„Riester war zaghaft, schlecht durchdacht und stümperhaft.“

In welchen Ländern ist das anders, wo investieren Sparer mehr in Aktien?

Eigentlich kann man sagen in den meisten Ländern, aber es gibt deutliche Unterschiede je nach Entwicklungsstufe der Kapitalmarktkultur. Die angelsächsischen Ländern sind da wesentlich weiter. Das liegt auch daran, dass die Altersvorsorgesysteme dort nicht auf Umlageverfahren beruhen, sondern auf kapitalgedeckten Verfahren.

In Großbritannien, in den USA, aber auch in manchen asiatischen Ländern und Australien weiß jeder, dass er möglichst frühzeitig anfangen muss, Geld zurückzulegen, es arbeiten zu lassen, etwa in Pensionsfonds.

Dergleichen gibt es in Deutschland auch nicht. Das hat übrigens historische Gründe. Konrad Adenauer, der erste Bundeskanzler, hat gesagt, Kinder gibt es immer, deshalb sei ein Umlageverfahren klüger. Chronistisch stimmt es, es gibt immer Kinder, aber nicht so viele, sonst hätte er Recht behalten.

Es wäre besser gewesen, wir hätten, ähnlich wie die Niederländer, auf ein kapitalgedecktes Verfahren gesetzt, damals war das eine große Diskussion. Das heißt, vom monatlichen Gehalt wird zwangsweise ein Teil eingezahlt und das Geld muss arbeiten, am besten langfristig in Unternehmen, denn Altersvorsorge ist ein langfristiges Thema.

In Deutschland haben wir es zum Beispiel mit Riester versucht. Viel zu zaghaft, nicht gut durchdacht. Es war stümperhaft. Die Politik hat auch keinen wirklichen Willen erkennen lassen. Kurz: Da müssen wir eigentlich nochmal ran. Da sind wir aber jetzt 40 Jahren hinterher.

Was muss sich in Deutschland ändern, damit die Aktienquote der Sparer steigt?

Die Diskriminierung der Aktienanlagen gegenüber Zinsanlagen muss aufgehoben werden, insbesondere in der Regulatorik. Bilanzierungsnachteile und vor allem steuerliche Benachteiligungen müssen endlich abgeschafft werden. Wir waren ja schon wesentlich weiter. Ich erinnere daran: Kursgewinne waren, wenn man Aktien lange genug hielt, einmal steuerfrei.

Die Besteuerung von Kursgewinnen oder auch Dividenden geschah früher nach dem Anrechnungsverfahren, das war sauber, damit konnte die Doppelbesteuerung ausgeschlossen werden. Das hat sich wesentlich verschlechtert.

Die Politik, sollte dies als Problem endlich begreifen und ist dringend aufgefordert, zu handeln: Wir laufen hier geradewegs wie die Titanic auf den Eisberg zu, auf ein wesentliches Altersvorsorgeproblem. Eigentlich müsste es jeder wissen, aber wenn kein Impuls von der Politik kommt, wird sich auch nichts mehr ändern.

Hat diese Doppelbesteuerung auch sozialpolitische Gründe?

Nein, sozialpolitische Gründe hat es nicht, sondern vielleicht eher progagandistische Gründe der Gestalt, dass man sagt, jawohl, man muss Geldbesitzern möglichst hohe Steuern auferlegen, das sind ja ohnehin Schelme wie auch alle Banken. Nun ist es aber so, dass eine gedeihliche Wirtschaft Geld braucht. Die Wirtschaft ist der Motor und das Geld ist das Öl. Und das schmiert den Motor, er läuft er besser.

Interview: Katharina Lamster

Foto: Loys

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