Finanzvorstände müssen bei digitalen Strategien deutlich aufholen

Gerade einmal jedes zweite Unternehmen im deutschsprachigen Raum hat die Prozesse in seiner Finanzabteilung zumindest in Ansätzen standardisiert und automatisiert, obwohl fast alle CFOs dies als maßgebliche Voraussetzung zur erfolgreichen Effizienzsteigerung sehen. Tatsächlich im Einsatz sind Automationstechnologien wie Robotic Process Automation (RPA) sogar nur in jedem sechsten Unternehmen. Dies sind Ergebnisse der Horváth & Partners CFO-Studie 2019.

Großer Nachholbedarf besteht darüber hinaus nach Meinung der Studienautoren Kai Grönke, Partner und Leiter des Beratungsbereichs CFO Strategy & Organization bei Horváth & Partners, und  Achim Wenning, Partner im Bereich Controlling & Finance bei Horváth & Partners, bei der Agilität der Organisation, welche nach Ansicht der Finanzentscheider eine Schlüsselkompetenz zur Bewältigung der Transformation im Zuge der Digitalisierung ist.

Finanzdaten sind wertvoll für die Unternehmenssteuerung, wurden in der Vergangenheit jedoch hauptsächlich herangezogen, um zurückliegende Vorgänge zu bewerten und historisch nach Optimierungsmöglichkeiten zu suchen. Neue Technologien verschieben diese Aufgaben vom reaktiv-analysierenden Ansatz in Richtung proaktiv-prognostizierend. Darin sehen neun von zehn Finanzvorständen den wichtigsten Trend.

Sie spüren zunehmende Anforderungen hinsichtlich Einbindung und intelligenter Analyse externer Datenquellen, die häufig im Kontext Künstlicher Intelligenz (KI) thematisiert werden. 77 Prozent der Befragten messen beispielsweise Advanced Analytics eine große Bedeutung zu, um vorwärtsgerichtete Entscheidungen zu unterstützen – ein Zuwachs von 19 Prozentpunkten gegenüber der Vorjahresbefragung. Predictive Forecasting, in der diesjährigen Studie erstmalig erfasst, wird nach Ansicht von 75 Prozent der Befragten künftig eine große Rolle spielen.

Rückstand bei Umsetzung

Aktuell sind die wenigsten Finanzabteilungen so weit, dem Anspruch an die vorausschauende Planung und Steuerung gerecht zu werden. Erst in jedem fünften Unternehmen werden solche modernen Planungsmethoden aktuell angewendet.  Auch im Bereich der Automatisierung hängen die Finanzabteilungen hinterher. Gerade einmal 56 Prozent haben Maßnahmen zur Standardisierung und Automatisierung ihrer Abläufe umgesetzt, obwohl 99 Prozent der Befragten darin den größten Hebel zur Effizienzsteigerung sehen. Tatsächlich angewendet werden Automationstechnologien wie Robotic Process Automation (RPA) bisher sogar nur von 17 Prozent.

„Im Vergleich zu anderen Unternehmensbereichen sind Automationstechnologien in der Finanzabteilung bislang aber noch erstaunlich selten im tatsächlichen Einsatz. Dies kann auf fehlendes Know-how, Schwierigkeiten bei der Festlegung geeigneter Anwendungsfälle, aber auch auf latente Ängste von Job-Abbau und -Verlust zurückgeführt werden“, so Kai Grönke.

Agilität als Schlüsselkompetenz

An der Transformation der Finanzabteilung hin zu einer digitalen, dynamischen Organisation führt laut den Horváth-Experten jedoch kein Weg vorbei. „Die Führungskräfte müssen lernen, den Wandel als Dauerzustand zu begreifen, und ihre Organisation entsprechend agil aufstellen“, so Grönke. Um die sich stetig verändernden Anforderungen zu meistern, müssen Strukturen, Prozesse, Informations- und Kommunikationswege auf Agilität getrimmt werden. Diese Erkenntnis teilen auch die Studienteilnehmer – mehr 160 internationale Führungskräfte aus dem Finanzbereich – , die die Implementierung agiler Organisationsformen und Arbeitsweisen sogar als größte Herausforderung für die Zukunft ansehen.

„Die CFOs müssen neue Einheiten wie beispielsweise Digital Labs aufbauen, agile Arbeitsmethoden implementieren und neue Stellenprofile schaffen, wie beispielsweise Data Scientists“, so Achim Wenning. Diese Maßnahmen wurden bisher zumindest von einem Drittel der befragten Unternehmen schon umgesetzt. (fm)

Foto: Horváth & Partners

 

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