Mietkauf: DIW fordert Politik zum Handeln auf

In die Diskussion um den angespannten Wohnungsmarkt hat das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung ein staatlich gefördertes Mietkauf-Modell eingebracht, von dem vor allem einkommensschwache Familien profitieren sollen. Was nun geplant werden soll.

Bei diesem Modell ginge der Staat als Bauherr in Vorleistung und ließe nach europaweiter Ausschreibung Eigentumswohnungen in Mehrfamilienhäusern bauen. Diese würden dann an junge Familien veräußert, die über monatliche Zahlungen an den Staat Stück für Stück selbst zum Eigentümer der Immobilie würden.

„Monatliche Tilgungsrate soll Miete einer vergleichbaren Wohnung entsprechen“

„Die Idee ist, zu Beginn des Berufslebens eine Eigentumswohnung zu erwerben und diese über die Jahre der Erwerbstätigkeit bis spätestens zum Rentenbeginn abzuzahlen“, heißt es in einem Fachaufsatz des DIW, den das Institut am Mittwoch vorgelegt hat.

„Die monatlich zu erwartenden Tilgungsraten sollten in etwa der Miete für eine vergleichbare Wohnung entsprechen.“

Für junge Menschen sei vor allem der Eigenkapitalanteil ein großes Hindernis, eine Immobilie zu kaufen, sagte der Co-Autor des Artikels, Markus Grabka, am Mittwoch der Deutschen Presse-Agentur. Mit dem Modell würde dieses Problem behoben. Einkommensschwache Familien könnten mit der eigenen Wohnung Vermögen aufbauen und im Alter profitieren.

Stabile Raten sollen das Risiko von Ausfällen mindern

Die Monatsrate bliebe für die Käufer über die gesamte Laufzeit unverändert – und sei damit unabhängig von der Zins- und Mietpreisentwicklung. Vor allem bei den Nebenkosten könnte auf diese Art gespart werden, für die beim konventionellen Wohnungskauf viel Eigenkapital aufgebracht werden müsste.

Die für den Bau der Wohnungen notwendigen Grundstücke sollten sich bei diesem Modell „idealerweise im Eigentum der öffentlichen Hand befinden“, schreiben die Autoren, damit diese per Erbpacht dem Käufer übergeben werden könne.

Weil auf diese Weise auch Vermögen bei einkommensschwachen Familien aufgebaut würde, sei das Modell eine Möglichkeit, die Vermögensungleichheit in Deutschland zu bekämpfen.

Nur einer von vielen Wegen, um Wohnungsnot zu mindern

Die Autoren bezeichnen das Modell als lediglich einen von vielen möglichen Wegen, die Probleme auf dem heftig umkämpften Wohnungsmarkt in den Griff zu bekommen. Sie nennen aber auch Risiken: So brauche es ausreichend Flächen in öffentlicher Hand. Fehlplanungen, wie der Bau von Wohnungen in von Bevölkerungsschwund betroffenen Regionen, müssten vermieden werden.

Dass sich die Lebensumstände der Käufer ändern und diese unverhofft wegziehen könnten, sei indes kein Problem, sagte Co-Autor Grabka. „Im Falle eines Umzugs könnte die Immobilie von den ursprünglichen Käufern einfach an Dritte weiter vermietet werden.“

Sie blieben dann die Eigentümer, sobald das Haus abbezahlt sei. „An solchen Einzelfällen sollte man nicht das Modell stürzen lassen.“

Skepsis beim Bundesverband deutscher Wohnungs- und Immobilienunternehmen

Der Bundesverband deutscher Wohnungs- und Immobilienunternehmen äußerte sich zu dem Vorschlag skeptisch. „Mietkaufmodelle haben wir in der Vergangenheit immer wieder mal angeboten“, sagte die Präsidentin der Geschäftsführung, Ingeborg Esser, am Mittwoch der Deutschen Presse-Agentur.

„Stark nachgefragt wurden diese nie.“ Es sei zudem fraglich, ob der Staat der bessere Bauherr sein könne.

Für diesen würden zudem hohe Verwaltungskosten anfallen. Esser sieht in staatlichen Bürgschaften einen geeigneteren Weg, einkommensschwachen Familien den Immobilienkauf zu ermöglichen. „Auch auf diese Weise ließe sich der Eigenkapitalanteil senken.“

Deutscher Städtetag sieht wenig Potential zur Lösung

Auch der Deutsche Städtetag hält das Modell nicht für einen „effizienten und in großem Umfang zielführenden Weg“.

So sei „etwa zu bezweifeln, ob die monatlichen Gesamtzahlungen bei diesem Modell selbst bei Grundstücksvergaben in Erbpacht für Familien mit kleinen Einkommen erschwinglich sind“, teilte die stellvertretende Hauptgeschäftsführerin, Verena Göppert, am Mittwoch auf Anfrage mit.

Zudem bestünde in den stark wachsenden Städten ein „absoluter Mangel an Wohnbauflächen in öffentlicher Hand“. (dpa/AFX)

 

Foto: Shutterstock 

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