„Diskussion um Verlagerung der Provision löst Problem nicht“

In den Metropolen und Ballungszentren lassen sich Mietwohnungen großteils nur noch über Makler finden. Eine aktuelle Analyse von Immobilienscout24 zeigt, dass in Hamburg 82 Prozent, in München 76 Prozent und in Berlin 61 Prozent der der Mietobjekte über Makler angeboten werden, deren Provision zumeist vom Mieter gezahlt wird. 

Marc Stilke, Immobilienscout24

Der jüngst aus Hamburg gekommene Vorschlag, dass zukünftig der Vermieter die Provision trägt, werde laut Marc Stilke, CEO von Immobilienscout24, die Situation auf dem Wohnungsmarkt aber nicht entspannen.

In deutschen Großstädten nimmt die Zahl der Interessenten pro angebotene Mietwohnung stetig zu, so das Ergebnis der Erhebungen des Online-Markplatzes: Während in 2007 auf ein inseriertes Berliner Mietobjekt auf der Plattform noch vier Gesuche kamen, sind es in diesem Jahr schon 33. In Hamburg verringerte sich dieses Verhältnis in den vergangenen fünf Jahren von eins zu elf auf eins zu 58. In der Bayernmetropole München kommen aktuell 50 Gesuche auf ein inseriertes Objekt, 2007 waren es lediglich sieben.

Das zunehmend geringere Wohnungsangebot führe, laut Immobilienscout24 naturgemäß gleichzeitig zu steigenden Mieten. In München sind die Mieten in den letzten zwölf Monaten demnach um rund sechs Prozent gestiegen, in Hamburg um fünf und in Berlin sogar um durchschnittlich acht Prozent. Insbesondere für Großstadt-Mieter bedeute die Übernahme der Maklerprovision eine zusätzliche finanzielle Belastung zu den ohnehin schon höheren Mietkosten. Dass die Vermittlungsgebühr vor allem in den Metropolen fällig wird, zeigt eine Studie von Mindline Energy, die vergangenes Jahr im Auftrag von Immobilienscout24 durchgeführt wurde: Fast jeder Zweite (44 Prozent) derjenigen, die für den Verkauf oder die Vermietung einen Makler einschalten, wohnt überwiegend in größeren Städten mit über 100.000 Einwohnern. Die Mehrheit derjenigen, die keinen Makler nutzen (41 Prozent), lebt dagegen in eher kleineren Orten unter 20.000 Einwohnern.

Für Stilke ist die Initiative, die Maklerprovision künftig nach dem Bestellerprinzip zu regeln, nachvollziehbar: „Dass derjenige, der den Makler beauftragt, auch zahlt, ist nur fair.“ Jedoch stellt für ihn die derzeitige politische Diskussion ein Feigenblatt dar, mit dem das eigentliche Wohnungsproblem nicht gelöst werden kann: „Anhand unserer umfassenden Marktdaten sehen wir, dass sich der Mietmarkt in den vergangenen fünf Jahren vor allem in den Metropolen stark angespannt hat. Die gestiegenen Mieten lassen sich ganz klar auf ein geringeres Angebot zurückführen. Eine neue gesetzliche Regelung zur Übernahme der Courtage wird deshalb die Mieten nicht senken. In angelsächsischen Ländern beispielsweise wird der Makler seit Jahren vom Vermieter bezahlt. London ist aber nach wie vor eine der teuersten Metropolen Europas.“ Der Immobilienscout24-CEO warnt: „Wenn pauschal die Vermieter die Maklerprovision übernehmen sollen, kann dies eher zu einer Umlage auf die Kaltmiete führen; dadurch würde indirekt doch der Mieter zur Kasse gebeten. Gefragt ist vielmehr die Politik, gerade in den Großstädten die Weichen für mehr Neubau und entsprechende Grundstücksvergaben zu stellen.“

Hintergrund: Die rot-grün regierten Bundesländer wollen die Vermittlungsprovision zukünftig nach dem Bestellerprinzip geregelt sehen. So sieht es ihr Vorhaben, Anfang 2013 einen entsprechenden Gesetzentwurf in den Bundesrat einzubringen, vor. Derjenige, der den Makler beauftragt, soll die Courtage bezahlen. Bisher ist nicht gesetzlich geregelt, ob der Vermieter oder der Mieter die Gebühr entrichten muss. Lediglich ihre maximale Höhe – zwei Monatskaltmieten plus Umsatzsteuer − ist festgelegt. Während Vermieter in bevölkerungsarmen Landstrichen die Maklerkosten häufig selbst tragen, wird die Gebühr in Metropolen wie Hamburg, München, Köln oder Düsseldorf meist auf den Mieter abgewälzt. (te)

Foto: Immobilienscout24

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