Swisscanto: Krisen lassen Börse kalt

Die wirtschaftliche Erholung rund um den Globus kann den geopolitischen Belastungen in Israel, in der Ukraine und im Irak genügend Stärke entgegensetzen, um kurze Beeinträchtigungen der Finanzmärkte zu überwinden. Das sagt Thomas Härter, Leiter Anlagestrategie bei der Schweizer Fondsgesellschaft Swisscanto.

„Die niedrigen Zinsen halten die ‚Große Rotation‘ von Anleihen zu Aktien in Gang. Wir nehmen eine kleine Umschichtung von Japan-Aktien zugunsten von US-Titeln vor“, sagt Härter.

Indikatoren künden vom Aufschwung

Die weltweiten wirtschaftlichen Frühindikatoren befinden sich nach Angaben von Härter weiterhin auf dem höchsten Stand seit zwei Jahren. Besonders gute Werte kämen aus den USA: „Ein erwähnenswerter Aspekt der aktuellen US-Stärke ist sicherlich die Tatsache, dass die USA seit neuestem zum größten Erdöl-Produzenten der Welt aufgestiegen sind. Auf eine Stärkung der wirtschaftlichen Verfassung lassen aktuell auch die Daten aus China und Indien schließen; die Schwellenländer insgesamt sind wieder deutlich besser unterwegs.“

Für Europa wird für das Gesamtjahr 2014 ein Wachstum von 1,5 Prozent erwartet, das bisher vorwiegend vom Konsum getragen wird, während Unternehmen sich bei Investitionen zurückhalten.

Neue Tiefstände bei Anleiherenditen

In Europa erreichten die Renditen von Staatsanleihen neue Tiefstände, die zehnjährige deutsche Bundesanleihe bei 1,17 Prozent. Härter sagt: „Diese Entwicklung ist sowohl dem allgemeinen Anlagenotstand als auch der Zunahme geopolitischer Unsicherheiten geschuldet. Viele Staaten nutzen die extrem niedrigen Zinsen zu günstiger, langfristiger Refinanzierung. Für Anleger stellt die damit steigende Benchmark-Duration von Staatsanleihen eine Herausforderung dar: Mit einer Benchmark-neutralen Position lädt man sich ein erhebliches Zinsrisiko ins Portefeuille.“

Bei Unternehmensanleihen sind die Zinsaufschläge gegenüber Staatsanleihen auf ein Niveau wie zuletzt im Jahr 2007 gesunken. Härter empfiehlt deswegen,  Durations- und Bonitätsrisiken stark zu begrenzen.

Aktienauswahl braucht wieder Expertise

Aktien sind nach Einschätzung von Härter inzwischen weltweit mehrheitlich fair bewertet oder bereits in den Bereich leichter Überbewertung vorgerückt: „Nur europäische Aktien haben bis zu ihrem fairen Wert noch Aufholbedarf – wir bleiben in Europa deshalb übergewichtet. Bei Unternehmen in den USA beobachten wir eine Zunahme der Investitionstätigkeit – das somit breiter aufgestellte US-Wachstum veranlasst uns, auch die US-Aktienquote leicht zu erhöhen.“ Kurssteigerungen fänden inzwischen weniger auf Ebene der Gesamtmärkte statt, Anleger seien deutlich selektiver geworden.

Für Härter eine positive Entwicklung: „Einzelne Sektoren und einzelne Aktien werden stark bevorzugt oder gemieden – insgesamt ist das eine Entwicklung, welche für Branchenkenner und Stock-Picker ein ideales Umfeld schafft.“ (mr)

Foto: Shutterstock

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