Wie Anleger per Robo Advising an Value Investing teilhaben können

Foto: Estably
Andreas Wagner

Durch Robo Advisor wird der Zugang zu einem hochaufwendigen Investmentansatz wie Value Investing kostengünstiger und somit einer breiteren Masse möglich gemacht. Gastbeitrag von Andreas Wagner, Estably

Bis vor wenigen Jahren war die Vermögensverwaltung etwas für Großkunden ab einer halben Million Euro Investitionssumme aufwärts. Dieser – für die meisten Anleger unerreichbar hohe – Betrag war nötig, um das Geld sinnvoll und wohl überlegt anzulegen und vor allem auch die Kosten für Verwaltung, Managen und Auswahl der Anlageobjekte zu decken. Robo Advisor haben dieser Exklusivität ein Ende bereitet und drastisch automatisiert. Indes beträgt die Mindestanlagesumme oft immer noch um die 100.000 Euro – und angelegt wird das Geld dann oft in ETFs.

Als einer der sehr wenigen Robo-Advisor-Anbieter verfolgen wir einen Value-Investing-Ansatz, bei dem wir uns die aus unserer Sicht unterbewerteten Aktien individuell anschauen, analysieren und auswählen. Trotzdem können Anlagen ab 20.000 Euro gemanagt werden. Ermöglicht hat dies wiederum eine moderne IT-Lösung – allerdings nur für die Administration, nicht die Investition. Dies wurde durch eine Mischung aus konsequenter Digitalisierung und analogem Vorgehen geschaffen.

Spezifische Mischung: Automation und Tradition

Robo Advisor vereinfachen und skalieren bei den kostenintensiven Schritten und administrativen Prozessen. Das so gesparte Geld wird dann in die Analyse von Hand gesteckt. Durch die Technologie und die damit verbundenen Automationen wird der Zugang zu einem hochaufwendigen Investmentansatz wie Value Investing kostengünstiger und somit einer breiteren Masse möglich gemacht. Die digitalen Prozesse setzen dabei vor allem in drei Bereichen ein:

  • Beim Anmeldeprozess durch den Kunden, inklusive der Darlegung seiner Vermögensverhältnisse und Ziele, und der Depoteröffnung. Der Kunde muss hier nicht mehr zu einem Vermögensverwalter fahren, sondern kann von überall aus und zu jeder Zeit einen Vermögensverwaltungsvertrag allein abschließen. Auf diese Weise fallen viele Kosten weg, obwohl es selbstverständlich immer noch die Möglichkeit gibt, sich bei Bedarf telefonisch beraten und helfen zu lassen.
  • Zweitens hat der Kunde die Entwicklung seines Depots tagesaktuell im Blick, ohne dass er extra – wie früher branchenüblich – beim Berater anrufen muss.
  • Drittens wird er digital über Neuigkeiten informiert und auf dem Laufenden gehalten.

Skalieren, wo es geht – Aktienauswahl per Hand

Diese Abläufe lassen sich stark skalieren und in weiten Teilen der Branche gibt es das seit rund fünf Jahren. Eine Möglichkeit, sich von seiner Konkurrenz dadurch zu differenzieren, ist das Research und die Auswahl der Anlageobjekte: Es wird möglichst viel mit Künstlicher Intelligenz und Robo Advisor erledigt, nicht aber die Auslese der Aktien nach dem Value-Investing-Ansatz, bei dem die Analyse einen höheren fundamentalen Unternehmenswert ergibt, als es der Markt dem Titel zubilligt. Das wird ganz klassisch betrieben, einzelne Aktien werden dabei individuell betrachtet und evaluiert. Künstliche Intelligenz und Algorithmen sind hierbei oftmals nicht ausgereift genug. Sie sind meist nicht so gut wie erfahrene Portfoliomanager, auch wenn es Managementsysteme zur Überwachung und Anpassung der Portfolios gibt.

IT-Lösungen ermöglichen exklusive Investments für fast alle

Fazit: Digitale Technologien bei der Vermögensverwaltung helfen uns, die administrativen Prozess zu vereinfachen und für den Kunden höchst komfortabel zu gestalten. Vor allem bei drei Aspekten spielen Robo Advisor und andere IT-Lösungen ihre Stärken aus: Beim Anmeldeprozess, dem Vertragsabschluss und der Überwachung des Depots. So können wir unser Geschäftsmodell skalieren, bei dem jeder zusätzliche Kunde keinerlei Mehraufwand verursacht – während schließlich der Aufwand bei der Auswahl der Aktien unabhängig von der Anzahl der Kunden ist. Zudem kann der Kunde dank der Technik rund um die Uhr einen digitalen Vertrag abschließen. Gleichzeitig sind Portfolios und Transaktionen transparent und sicher. Diese digitale Lösung ermöglicht es also, kostenintensive Investmentmethoden anzubieten und diese einer breiten Öffentlichkeit zugänglich zu machen.

Andreas Wagner ist Geschäftsführer und Partner des Liechtensteiner Vermögensverwalters Estably.

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