Eigener Chef sein: Für die meisten Deutschen keine Alternative

Neue Technologien, die Globalisierung und demografische Veränderungen bringen für die Erwerbstätigen von heute enorme Herausforderungen mit sich. Das traditionelle Karrieremodell hat ausgedient, selbstständige Tätigkeit und projektbezogene Auftragsarbeit nimmt zu. Doch wenn es um die Bereitschaft zur Aufnahme einer freiberuflichen Tätigkeit geht, sind die Deutschen konservativ.

Nur sechs Prozent geben an, dass sie im nächsten Jahr ihre Stelle aufgeben möchten, um zukünftig selbstständig zu arbeiten. 16 Prozent der Deutschen würden diesen Schritt gehen.

Jeder Zweite würde die Freizeit für eine Umschulung nutzen

Am häufigsten ist dies bei den 20- bis 30-Jährigen der Fall (25 Prozent), während die Generation X (Altersgruppe der etwa 1965 bis 1975 Geborenen) in dieser Hinsicht mit 11 Prozent am konservativsten ist.

Positiv hervorzuheben ist, dass 56 Prozent der deutschen Erwerbstätigen für eine Umschulung Freizeit opfern würden. Kreativ tätige Menschen sind dazu eher bereit (etwa 62 Prozent), manuelle Routinearbeiter dagegen am wenigsten (49 Prozent).

Dies sind einige der Ergebnisse einer umfassenden Studie „Perspektiven zum Schutz: Umfrage unter Arbeitnehmern zur Entwicklung neuer agiler Lösungen“ von Zurich Insurance Group (Zurich) und der «Smith School of Enterprise and the Environment» an der Universität in Oxford – die auf einer repräsentativen Umfrage unter Erwerbstätigen in 15 Ländern auf fünf Kontinenten aufbaut.

An der Umfrage nahmen etwa 16.500 Menschen im Alter zwischen 20 und 70 Jahren teil. In Deutschland wurden 1.143 Erwerbstätige befragt. Die Teilnehmenden wurden zu ihrer Arbeitssituation, zu Bedenken in Bezug auf neue Technologien, zu ihrer Anpassungsfähigkeit.

Keine Angst vor Jobverlust infolge technologischer Veränderungen

In der veröffentlichten Diskussion wird die „vierte industrielle Revolution“, die mit Automatisierung, Automation und Digitalisierung einhergeht,
grundsätzlich als besonders große Gefahr für bestehende Arbeitsplätze eingestuft. Mehr als die Hälfte der Arbeitsplätze ist laut aktuellen Studien von starken Veränderungen oder gar von der Vernichtung bedroht.

Dennoch zeigt die Zurich Studie, dass nur 13 Prozent der deutschen Erwerbstätigen konkrete Angst davor haben, in den nächsten fünf Jahren ihren Arbeitsplatz infolge technologischer Veränderungen zu verlieren. Die Deutschen stehen neuer Technik verhalten optimistisch gegenüber. Etwas mehr als jeder Zweite (53 Prozent) findet, dass die Technik die Arbeitssituation in den letzten 15 Jahren sogar verbessert hat.

Dagegen ist nur ein Fünftel der Deutschen (20 Prozent) der Ansicht, dass sich die Situation verschlechtert hat; 27 Prozent beurteilen diesen Punkt neutral. Dabei gibt es keinen großen Unterschied zwischen den Geschlechtern. Knapp die Hälfte der Frauen (49 Prozent) findet, dass die Technik die Arbeit verbessert hat; bei den Männern sind es 56 Prozent. Technikpessimisten finden sich bei Männern und Frauen in etwa gleichem Umfang (20 bzw. 21 Prozent).

Insbesondere handwerklich kreativ Tätige (24 Prozent) haben Angst vor technologiebedingtem Verlust des Arbeitsplatzes. Bei den verwaltend-organisatorisch Tätigen haben nur acht Prozent der Befragten Sorgen vor Arbeitsplatzverlust durch den Einsatz neuer Technologien.

Kein Geld zu haben ist die größte Sorge im Alter

Eine große Befürchtung der Deutschen ist, im Alter kein Geld zu haben. Mehr als die Hälfte der deutschen Erwerbstätigen (56 Prozent) geben an, dass sie sich im finanziellen Bereich am meisten Sorgen darüber machen, ob sie im Alter genug Geld haben werden.

Mit großem Abstand folgt an zweiter Stelle die Befürchtung, „Freunden und Familienangehörigen zur Last zu fallen, wenn mir etwas passiert“, als größte Sorge von 17 Prozent der Befragten. Die 30- bis 40-Jährigen sind etwas weniger besorgt (44 Prozent), während für 62 Prozent der Baby-Boomer-Generation die finanzielle Sicherheit im Alter die größte Sorge darstellt.

Trotz der Sorgen und Ängste sorgen die Deutschen zu wenig vor. Nur jeder zweite Befragte (55 Prozent) hat neben der gesetzlichen Absicherung auch ein privates Rentenversicherungsprodukt abgeschlossen.

 

Foto: Zurich

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