2024 haben Menschen ohne Fahrerlaubnis oder mit Fahrverbot auf deutschen Straßen mehr als 7.000 schwere Verkehrsunfälle verursacht. Dabei kamen 93 Menschen ums Leben, 1.473 wurden schwer verletzt. Allein im vergangenen Jahr verurteilten Gerichte über 42.000 Personen, weil sie trotz Verbots ein Kraftfahrzeug führten. Häufig hatten sie ihre Fahrerlaubnis zuvor wegen Alkohol, Drogen, Medikamenten am Steuer oder wiederholter Verkehrsdelikte verloren.
Nach Einschätzung der Unfallforschung der Versicherer im Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft stellt das unerlaubte Fahren ein erhebliches Sicherheitsrisiko dar. „Jeder kann Unfallopfer unerlaubt Fahrender werden“, sagt UDV-Leiterin Kirstin Zeidler. „Die Statistik zeigt nur die Spitze des Eisbergs, die Dunkelziffer ist hoch.“
Eine Befragung der UDV zeigt, dass 89 Prozent der unerlaubt Fahrenden während dieser Zeit nie kontrolliert wurden. „Um Entdeckung und Unfälle zu vermeiden, fahren sie in der führerscheinlosen Zeit defensiver, während sie sonst nach eigenen Angaben einen riskanteren Fahrstil pflegen“, so Zeidler.
Wer ohne Erlaubnis fährt und warum
Laut Studie sitzen meist 30- bis 50-Jährige ohne Fahrerlaubnis am Steuer, überwiegend Männer. Frauen sind im sogenannten Dunkelfeld jedoch deutlich häufiger vertreten als bisher angenommen, da sie offenbar seltener entdeckt werden. Vielen Betroffenen fehlt ein ausgeprägtes Unrechtsbewusstsein, obwohl ihnen klar ist, dass sie eine Straftat begehen. „Viele haben keinerlei Unrechtsbewusstsein, obwohl ihnen bewusst ist, eine Straftat zu begehen“, sagt Zeidler.
Als Gründe nennen die Befragten vor allem Notfälle im privaten Umfeld sowie berufliche und soziale Verpflichtungen. Hinzu kommt, dass der Weg zurück zur Fahrerlaubnis oft als unübersichtlich, langwierig und teuer empfunden wird. Je weniger moralisch verwerflich das unerlaubte Fahren im eigenen Umfeld bewertet wird, desto häufiger setzen sich die Betroffenen dennoch ans Steuer.
Psychologische Begleitung statt Fahrverbot
Aus Sicht der UDV sollten Fahrerlaubnisbehörden verständlicher darüber informieren, wie eine Fahrerlaubnis ohne unnötigen Zeit- und Kostenaufwand wiedererlangt werden kann. Zudem bringt die Studie einen neuen Ansatz ins Spiel: Bei Fahrverboten wegen Ordnungswidrigkeiten könnte eine professionelle psychologische Begleitung eine Alternative sein.
Während klassische Fahrverbote auf Einsicht und Selbstkontrolle setzen, verspricht eine begleitete Intervention nachhaltigere Verhaltensänderungen. Betroffene, denen etwa nach massiver Geschwindigkeitsüberschreitung, Drängeln bei hohem Tempo oder alkoholisiertem Fahren ein Fahrverbot von mehr als einem Monat droht, könnten stattdessen ein psychologisches Programm mit Seminaren und Einzelgesprächen absolvieren. Bußgelder und Punkte im Fahreignungsregister blieben bestehen, das Fahren wäre jedoch weiter erlaubt. UDV-Experimente zeigen dafür eine hohe Teilnahmebereitschaft trotz des zeitlichen und finanziellen Aufwands.













