Kommen und Gehen: Neugründungen und ihr Ende

Immer wieder verschwinden schon wenige Jahre nach der Gründung Vertriebe, Haftungsdächer und Pools vom Markt – einige mit großem Getöse, andere fast unbemerkt. Cash. nennt die Gründe und stellt einige Fälle vor.

Text: Katja Schuld

Viele Unternehmen überstehen die ersten Jahre nach ihrer Gründung nicht. Einer Studie des Zentrums für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW) aus dem Jahr 2010 zufolge, haben im Zeitraum 2000 bis 2008 im Durchschnitt jährlich zwischen 60.000 und 75.000 junge Unternehmen, die nicht älter als fünf Jahre sind, den Markt wieder verlassen beziehungsweise verlassen müssen.

Auch die Branche der Finanzdienstleister ist davon nicht ausgenommen. Die Gründe für die Schließung sind indes vielfältig. Bei den einen passt das Geschäftsmodell nicht mehr, über anderen kreist der Pleitegeier, weil sie sich schlichtweg verpokert haben.

Letzteres ist öffentlichkeitswirksam dem Kasseler Spezialvertrieb für private Krankenversicherungen zum Verhängnis geworden. 2003 gründete Mehmet E. Göker mit damals 23 Jahren das Unternehmen MEG. Jahrelang brummte es, 2008 wurde das Geschäftsmodell umgestellt und alle Berater bekamen ein festes Grundgehalt plus Provisionen.

Das Ende der Ära Göker begann im September 2009, als er sich aus dem Geschäft zurückzog und seinen Posten als Vorstandsvorsitzender abgab, aber zunächst Alleinaktionär der Firma blieb. Finanzvorstand Michael Kopeinigg übernahm das Ruder.

Man wolle „mit diesen Maßnahmen an die Erfolge der Vergangenheit anknüpfen, um auch in Zukunft neue Maßstäbe in dieser Branche setzen zu können“, verkündete MEG. Damit war es schon bald vorbei. Der Wiesbadener Finanzkonzern Aragon, zu dem unter anderem der Maklerpool Jung, DMS & Cie. und die Beteiligungsplattform Bit Treuhand gehören, kaufte Ende September den Vertrieb. Das Ziel: im Markt für private Krankenversicherungen angreifen. Bereits einen Monat später war MEG insolvent, Aragon musste feststellen, dass eine Sanierung nicht mehr möglich war – und das lag nicht nur daran, dass Berater festangestellt waren.

Das Unternehmen hatte mehr als 16 Millionen Euro Schulden angehäuft. Die Rettung des Vertriebs scheiterte letztlich daran, dass die Versicherer für neu abgeschlossene Verträge nicht mehr zahlen wollten und stattdessen eine Verrechnung mit ihren Provisionsvorschüssen in Millionenhöhe forderten – die Storno-Quote der verkauften Versicherungen lag bei 70 Prozent.

Seite 2: Zwei auf einen Streich

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