„Gelddruckerei könnte außer Kontrolle geraten“

Der Kölner Vermögensverwalter Flossbach von Storch gehört zu den gefragtesten Fondsanbietern hierzulande. Gründer und Vorstand Dr. Bert Flossbach erklärt, was die Anlagestrategie und das Risikomanagement seiner Portfolios erfolgreich macht.

Industriestaaten Flossbach
„Ohne die Hilfe der Notenbanken würden viele Industriestaaten von ihren Schulden, die sie über Jahrzehnte angehäuft haben, erdrückt.“

Cash.: Warum berücksichtigen Sie im Aktienanteil Ihrer Portfolios zurzeit kaum Schwellenmärkte?

Flossbach: Jahrelang wurde Anlegern lang und breit erklärt, wie groß das Potenzial der Schwellenländer sei, insbesondere der sogenannten BRIC-Staaten. Rasant wachsende Volkswirtschaften, die Bevölkerung jung und dynamisch. Das Problem ist, dass es nur wenigen Konzernen in den Schwellenländern gelingt, Umsatz- in Gewinnwachstum umzusetzen.

Die mangelnde Rechtssicherheit etwa ist ein belastender Faktor. Seit 2010 haben wir immer wieder davor gewarnt. Wir gehen davon aus, dass in den kommenden Monaten aus den Emerging Markets weiteres Geld abfließen wird.

Im Vergleich zu ihren Konkurrenten aus Europa oder den USA sind viele Unternehmen dort nach wie vor ambitioniert bewertet. Noch ist es unserer Meinung nach zu früh einzusteigen.

Der eigenen Meinung zu folgen, zeichnet Ihre Investmentphilosophie als Vermögensverwalter aus?

Ja, als inhabergeführtes Unternehmen sind wir nicht an die Vorgaben einer Bank oder eines Konzerns gebunden, sondern allein unseren Kunden verpflichtet. Sämtliche Anlageentscheidungen treffen wir aufgrund eines eigenen, fundamental begründeten Weltbilds.

Welche Rolle spielt die sinkende Wachstumsgeschwindigkeit Chinas?

Ein Rückgang des realen Wirtschaftswachstums auf sechs bis sieben Prozent ist nicht so schlimm wie allgemein angenommen. Aufgrund der Größe, die Chinas Volkswirtschaft mittlerweile hat, wäre das absolute Wachstum immer noch größer als im Rekordjahr 2007, damals wuchs das chinesische Bruttoinlandsprodukt um mehr als elf Prozent.

Die Regierung ist zudem bemüht, das asymmetrische Wachstumsmodell, das vor allem auf Infrastrukturprojekten und Investitionen basiert, ausgeglichener zu gestalten. Die Exportabhängigkeit soll gesenkt, der Konsum gestärkt werden – auch wenn darunter die Wachstumsdynamik leidet.

Wie schätzen Sie das Krisenmanagement der Industriestaaten ein?

Im Grunde gibt es nur die eine Möglichkeit: Ohne die Hilfe der Notenbanken würden viele Industriestaaten von ihren Schulden, die sie über Jahrzehnte angehäuft haben, erdrückt. Japan ist das krasseste Beispiel: Der Schuldenberg dort ist mittlerweile auf das Zweieinhalbfache des Bruttoinlandsproduktes angewachsen.

Schon heute druckt die Bank of Japan Yen im Wert von umgerechnet rund 45 Milliarden Euro pro Monat, um die Zinsen niedrig zu halten und damit auch die Refinanzierungskosten des Staates zu senken. Irgendwann könnte die Gelddruckerei außer Kontrolle geraten – wie bei einer scheinbar harmlosen Spielerei mit dem Chemiebaukasten.

Wie steuern Sie die Portfolios, um starken Abschwüngen wie 2008 oder 2011 entgegenzuwirken?

Essenziell ist die Einzeltitelauswahl. Wir kaufen nicht den breiten Markt, sondern schauen genau, welche Unternehmen interessant sind – und welche nicht. Der Fokus liegt dabei auf global aufgestellten Konzernen mit starker Marktstellung, hoher Preissetzungsmacht, stabilen Margen und einer soliden Bilanzstruktur.

Wichtig sind zudem die laufenden Erträge in Form von Dividendenzahlungen, langfristig wirken sie wie ein Puffer gegen Kursrückschläge. Auf diesem Wege lassen sich die Portfoliorisiken begrenzen. Wenn es erforderlich sein sollte, setzen wir derivative Instrumente zur Absicherung ein.

Seite zwei: Größte Gefahren für die Fonds-Performance

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