Creditreform: Zahl der überschuldeten Menschen fällt auf Rekordtief

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Die Wirtschaftsauskunftei Creditreform hat ihren neuen Schuldneratlas für Deutschland veröffentlicht. Danach ist die Zahl der überschuldeten Menschen auf den tiefsten Wert seit 2004 gefallen. Doch die Daten sind trügerisch. Die Preisexplosion bei Energie und Lebensmitteln sind noch gar nicht bei vielen angekommen.

Die Zahl der überschuldeten Menschen ist in Deutschland in diesem Jahr auf ein Rekordtief gefallen. Insgesamt zählte die Wirtschaftsauskunftei Creditreform in ihrem neuen „Schuldneratlas Deutschland 2022“ knapp 5,9 Millionen überschuldete Personen, rund 274.000 oder 4,4 Prozent weniger als im Vorjahr. Dies sei der niedrigste Wert seit Beginn der Auswertungen im Jahr 2004, berichteten die Experten.

Die Überschuldungsquote, also der Anteil überschuldeter Personen im Verhältnis zu allen Erwachsenen in Deutschland, sank binnen Jahresfrist von 8,86 auf 8,48 Prozent. Überschuldung liegt den Experten zufolge vor, wenn der Schuldner die Summe seiner fälligen Zahlungsverpflichtungen mit hoher Wahrscheinlichkeit über einen längeren Zeitraum nicht begleichen kann – oder kurz: die Gesamtausgaben die Einnahmen übertreffen.

„Wir fürchten eine Trendwende“

Allerdings rechnet die Wirtschaftsauskunftei angesichts der aktuellen Preisexplosionen bei Energie und Lebensmitteln schon bald mit einer spürbaren Verschlechterung der Situation. „Die guten Zahlen sind leider trügerisch“, sagte der Leiter der Creditreform Wirtschaftsforschung, Patrik-Ludwig Hantzsch. „Wir fürchten in den kommenden Monaten eine Trendwende.“ Denn die hohen Belastungen durch die Inflation und vor allem die ansteigenden Energiekosten seien noch längst nicht vollständig beim Verbraucher angekommen.

Nach Berechnungen der Creditreform-Tochter Microm laufen bis zu 19 Prozent der deutschen Haushalte Gefahr, ihre Rechnungen für Versorgungsleistungen wie Strom, Wasser, Gas und Wärme nicht sofort bezahlen zu können. Betroffen seien damit rund 7,8 Millionen Haushalte oder 15,6 Millionen Personen, sagte Microm-Geschäftsführer Michael Goy-Yun. (dpa-AFX/IhreVorsorge)

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