Banken-Umfrage: „Erosion der traditionellen Ertragsbasis“

Deutschlands Banken ächzen weiter unter den Niedrigzinsen. Durch neue Gebührenmodelle versuchen die Institute, die Gewinnrückgänge auszugleichen. Das allein reicht nach Ansicht von Bundesbank und Bafin jedoch nicht aus.

Banken
Die dritte Niedrigzinsumfrage von Bundesbank und Bafin nach 2013 und 2015 erfasst rund 88 Prozent der Kreditinstitute in Deutschland.

„Die durch niedrige Zinsen verursachte Durststrecke ist längst noch nicht überstanden“, sagte Bundesbank-Vorstand Andreas Dombret. „Wir machen uns, was die Ertragslage angeht, anhaltend Sorgen.“ Laut einer Umfrage von Bundesbank und Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (Bafin) rechnen die kleinen und mittleren Kreditinstitute in Deutschland damit, dass ihre Vorsteuergewinne 2021 um neun Prozent unter dem Wert des Jahres 2016 liegen werden.

Bei gleichzeitig steigenden Bilanzsummen würde die Gesamtrentabilität um 16 Prozent sinken. Noch sind die weitaus meisten der 1.555 befragten Institute nach Einschätzung der Aufseher widerstandsfähig genug: Das Gros der Häuser verfüge über ausreichend dicke Kapitalpuffer, um auch mögliche weitere Schocks – etwa einen abrupten Zinsanstieg oder einen Einbruch der Immobilienpreise – abfedern zu können.

Ausreichend dicke Kapitalpuffer

„Auch nach Stress sind die Institute überwiegend stark kapitalisiert und können die aufsichtlichen Kapitalanforderungen weit übererfüllen“, erklärte der oberste Bankenaufseher der Bafin, Raimund Röseler. „In allen Szenarien sehen wir eine Erosion der traditionellen Ertragsbasis, aber nirgendwo sehen wir ein flächendeckendes Problem des deutschen Bankensektors.“ Allerdings könnten 68 der Institute im Falle eines abrupten Zinsanstiegs die Kapitalanforderungen nicht mehr erfüllen.

Die Spitzenverbände der Deutschen Kreditwirtschaft werteten die Ergebnisse insgesamt als Beleg dafür, „dass die Institute die letzten Jahre genutzt haben, um ihre Eigenkapitalausstattung weiter zu stärken“. Auch für „theoretisch mögliche Stresssituationen“ seien die Institute gut gewappnet, konstatierten die Bankenverbände.

Trend zu Fusionen nimmt zu

Viele Institute erschließen sich bereits neue Ertragsquellen – etwa über höhere Gebühren. Aber das reiche nicht, mahnte Dombret: „Für die Kehrtwende sind weitere, größere Anstrengungen erforderlich.“ Röseler bekräftigte: „Grundsätzlich raten wir Banken: Nehmt kosten- und risikogerechte Preise.“ Auch der Trend zu Fusionen nehme zu.

Die dritte Niedrigzinsumfrage von Bundesbank und Bafin nach 2013 und 2015 erfasst rund 88 Prozent der Kreditinstitute in Deutschland. Gemessen an der Bilanzsumme stehen die Teilnehmer für etwa 41 Prozent des hiesigen Bankenmarktes. Befragt wurden Banken, die nicht direkt von der Europäischen Zentralbank (EZB) beaufsichtigt werden. (dpa-AFX)

Foto: Shutterstock

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