Herzrasen als Ampelsystem der Seele

Foto: Rike Schulz
Mareike Fell

Psychosomatische Beschwerden – klingelt da was bei Ihnen? Dann lesen Sie unbedingt weiter! Die Fürstenberg-Kolumne mit Mareike Fell

Psychosomatische Beschwerden – klingelt da was bei Ihnen? Dann lesen Sie unbedingt weiter! Die Fürstenberg-Kolumne mit Mareike Fell

Na? Wie geht es Ihnen? Wo erwische ich Sie gerade? Ich möchte Ihnen heute einen Fall aus meiner Beratung* vorstellen, wie er mir am Fürstenberg Institut immer wieder begegnet:

Frau B. ist 42 Jahre und seit elf Jahren als Chefsekretärin tätig. Vor einem dreiviertel Jahr bekam sie am Wochenende plötzlich massives Herzrasen und fürchtete einen Herzinfarkt zu erleiden. Im Krankenhaus, das sie sofort aufsuchte, bestätigte man ihr nach vielen Untersuchungen, dass sie organisch gesund sei. Dennoch trat das Herzrasen erneut auf, so dass sie einen Herzspezialisten konsultierte, der ebenfalls keine körperliche Ursache diagnostizieren konnte.

Nachdem die Symptome nicht aufhörten, sondern immer häufiger auftraten und sie von drei weiteren Ärzten keine Diagnose erhielt, wurde ihr eine Therapie angeraten, da psychische Ursachen für ihre Beschwerden vermutet wurden. Noch verärgert darüber, dass die Ärzte nichts gefunden hatten, kam Frau B. zu mir ins Institut. Mittlerweile war sie schon mehrmals über mehrere Wochen krankgeschrieben.

In der Beratung habe ich Frau B. zunächst darüber aufgeklärt, dass psychosomatische Beschwerden, wie beispielsweise Herzrasen, häufig eine sinnvolle Reaktion des Körpers seien, eine Art Ampelsystem und Sprachrohr der Seele. So zeigt die Seele an, wenn im Leben etwas “nicht stimmt”. Dann habe ich mit Frau B. erarbeitet, was sie ganz konkret beim erneuten Auftreten von Herzrasen tun könne – wir haben einen sogenannten “Notfallkoffer” gepackt, mit Atemübungen zur Entspannung und Tools zum schnellen Stressabbau, wie ein Ruhebild oder Klopftechniken. Bereits im nächsten Gespräch berichtete sie, dass sie dieser Notfallkoffer sehr beruhigt habe – vermutlich war das Herzrasen allein aus diesem Grunde bereits etwas zurückgegangen, denn dadurch kam sie raus der Defensive in die Offensive – sie konnte etwas tun!

Dennoch galt es, auf die Ursachen des Herzrasens zu schauen: Was brauchte ihre Seele denn? Frau B. führt “äußerlich” ein sehr geordnetes Leben. Im Laufe der Beratung stellte sich jedoch heraus, dass sie “innerlich” sehr unglücklich mit mehreren Begebenheiten war. So hatte sie eine mehr als zwei Jahre zurückliegende Trennung noch nicht wirklich überwunden. Darüber hinaus war sie mit ihrer Lebenssituation insofern nicht zufrieden, als dass sie immer nur funktioniere und wenige Dinge tat, die ihr wirklich Freude bereiteten. Außerdem zeigte und verhielt sich Frau B. nach außen häufig sehr hart und belastbar. Wie nah ihr vieles ging, hielt sie verborgen.

Aufgrund der Beratung begann Frau B. zunächst, ihre Freizeit umzugestalten: Sie verfolgte verstärkt ihre eigenen Interessen und unternahm öfter etwas, was ihr wirklich guttat. Im zweiten Schritt wurde in Aufstellungsarbeiten und Sichtwechseln auch ihre Trennung bearbeitet, was ihr zunächst nicht leichtfiel, sie langfristig aber sehr erleichterte.

Im Laufe der Beratung lernte Frau B. viele neue Seiten an sich kennen und konnte sich zunehmend authentisch geben. In diesem Zusammenhang gelang es ihr auch immer besser, ein gesundes Abgrenzungsverhalten zu entwickeln. Parallel zu ihren Veränderungen ging im Weiteren auch das Herzrasen zurück. Heute versteht sie dies als Hinweis, wieder verstärkt auf sich selbst und ihre Bedürfnisse zu achten.

Hier also drei einfache Tipps, um psychosomatischen Beschwerden zu begegnen oder sie bestenfalls gleich zu verhindern:

– Achten Sie auf Ihre Seele, fragen Sie sich: “Was will sie? Was braucht sie?”

– Gönnen Sie sich Auszeiten – wertvolle “Me”-Time

– Und unterschätzen Sie nicht die Kraft der Selbstfürsorge!

In diesem Sinne: Genießen Sie mehr und passen Sie auf sich auf – dann lässt Ihre Seele sie auch machen.

*Der Fall wurde mit dem Einverständnis der Betroffenen anonymisiert.

Aus Gründen der Lesbarkeit wurde im Text die weibliche Form gewählt, nichtsdestoweniger beziehen sich die Angaben auf Angehörige beider Geschlechter.

Autorin Mareike Fell ist systemischer Coach und Heilpraktikerin für Psychotherapie und ist als Beraterin und Trainerin in der externen Mitarbeiterberatung für das Fürstenberg Institut tätig. Internet: www.fuerstenberg-institut.de 

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