Gesellschaftlicher Nutzen und Finanzerträge sind keine Gegensätze

Wer bei seinen Investitionen, auch die Faktoren Umwelt, Gesellschaft und Unternehmensführung beachtet, wird langfristig davon profitieren. Millennials werden verstärkt nach diesen Kriterien investieren. Gastbeitrag von Rob Wilson, MFS Investment Management

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Robert Wilson: „Wenn man als Investor seinen Horizont erweitert und all dies berücksichtigt, kann man möglicherweise seine Risiken verringern, neue Chancen entdecken und mit einem integrierten ESG-Ansatz Mehrwert für seine Kunden schaffen.“

ESG-Research, also Investmentanalysen unter Berücksichtigung von Umwelt- und Sozialfaktoren sowie der Corporate Governance, ist in vielerlei Hinsicht zum Mainstream geworden. Investoren erkennen zunehmend, dass Themen wie Klimawandel, Menschenrechte und Diversität am Arbeitsplatz die Risiken und Erträge beeinflussen.

Immer mehr Investoren analysieren ESG-Faktoren und deren mögliche Auswirkungen auf ihre Anlagen. Das Bewusstsein wächst weltweit, von Skandinavien und den Niederlanden bis zu den USA, Kanada (insbesondere Ontario) und Australien. Auch in Asien entsteht eine neue Dynamik, da sich China der Verbesserung von Luft- und Wasserqualität verschrieben hat. Und Japan setzt gerade mit Nachdruck den von Premierminister Abe initiierten neuen Stewardship-Kodex um.

Eine unserer jüngsten Investitionen in China zeigt beispielhaft, wie Investoren einen holistischen ESG-Ansatz verfolgen können. Als wir über ein Investment in einen chinesischen Getränkehersteller nachdachten, haben wir uns die Produktionsstandorte angesehen und festgestellt, dass 80 Prozent von ihnen in Regionen mit ernsthafter Wasserknappheit lagen, laut dem chinesischen statistischen Jahrbuch und der Aqueduct-Wasserrisikokarte.

Unternehmen einzeln bewerten

Daraufhin stellten wir dem Investor-Relations-Direktor des Unternehmens einige Fragen. Seine Antworten ließen vermuten, dass die Risiken in der Tat erheblich seien – und bestätigten uns darin, bei der Bewertungsanalyse das Thema Wasser zu berücksichtigen. Unser Analyst setzte daher den höchstmöglichen Bewertungsabschlag fest, sodass das Kursziel 20 Prozent niedriger ausfiel.

Dieses Beispiel zeigt, dass Investoren in ihren Analysen ESG-Faktoren unternehmensspezifisch berücksichtigen müssen. Dazu muss ein Investor die Aktie, die er besitzt oder kaufen will, umfassend beurteilen. Standard-Finanzkennziffern wie Gewinne, Umsätze und Auftragseingänge reichen nicht mehr.

Seite zwei: Warum ESG Mehrwert schafft

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