Wortliga-Analyse: Sprache von Versicherern oft zu kompliziert

Hand hält Lupe Lesedokument
Foto: PantherMedia / vankad
Die Autoren prüften Texte der beliebtesten Produkte für Privatkunden anhand ihrer Satz- und Wortlänge.

Ihre Produkte rechtssicher und gleichzeitig verständlich zu erklären, scheint vielen Versicherungen Probleme zu bereiten. Das legt eine Analyse des Software-Unternehmens Wortliga nahe.

Der Software-Hersteller Wortlige analysierte die Produkttexte deutscher Versicherer mittels seines Lesbarkeitsindex. Die Autoren prüften Texte der beliebtesten Produkte für Privatkunden anhand ihrer Satz- und Wortlänge. Das Ranking zeigt: Seit 2018 verbesserten sich nur wenige Versicherer; manche informieren sogar noch komplizierter.

Untersucht wurden pro Versicherung folgende Privatkunden-Produkte: Autoversicherung, Hausratversicherung, Haftflichtversicherung, Rechtsschutzversicherung, Unfallversicherung.

Gewinner Continentale

Die Gewinnerin Continentale Versicherung verbesserte sich um 17 Prozent, von 52 Punkten auf 61 Punkte. Zweitplatzierte Ergo verbesserte sich um rund 10 Prozent. Gothaer und Zurich sind Letztplatzierte mit rund 43 Punkten, wobei Gothaer sogar um rund fünf Punkte abrutschte. Acht der 20 untersuchten Versicherer liegen im Mittelfeld mit Werten zwischen 49 und 50 Punkten im Index.
„Wie unsere Analyse zeigt, sind Verbesserungen leicht möglich. Das ist nicht nur für Barrierefreiheit wichtig. Einfache Sprache stärkt das Vertrauen, senkt Rückfragen, hilft allen Kunden“, sagt Gidon Wagner, Geschäftsführer der Wortliga Tools GmbH.

Ursachen für komplizierte Texte

Bei allen untersuchten Versicherungen ist Luft nach oben bei barrierefreier Sprache und Verständlichkeit. Auffällig ist die Tendenz zu unnötig langen Sätzen. Ein paar Punkte mehr setzen – schon stünde es besser um die Verständlichkeit der ohnehin komplexen Materie. Der Aufwand für sprachliche Verbesserung wäre überschaubar, das Potenzial zu kundenfreundlicher Sprache und Barrierefreiheit groß.

Lange, verschachtelte Sätze Jargon (wie Deckung statt Versicherungsschutz), Bürokratische Sprache (wie Mehrfertigung statt Kopie), Starker Produktbezug statt Storytelling und Kundenperspektive – das macht Sätze kompliziert.

Das fördert Verständlichkeit:
Ein Gedanke pro Satz Eher kurze Sätze, nicht über 15 Wörter im Durchschnitt Klare Satzstruktur – Nebensätze vor oder hinter dem Hauptsatz Kurze Wörter Alltagsnahe Wörter (Aussagekräftige) Verben Leser ansprechen Aktive Sprache, handelnde Akteure Lebensnahe Beispiele. Hier finden Sie Bericht und Ranking.

Der Lesbarkeitsindex der Wortliga Textanalyse errechnet sich unter anderem aus der durchschnittlichen Satz- und Wortlänge eines Textes. Dieses Verfahren ist vergleichbar mit dem international anerkannten Flesch-Reading-Ease. Der WORTLIGA-Lesbarkeitsindex berücksichtigt zusätzlich Merkmale der Nutrzerfreundlichkeit, wie die Anzahl überdurchschnittlich langer Sätze und komplexer Begriffe.

Die Wortliga Tools GmbH betreibt eine Textanalyse, eine E-Learning-Software zur Analyse von Lesbarkeit und Verständlichkeit. Der AOK-Bundesverband empfiehlt das Tool in seinem Handbuch Gesundheitskompetenz im Fokus. Die Software basiert auf dem Hamburger Verständlichkeitskonzept.

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