Universa Roadshow: „Über 2,4 Millionen freiwillig in der GKV Versicherte – eine Menge Ansatzpunkte für Beratungsgespräche“

Matthias Merkel und Peter Brieger, beide Universa
Foto: Cash.
Matthias Merkel und Peter Brieger, beide Universa

Es ging nicht nur um einen neuen Krankenvollversicherungstarif. Es ging auch um die Zukunft des dualen Gesundheitssystems und die geplanten Reformen in der Altersvorsorge. Das Themenspektrum der aktuellen Universa Roadshow in Neuss war weitgefasst und machte klar: Die Chancen für Vermittler in der PKV sind besser denn je.

Rund dreieinhalb Stunden haben die beiden Moderatoren der neuen Roadshow, der Marketingdirektor der Universa, Matthias Merkel und Peter Brieger, Abteilungsleiter Marketing, Vertrieb, Schulung und „Product Owner“ für ihren Paforceritt eingeplant. Und die Themenpalette war brandaktuell – sie reichte von der Vorstellung des neuen Krankenvollversicherungstarifs „Uni-Top Privat“ über die EU-Kleinanlegerstrategie, Provisionen, die Fokusgruppe Altersvorsorge, Rentenpaket II und Generationenkapital bis hin zur Digitalen Rentenübersicht.

Doch der Reihe nach: Immerhin 83 Maklerinnen und Makler aus Nordrhein-Westfalen sind der Einladung des fränkischen Versicherers nach Neuss bei Düsseldorf gefolgt. Und Cash. Dass Versicherer Journalisten zu solchen Vertriebsveranstaltungen zulassen, ist eher die Ausnahme. Aber auch sehr gut, weil Fachjournalisten sehr selten so nah am Puls des Versicherungsvertriebs sind, wie bei derartigen Veranstaltungen.

Die Private Krankenversicherung bewegt den Vertrieb

„Fire and Ice“ hieß die Location, die sich die Universa als Auftakt für die diesjährig Roadshow und die Vorstellung ihres neuen PKV-Tarifs ausgesucht hatte. Der Name des Hotels, direkt an der Skihalle in Neuss gelegen, passte zum Programm des Tages. Ob Altersvorsorge, Gesundheit oder Pflege. In allen Bereichen zeigt sich, dass die Finanzierung des staatlichen Altersvorsorge und Gesundheitssystems angesichts der demografischen Entwicklung an seine Grenzen gerät. Über Lösungsansätze streiten Politik und Versicherungswirtschaft. Insbesondere das duale Gesundheitssystem aus Gesetzlicher und Privater Krankenversicherung ist immer wieder Ausgangspunkt. Und immer wieder steht auch die Frage im Raum. Kann sich Deutschland angesichts der Frage einer dauerhaften Finanzierbarkeit ein solches Gesundheitssystem leisten? Welche Vorteile die Private Krankenversicherung gegenüber der Gesetzlichen bietet, machten die Moderatoren Merkel und Brieger in der Roadshow mehrfach deutlich.

Derzeit gibt es laut Merkel rund 2,4 Millionen freiwillig Versicherte in der gesetzlichen Krankenversicherung. Diese seien eine lukrative Zielgruppe. Weil die Leistungen in der GKV immer weiter eingeschränkt würden, wie Merkel mehrfach betonte. Vor allem bei Gutverdienern mit über 1.000 Euro Höchstbeitrag monatlich stehe die GKV mittlerweile auf dem Kipppunkt der Akzeptanz. Darin sehe man eine Chance. Es gehe darum diese Kunden zu gewinnen. Daher bringe man nun einen neuen Vollversicherungstarif auf den Markt.

Über 180 Jahre Erfahrung in der PKV

Dass die Universa Nachwuchs in den Tariffamilie der Krankenkostenvollversicherung bekomme, sei eher selten, so Merkel. Wenn man sich die Tariffamilie der Universa anschaue, habe man immer gut und sauber kalkulierte Tarife im Vertrieb, die auch nach Jahren oder Jahrzehntn noch am Markt seien. „Das ist etwas, worauf sich die Politik gerne stürzt. Dass es etwas am Markt gibt, dass fünf Jahre später nicht mehr bezahlbar ist oder aus anderen Gründen vom Markt verschwindet“, betont Brieger. So hat der Versicherer seine Classic-Linie in der privaten Krankenversicherung seit über 50 Jahren im Markt im Angebot. Auch dieser Tarif profitiere immer noch von Verbesserungen in den AVBs, so Brieger weiter.

„Wir sind mit über 180 Jahren Deutschlands ältester Krankenversicherer. Wenn wir Schadensdaten für die Kalkulation benötigen, müssen wir nur in unserem Bestand nachschauen. Dort seien auch noch einige Kunden mit 100 Jahren. Das ist ein unschätzbarer Vorteil“, sagt Brieger. Gerade darin unterscheide man sich von den jüngeren Unternehmen, die gerade einmal 30 oder 40 Jahr im Markt aktiv seien. Die heute 30- oder 35-jährigen kämen erst in 30 oder 35 Jahren in die Phase, wo sie Gesundheitsleistungen verstärkt in Anspruch nehmen müssen. Dort zeige sich dann die Firmenphilosophie. „Was macht man bei Beitragsanpassungen? Setzt man Überschussmittel ein? Wie sieht es mit den Alterungsrückstellungen aus?“, so Brieger. Man sei sehr langfristig orientiert. Das gelte insbesondere für die Altersrückstellungen.

Neues Angebot in der Hochleistungsmedizin

Laut Brieger ergänzt der neue Tarif das bisherige Angebot. Und bewegt sich doch im Bereich der Hochleistungsmedizin. Daher habe man sich für den Namen „Uni-Top Privat“ entschieden. Es sei ein Kompakttarif mit 300 Euro Selbstbeteiligung für Erwachsene. Kinder und Jugendliche gelte die Hälfte so Brieger. Für Kunden, die seit dem 30. Oktober 2023 den Tarif „Intro Privat“ oder „Intro Privat Special“ abgeschlossen haben, bietet der Versicherer einen kostenlosen Tarifwechsel in den neuen Tarif ohne Gesundheitsprüfung und Wartzeiten an.

Zudem erwarte man von einem derartigen Tarif, dass über den 3,5-fachen Satz hinaus erstattet werde oder Spezialisten direkt in Anspruch genommen werden könnten. Weitere Bestandteile sind etwa ein offener Heil- und Hilfsmittelkatalog, der Verzicht auf ein Preis-Leistungsverzeichnis oder auch eine Hilfsmittelsummenbegrenzung. Außerdem seien Ein- oder Zweibettzimmer inklusive Chefarztbehandlung, die freie Krankenhauswahl oder die Unterbringung in einer Privatklinik integriert. Darüber hinaus habe man an Details wie der Erstattung von Heilpraktiker- oder Psychotherapien oder Osteopathen bis zu den Gebührenhöchstsätzen geschraubt, sagt Brieger. Beim Zahnersatz leiste der Tarif 90 Prozent. „Das sind echte 90 Prozent“.

400.000 Euro – für einen Gesundheitskiosk

Kritisch setzen sich die beiden Moderatoren mit der Reformideen von Gesundheitsminister Karl Lauterbach auseinander. Eine zentrale Frage war, ob die geplanten Leistungen auch finanzierbar seien. Ursprünglich waren etwa, so Merkel rund 1.000 Gesundheitskioske als zentrale Anlaufpunkte für niederschwelligen Gesundheitsdienstleistungen für gesetzlich Krankenversicherte angedacht. Davon sei das Gesundheitsministerium allerdings abgerückt. „Derzeit ist eine erhebliche Reduzierung geplant. Man spricht nur noch von 200 bis 220 Kiosken in der politischen Planung“, sagt Merkel. Widerstand gebe es hier von Seiten der FDP. Die Kosten pro Kiosk beziffert Merkel auf rund 400.000 Euro pro Kiosk. Angesichts solcher immensen Beträge sei der Widerstand in anderen politischen Lagern nachvollziehbar, so Merkel weiter.

Ein weiteres spannendes Themenpunkt drehte sich um die Kosten für die Gesundheitsvorsorge. Angesichts der immer wieder geäußerten Kritik, dass die Prämien für eine private Krankenversicherung massiv steigen würden, präsentierte Merkel einen Zehnjahresanalyse von Beitragssteigerung in der GKV und PKV.

Spannend war der Vergleich, weil hier die Beitragssteigerungen eines 35-jährigen Kunden zwischen realen KV-Tarifen und der gesetzlichen Krankenversicherung gegenübergestellt wurden. Aktuell liegt der Höchstbeitrag in der GKV bei 1.050,53 Euro. Vor zehn Jahren lag der laut Merkel noch bei 720,90 Euro. Das sei Anstieg von 329,63 Euro. Da der Zehnjahresvergleich ohne die Pflegeversicherung erstellt werden müsse, liege die Erhöhung bei GKV bei 215,77 Euro.

Bei drei vergleichbaren PKV-Tarifen lagen die Beitragssteigerungen laut Merkel hingegen zwischen 72,97 Euro und 101,05 Euro. Angesichts solcher Daten kritisierte Merkel, dass alle privaten Krankenversicherer ihre Daten veröffentlichen müssten, die GKV hingegen nicht. „Warum ist das so?“, fragte er.

GKV: Weitere Beitragssteigerungen werden kommen

Dass was die GKV an Leistungen stemmen müsse, sei durch das Beitragsaufkommen künftig immer weniger zu stemmen. So fordert etwa der DAK-Vorstandsvorsitzende Dr. Andreas Storm, dass die Beiträge für die gesetzlichen Krankenversicherung 2025 um 0,5 Prozentpunkte und die für die gesetzliche Pflegeversicherung um 0,2 Prozentpunkte angehoben werden müssten. Doris Pfeiffer, die Vorstandsvorsitzende des Spitzenverbandes der Gesetzlichen Krankenkassen wirft Gesundheitsminister Lauterbach vor, die Lage zu beschönigen. Sie erwartet Beitragssteigerung bereits in diesem Jahr. Und fordert in einem Interview mit dem Redaktionsnetzwerk Deutschland nachdrücklich Reformen.

Das die Beiträge weiter steigen dürften, ist für Brieger ausgemacht. Allein, weil die Beitragsbemessungsgrenze um Minimum 150 Euro weiter ansteigen wird. Vor dem Hintergrund erwartet der Universa-Mann, dass der Höchstbeitrag in der GKV 2025 bei 1.118 Euro. „Und es ist nicht sicher, dass es dabei bleibt“, so Brieger. Da ist eine unglaubliche Dynamik in der Entwicklung bei der GKV. „Und eine Menge Ansatzpunkte für Beratungsgespräche mit wechselwilligen freiwillig GKV-Versicherten“, so Brieger.

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