestand deutlich weniger Geld zur Verfügung zu haben als im Erwerbsleben. Weitere 24 Prozent erwarten zumindest etwas geringere Einkünfte. Gleichzeitig geht knapp die Hälfte davon aus, dass die Ausgaben im Alter gleich bleiben sagen 39 Prozent, dass sie sogar steigen, zwölf Prozent.
Trotz dieser Diskrepanz planen viele bislang kaum konkret für den Ruhestand. Laut Umfrage hat die Mehrheit – 69 Prozent – noch keinen Überblick über ihre zu erwartenden Einnahmen und Ausgaben im Alter erstellt. Das fehlende Bewusstsein für die eigene Finanzlage stellt nach Ansicht von Standard Life ein zentrales Problem dar.
Hoher Beratungsbedarf
„Ruhestandsplanung setzt dort an, wo die Altersvorsorge aufhört“, sagt Christian Nuschele, Leiter des Vertriebs bei Standard Life Deutschland und Österreich. Es reiche nicht, Vermögen für das Alter aufzubauen – man müsse es auch zielgerichtet einsetzen. „Unsere Befragung hat gezeigt, dass viele Menschen, die nahe am oder bereits im Rentenalter sind, hier dringend Beratungsbedarf haben.“
Ruhestandsplanung sei laut Nuschele wesentlich komplexer als Altersvorsorge. Neben der Analyse vorhandener Vermögenswerte müssten auch Einnahmen, Ausgaben und eventuelle Verbindlichkeiten berücksichtigt werden. Er empfiehlt deshalb, sich frühzeitig professionelle Unterstützung zu holen: „Wer in dieser Phase nicht oder zu spät agiert, riskiert seine bis dahin erfolgreich aufgebaute Altersvorsorge.“
Standard Life bildet bereits seit Jahren eigene Maklerbetreuer zu zertifizierten Ruhestandsplanern aus und engagiert sich seit 2021 als Förderer der Berliner Initiative Ruhestandsplanung, die auf finanzielle Bildung im Alter abzielt.
Die Befragten gaben auch an, was ihnen bei der Geldanlage im Ruhestand besonders wichtig ist: Sicherheit steht mit 34 Prozent klar an erster Stelle, gefolgt von der Zahlung einer lebenslangen Rente (24 Prozent), Flexibilität bei Ein- und Auszahlungen (21 Prozent), Inflationsschutz (20 Prozent) und der Absicherung der Familie (18 Prozent). Diese Prioritäten spiegeln laut Standard Life wider, wie sensibel viele Menschen auf Unsicherheiten im letzten Lebensabschnitt reagieren.